Caritas Diözese St. Pölten, Chat-Plattform
Ein Jahr open2chat.at

Katja (Peerbegleiterin), Hannes Ziselsberger (Caritasdirektor der Diözese St. Pölten), Samuel (Peerbegleiter), 
Susanne Schmalwieser (Projektmitarbeiterin der Karl Landsteiner Privatuniversität), Christiane Teschl-Hofmeister (Landesrätin für Bildung, Familie und Soziales),
Univ.-Prof. HR MMag. DDr Erwin Rauscher (Rektor der Pädagogischen Hochschule Niederösterreich)  | Foto: Franz Gleiss
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  • Katja (Peerbegleiterin), Hannes Ziselsberger (Caritasdirektor der Diözese St. Pölten), Samuel (Peerbegleiter),
    Susanne Schmalwieser (Projektmitarbeiterin der Karl Landsteiner Privatuniversität), Christiane Teschl-Hofmeister (Landesrätin für Bildung, Familie und Soziales),
    Univ.-Prof. HR MMag. DDr Erwin Rauscher (Rektor der Pädagogischen Hochschule Niederösterreich)
  • Foto: Franz Gleiss
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Die Online-Chat-Plattform von Jugendlichen für Jugendliche feierte am 1. Dezember Geburtstag: Anonym, kostenlos und rund um die Uhr erreichbar ist die Chat-
Plattform www.open2chat.at von Jugendlichen für Jugendliche. Das innovative Projekt ist seit 1. Dezember 2021 online und war seitdem bereits für über 330 Jugendliche in Niederösterreich und Wien eine erste Anlaufstelle bei Problemen, Sorgen und Nöten.

ST. PÖLTEN (pa). Lockdown, Distance Learning, Einsamkeit – die 2020 ausgebrochene Corona-Pandemie hat vor allem auch bei Jugendlichen deutliche Spuren hinterlassen. Depressive Symptome haben sich bei Kindern und Jugendlichen im zeitlichen Verlauf der letzten zwei Jahre sogar verfünffacht, Angstsymptome und Schlafstörungen verdreifacht. (Gesundheitsbefragung 2019) Hinzukommen aber auch noch Themen wie Identitätssuche, Angst vor Mobbing oder Gruppendruck – Dinge, über die es sich leichter mit Gleichaltrigen als mit Erwachsenen sprechen lässt.
Genau das ermöglicht die niederschwellige Onlineplattform open2chat.at nun bereits seit einem Jahr. Das wissenschaftlich begleitete Projekt bringt betroffene Jugendliche ab 14 Jahren per Chat in Kontakt mit geschulten Personen aus ihrer Altersgruppe, um sich über Probleme auszutauschen. Bereits über 330 Jugendliche – davon in etwa 70 Prozent weiblich - konnten im letzten Jahr von den bisher 25 ausgebildeten Peers begleitet werden.

„Weil die eigenen Freunde und Familie oft nicht die richtigen Ansprechpartner bei
Problemen sind, haben die Caritas der Diözese St. Pölten und Erzdiözese Wien gemeinsam mit der Karl Landsteiner Privatuniversität für Gesundheitswissenschaften Krems (KL Krems), der Pädagogischen Hochschule Niederösterreich, der Ludwig Boltzmann Gesellschaft und dem Gesundheitsministerium die Onlineplattform open2chat initiiert und im letzten Jahr damit vielen Jugendlichen geholfen. In bisher knapp 200 Chats ging es um Themen wie die erste Liebe, sexuelle Identität, Mobbing und soziale Ängste. Manche Chatverläufe sind kurz, etwa 25 Prozent sind über mehr als 3 Monate aktiv oder laufen sogar seit Beginn des Projektes. Das macht uns deutlich, dass auch der Bedarf nach längeren Begleitprozessen gegeben und notwendig ist“,

fasst Caritasdirektor Hannes Ziselsberger das erfolgreiche einjährige Bestehen des Beratungsangebotes zusammen.

„Das Tolle an diesem innovativen Unterstützungsangebot ist, dass es nicht nur FÜR junge Menschen, sondern auch gemeinsam MIT jungen Menschen entwickelt wurde. open2chat.at ist somit besonders gut auf die Bedürfnisse von Jugendlichen zugeschnitten, erklärt Sabine Steinböck, Leiterin der Caritas Familienberatung & Psychotherapie. „Die Chat App bietet Jugendlichen ab 14 Jahren einen geschützten, erwachsenen freien Raum, wo sie mit anderen Jugendlichen (den ausgebildeten Peerbegleitern) offen über Ihre Sorgen und Ängste reden können. Im Hintergrund stehen den Peerbegleitern die Beratungsprofis der Caritas Familienberatung unterstützend zur Seite“,

so Steinböck.
Jugend-Landesrätin Christiane Teschl-Hofmeister ergänzt:

„Die Coronapandemie hat sich auf den Alltag unserer Kinder und Jugendlichen spürbar ausgewirkt. Daher war es uns ein großes Anliegen, sie gut durch diese herausfordernde Zeit und darüber hinaus zu begleiten. Niederösterreichs Jugendliche sollen sich stets gut beraten fühlen, auch oder besonders in schwierigen Lebenssituationen. Das Angebot von open2chat.at ist eine sinnvolle und wie wir nun sehen auch sehr erfolgreiche Ergänzung zum Beratungsangebot für Jugendliche in Niederösterreich“,

so Christiane Teschl-Hofmeister.
Rektor Erwin Rauscher der Pädagogischen Hochschule Niederösterreich hält unterstützend fest:

„Eine digitale Plattform zu schaffen, welche die Sprache der Jugendlichen kennt, wertschätzt und bereichern kann, ist ein Gebot der Stunde – die Botschaften eines solchen Unterstützungsangebots sind Sorgen statt nur Besorgen, Fürsorgen statt Entsorgen und Helfen statt nur Diagnosen-Stellen."

Die jugendlichen Ansprechpersonen, sogenannte Peerbegleiterinnen und -begleiter, sind mindestens 16 Jahre alt und werden von Psychologinnen und Psychotherapeuten in der Kommunikation mit hilfesuchenden Gleichaltrigen geschult, damit sie gut auf die Fragen der Jugendlichen antworten und ihnen bei ihren Schwierigkeiten Hilfestellungen anbieten können. Die Rahmenbedingungen dafür stellt die Pädagogischen Hochschule Niederösterreich zur Verfügung. Den Peerbegleitern steht außerdem laufend Supervision zu Verfügung.

„Jugendliche fühlen sich oft durch Erwachsene nicht so gut verstanden, da sie eben nicht im gleichen Umfeld groß geworden sind. open2chat gibt ihnen die Möglichkeit sich einfach und anonym an Menschen zu wenden, die eine ähnliche Perspektive und Erfahrungen haben.“,

so der 22-jährige Peerbegleiter Samuel.

„Open2chat bietet außerdem für mich die Möglichkeit sich mit anderen Jugendlichen durch Seminare und Veranstaltungen zu vernetzen, Erfahrungen im Sozialbereich zu sammeln und selbst etwas über wichtige Themen zu lernen wie zum Beispiel an welche Stellen man sich wenden kann oder wie man mit Jugendlichen bzw. Menschen umgeht, wenn sie gerade eine schwere Zeit durchmachen.“

Auch Katja ist seit Beginn an Peerbegleiterin und weiß aus ihrer Erfahrung
zu berichten:

„Mir ist aufgefallen, dass gerade bei den Themen Sexualität oder Problemen in der Familie viele Jugendliche zuhause oder unter Freunden keinen „Raum“ finden darüber zu sprechen. Open2chat bietet genau diese Möglichkeit: über Probleme und Anliegen zu sprechen, für die sonst „kein Platz“ wäre. Es kann also ein bisschen wie ein Tagebuch sein, das antwortet. Außerdem finde ich es cool, dass man bei der Anfrage angeben kann, mit wem man am liebsten chatten würde. Daher muss es keine einmalige Sache sein – es können immer wieder neue Anfragen gestellt werden. Ich hätte das sehr beruhigend gefunden, wenn ich mich als Jugendliche gemeldet hätte.“,

so Katja.
Entwickelt und wissenschaftlich begleitet wurde das open2chat-Konzept von einer Wissenschaftergruppe der Karl Landsteiner Privatuniversität (KL) und der Ludwig Boltzmann Gesellschaft (LBG).

„Die wissenschaftliche Begleitung ist ein essentielles Qualitätskriterium dieses Angebots. Zum einen wurde die Plattform als Open Science Projekt mit Jugendlichen für Jugendliche entwickelt, zum anderen wird durch die stetige Forschung die Weiterentwicklung und Qualitätssicherung langfristig gesichert. Dadurch hebt sich dieses Projekt unter anderen Aspekten deutlich von anderen Angeboten ab“,

ergänzt Markus Böckle, Leiter der wissenschaftlichen Begleitung des open2chat-Projekts und
Mitarbeiter der Karl Landsteiner Privatuniversität.

Susanne Schmalwieser, Projektmitarbeiterin der Karl Landsteiner Privatuniversität ist seit 2019 im Forschungsteam hinter open2chat und nunmehr eine der Lehrenden an der Pädagogischen Hochschule Niederösterreich:

„Ich habe den gesamten Entwicklungsprozess miterlebt. Meine Aufgaben reichen von der Projektorganisation, der Kommunikation mit Jugendlichen bis hin zur eigentlichen Forschung, die notwendig war und ist, um open2chat zu entwickeln und laufend zu verbessern. Trotz der Pandemie ist es uns dabei gelungen, über 30 Jugendliche und junge Erwachsene mit verschiedensten Hintergründen in den Entwicklungsprozess einzubinden. Im Kontext der Pandemie und der steigenden emotionalen Belastung junger Menschen durch globale Krisen wurde für mich in unserer Forschung zur Entwicklung und Evaluation des Chat-Tools sowie in Gesprächen mit angehenden Peer-Begleiter*innen immer wieder deutlich, wie dringend ein breiteres Angebot an kostenlosen und niederschwelligen Unterstützungsangeboten gebraucht wird. Daher bin ich überzeugt, dass open2chat nicht nur ein sinnvolles, sondern ein grundlegend
notwendiges Angebot ist und sich in den kommenden Jahren in Bezug auf seine Anzahl der Nutzern und Funktionsweisen noch stark weiterentwickeln wird.“,

sagt Schmalwieser abschließend.
Die Informationen, die die Peer-Begleiter während des Chattens erhalten, werden streng vertraulich behandelt und sind nicht zu den Nutzer*innen von open2chat.at zurück verfolgbar.

„Das Angebot von open2chat.at stellt allerdings keine Alternative zu einer Therapie, Beratung oder einem ärztlichen Gespräch dar. Macht der Gesprächsverlauf deutlich, dass jemand mehr Unterstützung als den bloßen Austausch im Rahmen von open2chat.at benötigt, stellen die Peer-Begleiter auf Wunsch Kontakt zu Experten her“,

betont Sabine Steinböck, Leiterin der Caritas Familienberatung & Psychotherapie.

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