St. Pölten
Eine Spirale aus Liebe und Gewalt

- Gewalt gegen Frauen: Sie findet meist hinter verschlossenen Türen statt, innerhalb der eigenen vier Wände.
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- hochgeladen von Petra Weichhart
Ein Leben in Angst ist manchen Frauen nicht fremd. Gewaltfrei zu leben ist ein Menschenrecht.
ST. PÖLTEN (pw). "Von einem Tag auf den anderen hat sich mein ganzes Leben verändert", erklärt Ines H. (Name von der Redaktion geändert, Anm.). Das war der Moment, als sie gemeinsam mit ihren beiden Kindern vor ihrem gewalttätigen Mann ins Frauenhaus in St. Pölten geflüchtet ist. Denn so sollte es nicht weitergehen.
Begonnen hatte alles ganz anders: Bereits mit 16 Jahren heiratete die Niederösterreicherin den Vater ihrer Kinder – aus Liebe, nicht aus Zwang, wie sie betont.
"Unsere Ehe war ein ständiges Bergauf und Bergab. Er hat mich immer öfter geschlagen. Ich wollte aus der Ehe ausbrechen, hatte aber nicht die Kraft dazu. Meine Kinder haben die Gewalt zu Hause hautnah mitbekommen. Nach einem erneuten Aggressionsausbruch musste ich ins Krankenhaus, weil meine Verletzungen doch erheblich waren. Das Traurigste an dem Ganzen war aber, dass ein Teil der Familie bei seiner Tat anwesend war. Das Spital hat damals Anzeige erstattet. Ich bin dann gleich direkt ins Frauenhaus weiter", schildert die Mutter ihr jahrelanges Martyrium.
Doch nach einem Monat ist Ines H. zu ihrem Mann zurückgekehrt: "Ich wollte wissen, ob es der richtige Weg ist. Ich bin ein Familienmensch und habe immer dafür gekämpft. Es hat sehr lange gebraucht, bis das Fass voll war."
Nachdem er ihr drohte, ihr die Kehle aufzuschlitzen, zeigte sie ihn bei der Polizei an, floh erneut ins Frauenhaus in St. Pölten. Dort blieb Ines H. mit ihren Kindern rund neun Monate. "Es war eine sehr schwierige Zeit für uns. Wir haben uns dort sehr sicher gefühlt. Wir wurden in alle Richtungen unterstützt, bis hin zur Anwältin. Ich bin sehr froh, dass es so was gibt. Ich weiß nicht, ob ich es alleine geschafft hätte."
Neues Leben
In der Zeit im Frauenhaus hat sie ihre Heimhelfer-Ausbildung absolviert. Sie hat sich ein neues Leben aufgebaut. Eine eigene Wohnung, ein Job, das alles ist als alleinerziehende Mutter nicht einfach. Darauf ist sie sehr stolz. Die Kinder haben den Kontakt zu ihrem Vater abgebrochen. Auf eigenen Wunsch.
Ihr Ex-Mann hat vom Gericht eine Therapie vorgeschrieben bekommen: "Er bereut es, sieht die Schuld aber nicht bei sich selbst. Er weiß nicht, was er falsch gemacht hat."
Was Ines H. bis heute bereut, ist, dass sie nicht früher aus diesem Leben ausgebrochen ist – aus dieser giftigen Ehe.
Zur Sache
In Österreich wird jede fünfte Frau Opfer von körperlicher oder sexueller Gewalt. Das "Haus der Frau" in St. Pölten ist unter 02742/366514 rund um die Uhr erreichbar.
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