30.000 starben in Hartheim
Nicht nur „Nichtarier“ und politische Gegner mussten während der Nazizeit ihr Leben lassen, auch Menschen „unwerten Lebens“, sprich Behinderte, wurden verfolgt und ermordet.
WIENER NEUSTADT(kre). Im Schloss Hartheim, einem in der oberösterreichischen Gemeinde Alkoven gelegenen, kastellartigen Renaissancebau, wurde 1898 eine Pflegeanstalt für geistig- und mehrfach behinderte Menschen eingerichtet. 1938/39 wurde der die Anstalt betreibende Verein von den Nationalsozialisten enteignet. 1940 wurde das Schloss zu einer Tötungsanstalt im Rahmen des NS-Euthanasieprogramms umgebaut.
Vergast
Zwischen 1940 und 1944 wurden in Schloss Hartheim nahezu 30.000 Menschen, die von den Nationalsozialisten als „lebensunwert“ klassifiziert worden waren, in der Gaskammer ermordet. Die Toten verbrannte man.
Wie schnell ein Mensch in Hartheim landen konnte, zeigt die Geschichte von Juliane Taul, geb. am 15.11.1921, wohnhaft, Niederländergasse 7 (heute Grazer Straße 95).
Über das in Wiener Neustadt geborene Mädchen finden sich nur wenige Unterlagen. Die Krankengeschichte wurde vermutlich vernichtet.
Die Familie Taul wohnte mit Sohn Karl und zwei Töchtern in einem Haus, das sich am Standort des heutigen Finanzamts, befand. Aus nicht bekannten Gründen wurde Juliane am 3. Juni 1940 in die Heil- und Pflegeanstalt Mauer-Öhling gebracht. Am 12. Juni 1941 wurde das Mädchen dann mit einem Transport, bestehend aus 28 Männern und 41 weiteren Frauen „in eine der Direktion nicht genannten Anstalt“ deportiert. Tatsächlich brachten die grünen Autobusse die Pfleglinge in die Tötungsanstalt Hartheim, wo sie noch am selben Tag durch Giftgas ermordet wurden.
Die „Euthanasie“-Morde wurden zwar von höchster Stelle gewollt oder zumindest geduldet, waren aber auch nach den Gesetzen des Dritten Reiches Morde.
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