"Gehen Sie besser zum Arzt"
Immer mehr Kranke im Bezirk meiden Arztpraxen und gehen direkt ins Spital. Wir hörten uns um.
ST. PÖLTEN (red). Die Grippe wütet seit Wochen im Bezirk, die Arztpraxen sind voll. Immer mehr Kranke aus St. Pölten sparen sich aber immer öfter den Weg zum Doktor. Sie stürmen die Spitalsambulanzen. Die Patientenzahlen im St. Pöltner Spital sind um 21,5 Prozent explodiert. Als Gründe geben die Kranken oft die raren Öffnungszeiten der Allgemeinmediziner an. Wir haben Spitäler und Praxen im Bezirk besucht und sind den Ursachen genau auf den Grund gegangen.
Spital: Keine Steigerung
Auf Bezirksblätter-Anfrage gibt Thomas Wallner, Pressesprecher des Universitätsklinikums St. Pölten, bekannt: "Wir können zum jetzigen Zeitpunkt keine Steigerung des Patientenaufkommens aufgrund von Grippe beziehungsweise Grippesymptomen verzeichnen." Wallner appelliert an die Patienten: "An dieser Stelle möchten wir anmerken, dass der Hausarzt im Falle einer echten Grippe die erste Anlaufstelle für Betroffene ist, um den Krankheitsverlauf zu überwachen und erforderliche Medikamente zu verschreiben. Bestehen zusätzlich Grundkrankheiten wie Lungen- oder Herz-Kreislauferkrankungen oder eine Immunschwäche, kann im Einzelfall die Einweisung ins Klinikum notwendig sein."
Hausärzte im Bezirk
Michael Stolz, praktischer Arzt in Rabenstein, beobachtet momentan eine rückläufige Tendenz der Grippe: "Die Grippewelle war massiv spürbar, besonders in den letzten beiden Wochen des Vorjahrs und den ersten beiden Wochen dieses Jahres. Der Höhepunkt der Grippewelle scheint in den Kalenderwochen 3 bis 4 überschritten. Wir beobachten eine rückläufige Tendenz."
Auch das Zentrum für Virologie Wien meldet eine Rückläufigkeit der Grippevirus-Aktivität in Österreich. Für die kommenden Wochen wird damit gerechnet, dass die Influenzavirus-Aktivität weiter abnehmen wird.
„Sichtbaren Unterschied zu vorigen Grippe-Zeiten merke ich nicht. Das einzige, das auffällt, ist, dass zwar die ältere Generation nach wie vor kommt, die jüngere aber weniger“, meint Allgemeinmediziner Josef Payer aus Herzogenburg und erklärt: „Ich denke, für die jüngere Generation ist es einfacher, direkt ins Spital zu gehen, das hat ja rund um die Uhr offen.“ Außerdem betont er, dass „gerade die Nähe von Herzogenburg zu St. Pölten da eine große Rolle spielt“.
"Seit der Woche vor Weihnachten ist tatsächlich ein sehr stark erhöhtes Aufkommen an Grippepatienten zu beobachten. Es ist richtig, dass die Grippewelle heuer ungewöhnlich früh begonnen hat - ich merke bislang auch kein Nachlassen der Krankheitsfälle", so Herbert Fohringer, praktischer Arzt in Neulengbach.
Wo ist man im Falle einer Grippe besser aufgehoben? "Aus meiner Sicht hat ein Grippepatient primär außerhalb des Spitals versorgt zu werden", so Fohringer.
Zur Sache:
Die Anzahl der ambulanten Patienten in den Spitälern der Umgebung im Vergleich:
Vergleichsjahre 2006 und 2015:
St. Pölten:
2006: 166.182
2015: 201.857 (+21,5%)
Tulln:
2006: 28.797
2015: 59.945 (+108,16%)
Lilienfeld:
2006: 14.047
2015: 19.518 (+38,9%)
3 Fragen an Günther Malli, Arzt für Allgemeinmedizin in Altlengbach
Konnten Sie in den vergangenen Wochen aufgrund der Grippewelle ein verstärktes Patientenaufkommen in Ihrer Praxis beobachten?
„Es war ein massiv verstärktes Patientenaufkommen, wobei die richtige Influenza nicht im Vordegrund gestanden ist. Die grippalen Infekte mit Fieber haben bis zur Ausheilung relativ lange gedauert.“
Haben Sie den Eindruck, dass Patienten die nächste Spitalsambulanz dem Besuch beim Hausarzt vorziehen?
„Von meinen Patienten her glaube ich nicht, dass wegen dieser Infekte vermehrt das Krankenhaus aufgesucht worden ist. Sie haben doch das Vertrauen in ihren Hausarzt.“
Wo kann Ihrer Meinung nach Grippe-Patienten besser geholfen werden? In einer Arztpraxis oder einer Spitalsambulanz?
„Diese Infekte gehören auch nicht in Spitalsambulanzen. Sie werden durch Tröpfcheninfektion übertragen. Große Menschenansammlungen sind nicht gut. In den Krankenhäusern liegen so und so schon immunreduzierte Patienten, da muss ich nicht noch zusätzlich Keime in die Spitäler bringen.“
Ärzte im Bezirk:
Hier einige ausgewählte Ordinationszeiten von praktischen Ärzten im Bezirk (Auswahl zufällig):
Dr. Jürgen Haas in Perschling: MO bis FR 07:30-12:00. Donnerstags zusätzlich 16:30 bis 18:30. Mittwochs keine Ordination.
Dr. Wolfgang Maurer in Statzendorf: MO, MI und FR: 7:00 bis 11:00, MI zusätzlich 16:00 bis 17:30 und DO 17:00 bis 19:00
Dr. Bernhard Fellerer in St. Pölten, MO: 8:00 bis 11:00, DI 08:00-11:00 und 16:00-18:00, MI 16:00-18:00 Uhr, DO 08:00-11:00 und 16:00-18:00 Uhr, FR 08:00-11:00 Uhr
DDr. Peter Horetzky in St. Pölten, Wienerstraße 29, MO: 08:00-11:00 und 17:00-18:00 Uhr, DI 08:00-11:00 und 17:00-18:00 Uhr, DO 08:00-11:00 und 17:00-18:00 Uhr, FR 08:00-11:00 Uhr
Dr. Franz Schneider in St. Pölten, Kremser-Landstr. 21, Montag 07:00-12:00 Uhr, Dienstag 07:00-12:00 Uhr, Donnerstag 07:00-12:00 Uhr, Freitag 07:00-12:00 Uhr
Dr. Michael Stolz in Rabenstein, MO + DI + DO 07:00-12:00 Uhr und 15:00-18:00 Uhr, MI 07:00-12:00 Uhr, Fr 07:00-13:00 Uhr
Dr. Clemens Willmann in Kirchberg, MO 07:00 - 13:00, DI 07:00 - 11:00 und 16:00 - 19:00, MI 7:00 - 13:00. DO keine Ordination, FR 08:00 - 13:00
Dr. Herbert Fohringer in Neulengbach, Mo 07:30 - 13:00, 16:00 - 18:00, Mi 08:30 - 13:00, Do 07:30 - 13:00, Fr 07:30 - 13:00
Dr. Günther Malli in Altlengbach, Mo 07:30 - 10:30, Mi 07:30 - 10:30, 17:00 - 19:00, Do 07:30 - 10:30, 17:00 - 19:00, Fr 07:30 - 10:30^meinbezirk.at
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