St. Veit, Klagenfurt
Michael Steiner: "Vieles war vorher für uns nicht vorstellbar"

Michael Steiner, Gesamtleiter des Krankenhauses der Barmherzigen Brüder St. Veit/Glan und Geschäftsführer des Elisabethinen-Krankenhauses Klagenfurt.  | Foto: Helge Bauer
  • Michael Steiner, Gesamtleiter des Krankenhauses der Barmherzigen Brüder St. Veit/Glan und Geschäftsführer des Elisabethinen-Krankenhauses Klagenfurt.
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Michael Steiner, Leiter des Krankenhauses der Barmherzigen Brüder St. Veit und Geschäftsführer des Elisabethinen-Krankenhauses Klagenfurt im Interview.

ST. Veit, KLAGENFURT. In St. Veit beginnt für Michael Steiner im Juli das 25. Dienstjahr. Geschäftsführer im Elisabethinen-Krankenhauses ist Steiner seit Oktober 2005. Der Gesamtleiter des Krankenhauses der Barmherzigen Brüder St. Veit und Geschäftsführer des Elisabethinen-Krankenhauses Klagenfurt spricht nun im Interview über Covid-19, die Zufriedenheit der Patienten und über die anstehenden Investitionen im Krankenhaus St. Veit.

WOCHE: Die vergangenen Wochen waren aufgrund von Covid-19 turbulent. Ist im Krankenhaus der Barmherzigen Brüder wieder Ruhe eingekehrt?

MICHAEL STEINER: Ja, wir können auch zum „Regelbetrieb“ zurückkehren. Für jeden Einzelnen bringt und brachte Corona auf unterschiedlichen Ebenen Umstellungen und Regeln mit sich und dennoch steht die professionelle Behandlung und Betreuung unserer Patienten im Vordergrund. Wir kommen damit unserem Auftrag "Gutes tun und es gut tun" nach.

Welches Gefühl hatten Sie die ersten Tage nach dem Lock-Down beim Betreten der Krankenhauses?
Wir haben bereits zehn Tage vor dem offiziellen Lock-Down eine Mitarbeiterfeier abgesagt – die war am selben Tag geplant, wie dann das Begräbnis in Völkermarkt welches dort im Bezirk für die Mehrzahl der Fälle verantwortlich war. Zu diesem Zeitpunkt gab es nicht nur Zustimmung für die Maßnahme. Und wir haben auch eine Woche vor dem offiziellen Lock-Down die Besuchsmöglichkeiten aus Sicherheitsgründen für Patienten und Mitarbeiter eingeschränkt und leben seither in „amerikanischen Verhältnissen“ mit Security am Haupteingang, das war vorher für uns nicht vorstellbar.

Wie war für Sie die Situation?
Irgendwie war die Situation unwirklich. Das Krankenhaus war halb leer, ein Teil des Hauses war in Bereitschaft, im anderen Teil weiterhin Akutversorgung, ein Teil der nichtmedizinischen Mitarbeiter war im Homeoffice und der andere Teil mit Zusatzaufgaben (Material, Kapazitätsmeldungen etc.) belastet.

Wie kann sich ein Krankenhaus auf eine Pandemie wie Corona vorbereiten?
Grundsätzlich besteht ein Katastrophenplan, der sich zum Beispiel vor mehr als zehn Jahren schon mit dem Thema Vogelgrippe und den notwendigen Maßnahmen befasst hat. Noch vor der eigentlichen Covid-19-Welle, haben wir unsere Abteilungen und Mitarbeiter darauf vorbereitet, alle wichtigen Vorkehrungen getroffen und vor allem ein gut funktionierendes Konzept entwickelt, um sowohl möglichen Corona-Patienten, aber auch allen anderen Akutfällen im ambulanten und stationären Setting gerecht zu werden.

Wie werden die Patienten in Zukunft von der Behandlung und Betreuung profitieren können? Unsere Patienten profitieren davon, dass wir genau wissen, wo unsere Stärken liegen. Auch in Zukunft werden wir die medizinische Grund- und Notfallversorgung sicherstellen. Gleichzeitig bauen wir bestehende Spezialisierungen aus. Wir setzen auch stark auf unsere Mitarbeiter, denn hochqualifizierte, motivierte Mitarbeiter bestimmen auch in Zukunft den Behandlungs- und Betreuungserfolg für unsere Patienten.

In vielerlei Belange gilt das Elisabethinen-Krankenhaus als Pionier. Wie schafft man es Top-Medizin und christliche Nähe in Einklang zu bringen?
Die ambulante Remobilisierung im Zuhause des Patienten stellt eine Weiterentwicklung im Bereich der Versorgung dar. Der verkürzte stationäre Aufenthalt und die Betreuung des Patienten durch ein hochqualifiziertes Team im gewohnten Umfeld ermöglichen eine rasche Genesung. Auch das Projekt „HealthNet“ bietet vergleichbare Vorteile. Ausgewählte Patienten mit chronischen Wunden wurden erstmals in Kärnten per Bildschirm in den eigenen vier Wänden zu Hause betreut. Der Einsatz innovativer Methoden auf höchstem qualitativem Niveau umgesetzt durch ein kompetentes Team, das im Umgang mit Patienten dem Leitbild der Hl. Elisabeth und dem Hl. Johannes von Gott entsprechend empathisch und herzlich agiert, lässt eine Vereinbarkeit von Top- Medizin und christlicher Nähe zu.

Wann sind Patienten zufrieden?
Bis zu einem gewissen Grad hängt das von der fachlichen Leistung der Ärzte und des Pflegepersonals sowie des Behandlungsergebnisses ab. Darüber hinaus spielen aber auch zahlreiche nichtfachliche Faktoren eine maßgebliche Rolle bei der Patientenzufriedenheit. Als Ordensspital und durch die christliche Unternehmenskultur geben wir einen Mehrwert für die Patienten und Mitarbeiter weiter. Weil wir uns mit Themen beschäftigen, die über das normale Maß an der Betreuung hinausgehen. Letztendlich geht es um das Gefühl, gut behandelt worden zu sein. Und das hängt stark von Faktoren ab wie Vertrauen, Freundlichkeit, Transparenz und der Verständlichkeit der Kommunikation über Diagnoseergebnisse und Therapiemaßnahmen.

Kann man die Zufriedenheit der Patienten auch mit Zahlen belegen?
Wir befragen die Patienten regelmäßig, wie sie unsere Krankenhäuser bewerten und wo wir uns noch verbessern können. Die Wiederempfehlungsrate liegt bei unglaublich hohen 96,5 Prozent in beiden Häusern.

Wie sieht es bei der Zufriedenheit der Mitarbeiter aus?
Die Mitarbeiterzufriedenheit ist für uns dann gegeben, wenn unsere Mitarbeiter gerne bei uns im Haus arbeiten und uns auch als Arbeitgeber weiterempfehlen. Wir zeichnen jeder Jahr unsere langjährigen Mitarbeiter aus, die zum Teil 30, 40 Jahre in unserem Krankenhaus tätig sind. Das ist beachtlich und macht mich stolz. Das Zusammenspiel aus fachlicher Kompetenz, tatkräftiger Mitarbeit und Einsatz für den Dienst am Patienten, machen unsere Krankenhäuser zu dem, was sie sind und verleihen ihnen den guten Ruf, den die Häuser auch über die Region hinaus genießen.

Macht das ein Krankenhaus als Arbeitgeber attraktiv?
Auf jeden Fall. Junge, motivierte, top ausgebildete Ärzte und Pflegekräfte in die Ordenskrankenhäuser zu holen, bringt nur Vorteile für unsere anvertrauten Patienten. Dazu gehört die starke und erfolgreiche Vernetzung mit den akademischen Lehrkrankenhäusern und den Medizinischen Universitäten. Wir bilden zusätzlich rund 40 Ärzte in beiden Krankenhäusern aus, die sich aufgrund der fachlichen Expertise für unsere Häuser entschieden haben.

Was sind derzeit die Herausforderungen für beide Ordenskrankenhäuser?

Ganz aktuell natürlich die Corona-Entwicklung. Bis zur Entwicklung und Verfügbarkeit einer Impfung wird es nicht mehr "nach" Corona heißen, sondern "mit" Corona. Unsere Krankenhäuser stehen für eine laufende Weiterentwicklung, sowohl bei neuen Behandlungsmethoden, bei Aus- und Weiterbildung in der Kommunikation mit externen Kollegen, als auch im Krankenhausmanagement. Unabhängig davon wächst ändert sich die demographische Entwicklung, wir werden älter. Das bringt Herausforderungen für ein Krankenhaus mit sich. Gleichzeitig gibt es so viele neue Erkenntnisse in der Forschung, neue Möglichkeiten und Chancen in der Medizin, neue Techniken und neue Medikamente. Es geht nun darum, die Anforderungen mit den Möglichkeiten zusammenzuführen, um die Versorgung weiter zu verbessern.

Im Krankenhaus St. Veit werden 15. Mio Euro investiert. 
Ich hoffe, dass wir immer irgendeine Baustelle haben, denn das zeigt, dass sich in einem Krankenhaus etwas tut. Es gibt Bereiche, in denen aufgrund des medizinischen Fortschrittes immer wieder Investitionen notwendig sind. Der „Zubau West“ ist unser aktuelles Projekt und soll bis 2023 fertig sein. 15 Millionen werden investiert. Wir hoffen im Juli mit dem Bau starten zu können. Er beinhaltet unter anderem eine Erweiterung und Neugliederung der Ambulanzen und Erstaufnahmebereiche im nördlichen Teil des Hauses. Im ersten Stock des Zubaus wird die Intensivstation neu gebaut. Im zweiten Stock erweitert man OP- sowie Postnarkose-Bereich. Finaler Schritt beim Zubau wird sein, dass der Endoskopie-Bereich im Altbestand neu gestaltet wird.

Ihr persönlicher Umgang mit der Krise?
Einhaltung der persönlichen Hygienemaßnahmen und fokussiertes Informationen sammeln über die Entwicklungen im Umfeld. Beispielsweise war aufgrund der Vergleichbarkeit die Entwicklung in Süd-Tirol sehr aufschlussreich. Experten arbeiten lassen, Fragen stellen und entscheiden, wo Entscheidungen notwendig sind.

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