"Geld stinkt doch"

Markus Schlagnitweit | Foto: KK

Markus Schlagnitweit, Priester, Sozial- und Wirtschaftsethiker, gastierte im Stift St. Georgen. Er vertritt die These, dass auch im Finanzbereich ethische Maßstäbe gelten müssen - und dass die nächste Krise nicht weit ist. Die WOCHE bat ihn zum Interview.

WOCHE: Warum glauben Sie, dass die nächste Krise schon wieder auf uns zurollt?

Markus Schlagnitweit: Nach der letzten Krise wurde unzulänglich reagiert. Die Finanztransaktionssteuer soll zwar kommen - das allein wird aber zu wenig sein. Wir haben grundsätzliche Fehler im System, und ich denke, die nächsten Blasen bilden sich schon wieder.

Was wäre ein Beispiel für so eine Blase?

Die Spekulation mit gewissen Rohstoffen zum Beispiel oder wieder die Immobilien.

Und das Problem im System?

Das Problem ist, dass oft ohne jeden Bezug zur Realwirtschaft spekuliert wird. Der Wert der Finanzgeschäfte macht ein Vielfaches der Wirtschaftsleistung aus. Das heißt, über die Finanzmärkte werden Werte virtuell generiert, aber real entnommen - wir leben über unsere Verhältnisse.

Was wäre ein Ausweg daraus?

Unter vielen anderen Maßnahmen zum Beispiel die gerechte Besteuerung von Vermögenszuwächsen. Es kann nicht sein, dass die Kapitalertragssteuer so viel niedriger ist, als etwa die Unternehmenssteuer oder die Steuer auf Arbeitseinkommen. Außerdem wäre es viel geholfen, Bankgeschäfte klarer zu unterscheiden und dann auch – etwa steuerlich – unterschiedlich zu behandeln.

Was soll im Bankgeschäft diese Unterschiede ausmachen?

Heutzutage ist es so, dass das klassische Bankgeschäft wie die Vergabe von Krediten – was ja volkswirtschaftlich wichtig ist – von denselben Banken durchgeführt wird, wie hochspekulative Investmentgeschäfte. Eine Bank sollte entweder das Eine oder das Andere machen. Und es sollte nur für die volkswirtschaftlich sinnvollen Geschäftsbanken Haftungen geben. Es kann nicht sein, dass der Steuerzahler für Verluste aus rein spekulativen Investmentgeschäften geradesteht.

Das bedeutet aber, es wird weiterhin Investmentbanken geben?

Von mir aus soll es diese Banken geben, aber dann soll 'Spielcasino' draufstehen, und die Leute, die dort ihr Geld hinbringen, sollen wissen, welches Risiko sie eingehen. Viele dieser Maßnahmen sind derzeit aber politisch schwer durchzubringen.

Gibt es dann etwas, was man als Einzelner tun kann?

Ja, ich sage immer 'Machen Sie mit Ihrem Geld, was SIE wollen!' - und nicht, was der Bankangestellte oder Finanzdienstleister will. Schauen Sie nicht zuerst auf die Rendite sondern darauf, wie sie zustande kommt. Geld stinkt eben doch - oder besser gesagt die Aktionen, die damit zusammenhängen. Wenn es unrealistisch hohe Gewinne sind, die versprochen werden, dann kann da etwas nicht stimmen. Ich empfehle, auch beim Investment ethischen Grundsätzen zu folgen.

Was bedeutet das?

Im Prinzip ist es ähnlich wie beim Konsum: Damit wir uns über Schnäppchen freuen können, werden in vielen Fällen Menschen in ärmeren Weltteilen oder natürliche Ressourcen ausgebeutet. Und wenn wir ein Finanzgeschäft tätigen und dabei Gewinne erzielen, die über jedem realwirtschaftlichen Wachstum liegen, dann geht das entweder auf Kosten anderer Menschen, der Umwelt oder zukünftiger Generationen.

Gibt es auch praktische Beispiele für ethisches Investment abseits der Finanzmärkte?

In Oberösterreich läuft seit dem Frühjahr 2012 ein Projekt nach Südtiroler Vorbild: Das ethische Sparbuch. In dieses Sparbuch zahlen Privatanleger Geld ein – zu sehr geringen Zinsen. Damit werden Kredite mit maximal zwei Prozent Zinsen vergeben – und zwar für Projekte, die der ganzen Region nachhaltigen Nutzen bringen.

Ist man mit dieser Anlageform erfolgreich?

Das Sparbuch umfasst bereits Einlagen in der Höhe von 250.000 Euro. Die Leute sehen ein, dass sie dabei nicht durch hohe Zinsen reich werden, dass sie aber Projekte finanzieren, die dem gesamten ländlichen Raum und damit auch ihnen selbst zugute kommen. Und diese Idee findet immer mehr Nachahmer.

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