Weihnachtsmärchen 2023
Die Geschichte vom gekidnappten Jesuskind

Nachdenklich stapft der kleine Hansl durch den tiefen Schnee. Er war gerade beim Halter-Simmerl. Der soll früher einmal ein sehr geschickter Handwerker gewesen sein. Dann hat ihn beim Holzfällen ein Baum erwischt. Seither hinkt er furchtbar, geht ganz krumm und kann keiner rechten Arbeit mehr nachgehen. Die Leut hier im Dorf bringen ihm wohl Essen rauf und helfen ihm auch gerne einmal bei kleineren Arbeiten. Aber arm ist er trotzdem. Es reicht grad halt zum Leben. Auch Simmerls Hütte ist ärmlich und karg. Nur um die Weihnachtszeit, da ziert sie ein wundervolles Kripperl, das er selber kurz vor seinem Unfall geschnitzt hat.

"Aber Simmerl, wo ist denn die Futterkrippe mit dem Jesuskinderl?" fragt ihn der kleine Hansl, als er sich endlich vom staunenden Bewundern des Geschehens im Stall zu Bethlehem erholt hat. "Ja weißt, Hansl, das Jesuskinderl wollte ich besonders schön machen. Daher hab ich es mir bis zum Schluss aufgehoben - aber dann kam der Unfall dazwischen, und so wartet es wohl noch immer auf das Wunder seiner Geburt".

Auf dem Heimweg ist der sonst so lustige Hansl ganz ernst. Wie kann er es nur anstellen, dass der Arme Simmerl endlich zu seinem Jesuskinderl kommt? Der arme hatte ja sonst keine Freude im Leben! Beim Pfarrhof sitzt ein Vogerl auf dem verschneiten Schradlerstrauch und pickt an den roten Beeren. Während Hansl dem Vogerl so zusieht, fährt ihm auf einmal ein Gedanke durch Mark und Bein, und er grinst wieder, wie der Lausbub der er eigentlich ist. "Ja klar, das ist es! Ich hab ja voriges Jahr beim Ministrieren gesehen, wo der Herr Pfarrer das schöne Kirchenkripperl aufhebt, und das hat das schönste Jesuskinderl, das ich je gesehen hab. Ich werds' mir ausborgen und der Loisl, der eh immer schnitzt wenn er was ausgfressen hat (Loisl wird nach jeder Missetat in Vaters Tischlerschuppen eingesperrt), der soll es mir nachmachen. Bis Weihnachten ist es problemlos wieder an seinem Platz!"

"Komm schon Loisl noch ein Stückerl, und noch etwas mehr Schnur!" flüstert der Hansl, während Loisl eine Angel über das Unterdach vom Pfarrhof hinausschiebt. Schnur samt Haken wandern präzise hin zur Schürzentasche der dicken Pfarrersköchin, die sich unter ihnen im Garten grad um die Wäsche bückt, die sie aufhängen will. Just in dem Moment, in dem der Schlüssel an der Angel baumelt, schießt ihr der Hansl einen Schneeball ins Genick, sodass die geplagte Frau nicht mitbekommt, was ihr da entwendet worden ist. "Himmel-Herrgott-Seiten! Ihr elendigen Rabenbrateln!" Mit fliegenden Röcken nimmt die dicke Kreszenz die Verfolgung auf.

Sodale, nachdem sie die Pfarrersköchin abgehängt haben, geht es endlich auf den Dachboden hinauf, wo das Jesuskinderl in Seidenpapier gehüllt auf die beiden Buben wartet. Schnell verfrachten sie das himmlische Kind in den abgewetzten Schulranzen, schnappen sich noch je eine Wurst, die oben im Gebälk zum Trocknen aufgehängt ist und machen sich schnell auf zum Tischlerschuppen von Loisls Vater. Dort werken die beiden Lausbuben ohne Unterlass, bis das Jesuskinderl in voller Perfektion fast fertig ist. "So jetzt gehört nur mehr das Fäustchen herausgeschnitzt, das es der Heiligen Maria entgegenstreckt, aber vorher beißen wir noch einmal bei der Wurst ab, eine Stärkung gehört dazu und der Herr Pfarrer ist eh viel zu dick!"

Aber der Bissen bleibt den Buben im Halse stecken, denn vom Pfarrhof her tönt ihnen gellend die verzweifelte Stimme des Pfarrers entgegen: "Frevel Schändung! Zuhilfe! So helft! Man hat unser Jesuskind gestohlen!" Zitternd lässt der Loisl das Schmitzmesser fallen. "Jetzt hast du uns ordentlich in die Bredouille gebracht, Hansl! Was sollen wir bloß tun?" Der Hansl zittert ebenfalls. Um einen klaren Kopf zu fassen, sieht er beim Fenster hinaus. Da erblickt er wieder das Vogerl am Schradlerstrauch und beginnt von einem Ohr zum anderen zu grinsen.

Pfarrer Theophil zittert noch immer, dass sein Doppelkinn nur so schwabbelt. Um sich zu beruhigen, sucht er die Kirche auf und kniet just an dem Platz nieder, wo schon bald das Kripperl stehen soll. Als er sich aus tiefem Gebet aufrichtet, traut er seinen Augen nicht. Vor ihm steht das Kripperl - voll aufgebaut und so schön dekoriert, wie er es noch nie zuvor gesehen hat. Dort wo das Jesuskind stehen sollte, ist jedoch die Heilige Maria - mit einem Zettel im Schoß. "Du bist nicht immer ganz ehrlich, Theophil!" steht darauf. "Zweigst dir den einen oder anderen Groschen vom Opferstock für Süßes ab! Nimm einen Korb, tu eine warme Daunendecke rein, gestrickte Schafwollsocken, wie sie dir deine Köchin immer macht, einen Laib Kletzenbrot, Speck und eine Wurst, wie du sie unterm Dach hängen hast. Dann bring alles dem Ärmsten der Armen im Dorf. Wirst sehen, wenn du das tust, wird auch das Jesuskinderl wieder in deine Kirche zurückkehren."

Dem Pfarrer wird ganz bang. Ist das ein Lausbubenstreich, oder kann es wirklich die Gottesmutter sein, die ihn da mahnt?

Ein paar Tage später - in der Christnacht - scheint heuer ein besonderer Zauber über dem kleinen Dorf zu liegen. Der Chor klingt wie von Engelsstimmen und die Krippe, die jetzt wieder komplett ist, erstrahlt so schön wie nie zuvor. Selbst der alte Pfarrer strahlt vor Glück, als er in der Christmette das Weihnachtsevangelium verkündet.

Droben am Berg strahlt heuer einer, der sonst nur wenig zu lachen hat. Das Christkind hat den Simmerl heuer mit besonderen Gaben beschenkt. Seine dürren Füße stecken in warmen Schafwollsocken, auf dem Bett liegt eine warme Tuchent samt Flanellüberzug, wie sie sonst nur die feinen Herren besitzen, und der Tisch, der biegt sich vor lauter Leckerbissen. Was aber das Schönste von allem ist - sein Kripperl ist endlich komplett, denn in der Mitte hat das neue Jesuskinderl Platz genommen. Nur eins der kleinen Fäustchen ist nicht ganz herausgeschnitzt, aber das stört den Simmerl nicht.

Die beiden Lausbuben Hansl und Loisl grinsen während der ganzen Mette, und haben Mühe, sich beim Ministrieren das Lachen zu verbeißen. "Gelt Jesuskinderl, die Geschichte vom gekidnappten Kind in der Krippe wird wohl in die Geschichte eingehen", grinst der Hansl in sich hinein und späht verschmitzt zum Kripperl hinüber. Da ist es ihm für einen Moment, als grinse das Jesuskind zurück. Heimlich zwinkert es dem Lausbuben zu.

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