"Bei uns landet keiner auf der Straße"

Urban Schneeweiß (hintere Reihe, li.) Christian Hrubes (hintere Reihe, 2.v.li.) und Michael Silber (Erste Reihe li.) mit Bewohnern des Asylantenheims. | Foto: Kai
  • Urban Schneeweiß (hintere Reihe, li.) Christian Hrubes (hintere Reihe, 2.v.li.) und Michael Silber (Erste Reihe li.) mit Bewohnern des Asylantenheims.
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BEZIRK. "Aus acht Wochen wurden zehn Jahre", lacht Markus Brunner Bezirksgeschäftsleiter des Roten Kreuz Steyr Stadt. Seit Frühjahr 2004 besteht das Dornacher Asylantenheim, in dem zur Zeit 46 Personen untergebracht sind. Zur Zeit des Bosnienkrieges gab es in den 90er Jahren ein Heim in der Stelzhammerstraße, dazwischen stand nichts zur Verfügung.

Bewohner aus Kriegsgebieten

Entstanden war die Idee des neuen Heims aufgrund eines Notstandes in der Bundesbetreuung der Flüchtlinge. Damals wurde die Idee von der umliegenden Bevölkerung keineswegs nur positiv aufgenommen, aber dank der engagierten Aufklärungsarbeit der Rot-Kreuz-Mitarbeiter gibt es heute keine Probleme mehr. Die Bewohner des Heimes kommen aus Kriegs-und Krisengebieten, hauptsächlich aus Tschetschenien, Afghanistan, Armenien und Mazedonien. "In letzter Zeit kommen auch Leute aus Syrien", so Flüchtlingsbetreuer Michael Silber. Er ist unter der Woche fast täglich in Dornach, kümmert sich um so gut wie alles. Von Babys bis hin zu älteren Menschen - jede Altersgruppe ist vertreten.

"Sie warten ständig auf die Post"
Aufgenommen werden die Asylwerber während des laufenden Verfahrens, das zwischen einem halben Jahr und acht Jahre dauern kann. Nachdem sie in der Erstaufnahmestelle im Attergau gelandet sind, werden sie zur Grundversorgung in die Bundesländer überstellt. Arbeiten dürfen die Bewohner nicht, die Schulpflicht allerdings besteht. Die meisten von ihnen warten Tag für Tag auf einen Bescheid, auch wenn der Briefkasten meist leer bleibt. Auskommen müssen sie einstweilen mit 5,50 Euro am Tag, die ihnen zur Verfügung stehen. Sollte ihnen das Asyl bewilligt werden, unterstützt das Rote Kreuz auch weiterhin - bei der Wohnungs- sowie Arbeitssuche. Mit dem "Projekt Start" springen sie als Mieter bei der Suche ein. Zwei Stadtwohnungen stehen ihnen dabei momentan zur Verfügung. "Es ist schön, wenn man mit einigen Bewohnern über längere Zeit hinweg Kontakt halten kann", erzählt Silber. "Viele von ihnen melden sich auch Jahre später noch bei uns."

Auch mit einem weiteren Programm sorgt das Rote Kreuz für Aufsehen. "Resettlement" ist ein humanitäres Aufnahmeprogramm. Es geht dabei um die Neuansiedlung schutzbedürftiger Flüchtlinge, die wegen Verfolgungsrisiken auf absehbare Zeit weder in ihre Heimatländer zurückkehren, noch in ihren Erstzufluchtsstaaten Schutz und dauerhaft Aufnahme finden können.

Rücksicht auf Anrainer nehmen
Natürlich ist auch der Spracherwerb der Asylanten wichtig. "Wir haben eine sehr gute Zusammenarbeit mit dem Integrationszentrum Paraplü", so Betreuer Christian Hrubes. Er ist im Hintergrund tätig, kümmert sich um neue Projekte und Organisatorisches. Urban Schneeweiß, Bezirksstellenleiter des Roten Kreuz Steyr Stadt ist begeistert von der Einrichtung: "Das Projekt ist sehr wichtig. Ich kann auch mit Stolz sagen, dass unsere Mitarbeiter das gewisse "Know-How" haben. Denn die Arbeit ist wichtig, aber nicht immer unproblematisch. Man muss genügend Erfahrung haben und das ist hier der Fall." Außerdem liegt es Schneeweiß am Herzen, sowohl auf die Bewohner, als auch auf Anrainer einzugehen: "Die gute Betreuung birgt auch für uns viele Vorteile. Ich denke, man muss auf beide Parteien Rücksicht nehmen, deswegen gehen die Mitarbeiter auch jetzt noch immer wieder durch und sprechen mit den Anrainern über das Projekt."

"Sind sehr hilfsbereit"
Einer von den Nachbarn ist Heinrich Rainer. Er lebt gemeinsam mit seiner Frau Daniela direkt neben dem Asylantenheim. Probleme gab es jedoch nie. "Wir wohnen jetzt seit vier Jahren hier", erzählt er, "Natürlich haben wir uns anfangs Gedanken gemacht, aber nach einem Gespräch mit der Vormieterin war es kein Thema mehr. Wir haben hier Ruhe, kriegen nicht mal wirklich mit, dass wir daneben wohnen." Direkter Kontakt zu den Bewohnern besteht nicht. "Allerdings sind sie immer sehr hilfsbereit", wirft Daniela ein.

"Wir möchten klar machen, dass Asylanten kein "Abfall" sind, sondern Menschen wie wir" sagt Michael Hrubes. "Als Mitarbeiter des Roten Kreuzes liegen uns die Sorgen der Menschen am Herzen." Am 26. September wird das 10-jährige Jubiläum des Asylantenheims mit einem Festakt gefeiert.

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