Europäisches Pfaffenhütchen (Euonymus europaea)

Foto: Kathrin Herzer

Wie kaum eine andere Strauchfrucht zeigt das nach der Kopfbedeckung eines Bischofs etwas despektierlich benannte Pfaffenhütchen im Herbst Mut zur Farbe. Zwischen intensiv rot gefärbten Blättern leuchtet die weiche, kantige Fruchtkapsel purpurrot hervor. Wenn diese zur Reifezeit aufplatzt, werden die in einen orangen Mantel gehüllten Samen sichtbar. Wie so oft im Pflanzenreich sind besonders bunte Früchte auch besonders giftig. Für den Menschen liegt die tödliche Menge bei 30 bis 40 Stück. Besonders Kinder, an allem Bunten besonders interessiert, sind im Herbst gefährdet. Aber auch Haustiere wie Hunde, Katzen und Kanninchen können sich durch Verzehr der Früchte vergiften. Auch bei Schafen, Ziegen und Pferden kamen tödliche Vergiftungen vor. Kein Wunder also, dass die Verwendung des Pfaffenthütchens als Heilmittel aus entsprechenden Ratgebern verschwunden ist. Im Mittelalter stand es gegen Herzschwäche, Kopfschmerzen, zur Entwässerung und als harntreibendes Mittel in vielfältigem Gebrauch. In der Neuzeit wurde es nur noch äußerlich als Pulver gegen Läuse und Krätzmilben angewendet. Als kleiner Nebeneffekt bei der Verwendung gegen Kopfläuse, waren die Haare danach gelb gefärbt.

Da Beerensamen meistens von Vögeln verbreitet werden, sind diese auch gegen die Gifte des Pfaffenhütchens immun. Vor allem Rotkehlchen, Elstern und Drosseln nehmen die Samen auf. Diese keimen meist erst nach einigen Jahren, nachdem sie einige Frostperioden überdauert haben. In den Alpen kommt der an die fünf Meter hohe Strauch bis in 1.200 Meter Sehöhe vor. Er wächst meist in Hecken, an Waldrändern und Bachufern, häufig auf Kalkuntergrund, auf dem er sehr viele Blüten ausbildet. Sein Holz ist zäh und feinfasrig. Nach seiner guten Eignung für Garnspindeln wird er auch Spindelstrauch genannt. Und, nochmals zurück zur Kirche: auch für Orgelpfeifen findet sein Holz Verwendung.

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