Paragleiten im Winter
Gämsen im Vollstress
Sonne und gute Windverhältnisse locken immer mehr Paragleiter auch bei eisigen Temperaturen in luftige Höhen. Was für Freizeitsportler ein besonderes Erlebnis ist, ist für die Wildtiere am Boden oft eine Herausforderung.
STUBAI. Im Stubaital wurde bereits vor vier Jahren eine „Fluglenkung“ mit Informationen und Vorträgen der Schutzgebietsbetreuung ins Leben gerufen, um auf diese kritische Situation aufmerksam zu machen. Besonders Gämsen, die sich meist oberhalb der Baumgrenze aufhalten, verbrauchen durch Fluchten – oft durch tiefen Schnee – viel Kraft. Im Winter müssen sie dafür ihren Stoffwechsel erst aktivieren, da sie die kalte Jahreszeit größtenteils im Energiesparmodus überdauern. Vor allem weibliche Tiere, die Junge führen, reagieren besonders empfindlich und mit langen Fluchtwegen auf Störungen von oben. Werden die Geißen gar in der Panik von ihren Jungen getrennt und finden diese nicht wieder, kann das den Tod der Jungtiere zur Folge haben. Auch Abstürze während der Flucht werden von der Jägerschaft immer wieder verzeichnet.
Bitte um Rücksichtnahme
Langfristig sind gestresste Tiere, wie Menschen auch, anfälliger für Krankheiten wie etwa die Räude oder die Gamsblindheit. Zudem vermindert sich die Fruchtbarkeit der Wildtiere. Bei all diesen Beunruhigungen spielen der Überraschungseffekt – das plötzliche Auftauchen eines Fliegers etwa über einem Grat –die Überflugshöhe und die Geschwindigkeit eine entscheidende Rolle. Flugobjekte über freien Flächen, ohne Deckungsmöglichkeiten für die Tiere, beunruhigen Gämsen ebenfalls besonders. Das sind vielleicht Faktoren, die man sich beim nächsten Flug zu Herzen nehmen sollte, damit der Freizeitspaß nicht auf Kosten unserer Wildtiere geht.
Text: Kathrin Herzer/Schutzgebietsbetreuung Stubaier Alpen-Wipptal
www.meinbezirk.at
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