100 Jahre Republik
Katastrophentage im Gebiet

Neustift: Die Straße nach Krößbach 1987 | Foto: Gemeindechronik Neustift
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In unserer Schwerpunktreihe "100 Jahre Republik" geht es um Schicksalstage im Bezirk – auch das Stubai- und Wipptal haben in den letzten 100 Jahren oftmals Lawinen, Überschwemmungen, Muren und Brände heimgesucht.

STUBAI/WIPPTAL (kr). In Neustift kann man auf jeden Fall den 21. Jänner 1951 als Schicksalstag betiteln: Um 5 Uhr früh donnert die riesige Bachertal-Lawine vom Berg herunter und kommt erst beim damaligen Schulhaus (dort, wo heute das Seniorenheim steht) zum Stillstand. Dort weist sie eine Höhe von ganzen zehn Metern auf. Um vom Dorf weiter bis in den Ortsteil Scheibe zu gelangen, musste ein Graben durch die Lawinenmassen durchgegraben werden. Der Schadholzbefall betrund rund 10.000 Festmeter.
Ebenfalls eine Lawinenkatastrophe ereignete sich dann am 6. April 1975 – dieser Tag trägt den bezeichnenden Titel "Der weiße Sonntag": Um 11.30 Uhr rauschte eine Lawine vom Elfer bis hinunter auf den Lehner. Nur zwei Stunden später kam eine zweite Lawine nach, diesmal mit vielen Steinen, und legte sich über die erste. Doch damit nicht genug: Wieder eine Stunde später – um 14.30 Uhr – donnerte die Steinbichele-Lawine bis auf Krößbach hinunter.

Hochwasser 1987

Auch Wasser in seiner flüssigen Form wurde Neustift zum Verhängnis: Im Juli 1987 richtete ein großes Hochwasser immense Schäden an: In Falbeson wurden beispielsweise zwei Almgebäude zerstört, 23 Rinder und drei Schweine getötet. In Volderau wurde das Sägewerk überflutet und der Campingplatz verwüstet. Auch die Talstraße wird teilweise von den Wassermassen weggerissen und zahlreiche Häuser werden eingemurt. Einen Monat später, im August, kommt das Wasser wieder: Dieses Mal bricht der Bach zwischen Schaller und Neustift aus und überflütet den Talboden bis Stackler.

Bombardements auf Matrei und Mühlbachl

Im Jahr 1945 – gegen Ende des zweiten Weltkrieges – wurden Matrei und Mühlbachl gleich mehrere Male Ziele von Bombenangriffen der Aliierten Westmächte: Am 14. Februar, 22. März, 23. März, 2. April, 10. April, 17. April und 21. April fielen Bomben auf zahlreiche Familienhäuser, Eisenbahnanlagen und -brücken sowie auf Schloss Trautson nieder. Zerstörung und Leid unvorstellbaren Ausmaßes waren die Folge.

Brand und Raubüberfall in Telfes

In Telfes gab es am 12. September 1947 eine große Brandkatastrophe am Telfer Berg, Ortschronistin Erika Haas: "Der Brand dauerte fast vier Wochen und rund 500 Hektar Wald fielen ihm zum Opfer." Aufgrund ungewöhnlicher Trockenheit gab es neben dem Telfer Brand auch viele weitere Waldbrände in Tirol.
Ebenfalls in Telfes ereignete sich einige Jahre zuvor ein Raubüberfall am Gallhof. In der Tiroler Wochenzeitung vom 4.7.1934 ist zu lesen: "Am Sonntag während des vormittägigen Gottesdienstes brachen zwei maskierte Räuber in den Gallhof bei Telfes ein. Sie bedrohten die Bäurin unter orgehaltenen Revolvern mit den Worten: „Geld oder Blut!“. Die zu tode erchrockene Frau, die im Winter eine schwere Krankheit überstanden hatte, bat in Rücksicht auf ihre sechs kleinen Kinder um ihr Leben. Sie gab den Räubern ihre Geldtasche mit S 1,10 Inhalt. Dann verlangten sie ihren Schmuck, den die Bäurin aber glücklich verbergen konnte.
Sie wollte beim Fenster um Hilfe rufen, wurde aber gleich mit dem Erschießen bedroht. Ebenso der kleine Bub, den sie die Haustüre öffnen ließ. Dann verlangten die Räuber ein reichliches Frühstück mit Weißbrot, Butter, Honig und Speck und verliessen nach einer Stunde das Haus. Der Bauer Josef Wanker war in Telfes bei
der Frühmesse und ging dann Geschäfte halber nach Fulpmes. Als er um 12 h heimkam, konnte seine Frau vor Schrecken nicht sprechen. Welches Unheil hätte es geben können, wenn der Bauer die Räuber überrascht hätte!"

Positive Schicksalstage

Grenzbalken in Gries fielen: Als besonderen Tag für Gries kann man die Nacht vom 31. März auf den 1. April 1998 nennen – mit einem Volksfest samt Musikkapelle und Schützen fielen die Grenzbalken am Brenner. "Für ein 'Dorf an der Grenze' nach 80 Jahren Einschränkung sicher ein bemerkenswerter Tag", so der Grieser Ortschronist Gerhard Larcher.

Europabrücke eröffnet: Ein feierlicher Tag für die Gemeinde Schönberg war der 8. Mai 1969: Die Europabrücke wird eröffnet! Mit dabei war sogar die englische Königin Elisabeth II. zusammen mit ihrem Gatten Prinz Philip und Tochter Anne, natürlich durfte auch der damalige Landeshauptmann Eduard Wallnöfer nicht fehlen.

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