Rückrufaktion bei Klettersteigsets

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FULPMES (cia). Durch Untersuchungen, die in Verbindung mit einem tödlichen Unfall an einem Klettersteig in Tirol Anfang August stehen, wurde ein gefährlicher Mangel bei Klettersteigsets entdeckt. Betroffen davon ist nicht nur das „Unfall-Modell“, sondern sind einige weitere Klettersteigsets mit so genannten elastischen Ästen, darunter zwei Produkte der Fulpmer Firma AustriAlpin. Diese Äste (Lastarme) verbinden den am Klettergurt befestigten Fangstoß-dämpfer mit den zwei Karabinern, welche im Stahlseil des Klettersteiges zur Absturzsicherung eingehängt werden. Die Alpenvereine DAV, OeAV, SAC und AVS sowie das Kuratorium für Alpine Sicherheit rufen alle Klettersteiggeher auf, Sets mit elastischen Ästen nur dann zu benutzen, wenn sie auf der Tabelle des Alpenvereins „nicht betroffen“ aufgeführt sind (http://www.alpenverein.at/portal/news/aktuelle_news/2012_08_30_klettersteigsets.php).

Der Unfall
Am 5. August 2012 ereignete sich nahe Walchsee in Tirol ein tödlicher Klettersteigunfall. Nachdem ein Klettersteiggeher mehrere Meter weit gestürzt war, sind beide Äste seines Klettersteigsets gerissen. Einen solchen Abriss hat es zuvor noch nie gegeben. Bei korrekter Anwendung, ohne vorherige Beschädigung des Klettersteigsets und ohne Scharfkanteneinwirkung erschien so etwas als nicht möglich. Die Staatsanwaltschaft Innsbruck hat Ermittlungen eingeleitet und einen Sachverständigen beauftragt, den vorliegenden Sachverhalt zu prüfen.
Die folgenden Informationen stehen mit diesen Ermittlungen in keinem Zusammenhang, sondern beruhen auf Erkenntnissen aus Untersuchungen der DAV-Sicherheitsforschung bzw. der Hersteller. Das Ergebnis des gerichtlichen Gutachtens liegt noch nicht vor.

Die Untersuchungen, das Ergebnis
Bei den Untersuchungen an Klettersteigsets vom Typ des „Unfallmodells“ hat sich gezeigt, dass oftmaliges Dehnen der elastischen Äste zu einer Schwächung der tragenden Fasern führt. Ein solches Dehnen ist bei einer normalen Klettersteig-Begehung üblich. Wenn elastische und tragende Fasern zusammen verwoben sind, schwächt häufiges Dehnen die tragenden Fasern; unter Umständen können solche Lastarme dann bei einem Sturz am Klettersteig reißen. Abhängig von der Konstruktion, kann diese Schwachstelle deshalb bei elastischen Klettersteigästen vorhanden sein. Das Konstruktionsprinzip der ineinander verwobenen elastischen und nichtelastischen Fasern kommt nicht nur bei mehreren Klettersteigsets von Edelrid, sondern auch bei Modellen anderer Hersteller zur Anwendung. Die Firmen Edelrid, Austrialpin, Edelweiss und Singing Rock haben die betroffenen Sets mittlerweile zurückgerufen.

Alpenvereine fordern Hersteller zur Prüfung ihrer Sets auf
Der Alpenverein Südtirol (AVS), der Deutsche (DAV) und Oesterreichische Alpenverein (OeAV), der Schweizer Alpen-Club SAC sowie das Kuratorium für Alpine Sicherheit haben sich unmittelbar nach dem Unfall intensiv mit der Problematik auseinandergesetzt. Unter Federführung der DAV-Sicherheitsforschung entwickelten die Alpenvereine gemeinsam mit der TÜV Süd GmbH in München ein Prüfverfahren für elastische Klettersteigsets. Anschließend wurden die Hersteller dazu aufgerufen, ihre Sets nach diesem Verfahren zu prüfen. Die unten aufgeführte Tabelle ist das Ergebnis dieses Aufrufs.

Voll im Gange ist die Rückrufaktion bereits bei AustriAlpin. Hier werden die elastischen Arme entfernt und durch starre ersetzt. Sehr schnell wurde auf die möglichen Mängel bei einem Konkurrenzmodell mit baugleichen "Stretch-Armen" reagiert. "Wir wollen, dass unsere Kunden sicher sind, erklärt Produktentwickler Peter Manhartsberger. AustriAlpin hat die betroffenen Sets erst seit März 2012 im Programm. Ein älteres Modell mit elastischen Ästen ist von dem Rückruf nicht betroffen, da hier andere Materialien verbaut wurden.

Stubai Bergsport „Wir geben die Weisung aus, von einer Verwendung sämtlicher Klettersteigsets von Stubai abzusehen. Die ist eine vorsorgliche Maßnahme, da wir ohne vollständige Testergebnisse nicht feststellen können, inwieweit unsere Produkte nach sehr intensivem Gebrauch an Festigkeit einbüssen.“ Bis Redaktionsschluss lagen noch keine Testergebnisse vor.

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