Fragwürdiger Abmarsch im Neustifter Gemeinderat

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Erst wurde lange und sehr sachlich diskutiert, ob denn jetzt das bestehende Schul-gebäude im Dorf oder eben in Kampl ein Schulzentrum neu gebaut werden solle. Alle Für und Wider kamen zum wiederholten Male auf den Tisch. Als es dann zur Abstimmung kam, verließ die Opposition unisono den Saal!

NEUSTIFT (tk). Sowas erlebt man nicht alle Tage! Aber der Reihe nach: Seit gut einem Jahrzehnt weiß man um den Handlungsbedarf und ebenso lange wird darüber diskutiert, wie man die „Schulfrage“ denn nun am besten lösen könne. Da das über 40 Jahre alte Gebäude im Dorf, das momentan eine der drei Neustifter Volksschulen, die Haupt- und die Skihauptschule beherbergt, nämlich nicht nur teilweise, sondern hinten und vorne nicht mehr entspricht, käme eine Sanierung verhältnismäßig (zu) teuer. Also wurde die Idee des Baus eines komplett neuen Schulzentrums in Kampl ins Spiel gebracht. Diese Variante, bei der jetzt vom Poly über die Volks- bis hin zur Skihauptschule samt Internat alle Bildungseinrichtungen an einem Fleck zusammengefasst werden, wird von der Bürgermeisterfraktion seit Jahren forciert, die Opposition hätte hingegen lieber eine Sanierung bzw. einen Neubau im Ort gesehen.

Etappenweise vorgehen
Vor diesem Hintergrund galt es in der jüngsten Gemeinderatssitzung endgültig eine grundsätzliche Standort-Entscheidung zu fällen. Für den Antrag der Opposition, den Punkt wegen „fehlender Unterlagen“ von der Tagesordnung zu nehmen, fand sich keine Mehrheit. „Wir reden seit Jahren im Kreis. Es gab Kostengegenüberstellungen und mehrere Informationsveranstaltungen. Nicht nur im Schulausschuss, auch im Gemeinderat wurde unzählige Male eingehend über die Causa diskutiert“, entkräftete Bgm. Peter Schönherr den Vorwurf seiner Polit-Gegner „man hätte sich keine Meinung bilden können“.

Der Ortschef vertrat die Ansicht, dass es einfach keinen Sinn mache, das Projekt „zweigleisig zu entwickeln“: „Daher ist heute der Tag X. Wir brauchen eine klare Linie, damit wir uns endlich an die schrittweise Umsetzung des Vorhabens machen können.“ Bevor abgestimmt wurde, kamen nochmals alle Argumente auf den Tisch. Auf der Habichtswiese hat man ca. doppelt so viel Platz und damit viel mehr Gestaltungsspielraum zur Verfügung, außerdem ergeben sich durch die „Schulfusion“ eine Vielzahl von Synergieeffekten. In der Bauphase hat man keine Probleme mit dem Schulbetrieb (Stichwort Container) und auch die Verkehrssituation und die mit den Sportanlagen in nächster Nähe befindliche Infrastruktur sprechen für einen Neubau im Ortsteil Kampl.

Alle Argumente nochmal am Tisch
Nachteil bei dieser Variante: Der Grund gehört dem Katholischen Lehrerverband und könnte nur über ein Baurecht bzw. einen Tauschgrund verwendet werden. Weiteres „Manko“: Der Standort befindet sich fernab vom Zentrum. Letztere beiden Punkte kommen zugleich als Vorteile für einen Neubau des bestehenden Schulhauses im Dorf zum tragen. Aber: In Neustift gibt es keine Erweiterungsmöglichkeiten – man könnte nur in die Höhe fahren. Und: Hunderte Schüler müssten für die Dauer von etwa zwei Jahren in Containern unterrichtet werden! Was die Kosten angeht, werden beiderlei Projekte mit rund 13 Millionen Euro beziffert. „Haben wir uns erst geeinigt, wo wir hin wollen, können wir alle weiteren offenen Fragen mit vereinten Kräften angehen“, so Schönherr. Sein Plan gefiel freilich nicht allen: „Das lasse ich so nicht gelten, den Standort kann man innen und außen nebenbei bewerten“, konterte etwa GV Andreas Gleirscher. Listenkollege Karl Pfurtscheller verlangte „erst eine verbindliche Finanzierungszusage vom Land“ und merkte zur Zusammenlegung aller Neustifter Schulen an, dass selbige „jetzt gut auf die Weiler aufgeteilt sind“.

Für Kampl – ohne Gegenstimme!
Als es nach der äußerst gesitteten Debatte zur Beschlussfassung kam, verließen die Mandatare der Gemeinschaftsliste, der Gemeinsamen Wirtschafts- und Zukunftsliste, der Liste Zukunft Neustift und der Allgemeinen Bürgerliste geschlossen den Sitzungssaal. Während sich der Großteil der im Ort tätigen Schuldirektoren über die in Folge von den Listen Junges Neustift, Für Neustift und Lebensraum Neustift gefällte, einstimmige Entscheidung für ein neues Schulzentrum freuten, kündigte GR Hermann Siller an, die für eine Volksbefragung notwendigen Unterschriften sammeln zu wollen. „Schade, Nein-Stimmen hätten sicher mehr Gewicht gehabt“, stellte der Bürgermeister abschließend fest – da ist was dran!

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