Vorzeigeprojekt in Sachen Nachhaltigkeit
Erholung für Golfer ... und Natur in Seefeld

Großteils bestehen die unbespielten Bereiche des GC Wildmoos aus Waldflächen und ca. 10 Ha wertvollen Magerrasenbiotopen mit einer sehr hohen Biodiversität. | Foto: Holzknecht
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  • Großteils bestehen die unbespielten Bereiche des GC Wildmoos aus Waldflächen und ca. 10 Ha wertvollen Magerrasenbiotopen mit einer sehr hohen Biodiversität.
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Dass ein Golfplatzprojekt die Naturschützer auf den Plan ruft, ist nichts neues. Doch Seefeld geht seit einiger Zeit einen neuen Weg, der Golfer und die Umwelt in Symbiose setzt, und einen Golfplatz umbauen und betreiben kann, dass nicht nur Golfer, sondern auch die Natur Erholung findet.

SEEFELD. Der in die Jahre gekommene Golfplatz Wildmoos wird bereits seit drei Jahren sukzessive saniert. Das alte Bewässerungssystem soll ab Herbst 2023 eneuert werden. Es ist nicht mehr mit den Wasserspargedanken der heutigen Zeit vereinbar: Wasser wird derzeit entweder voll oder gar nicht aufgedreht, von Sparsamkeit ist man weit entfernt. Jakob Moncher vom Golfclub Sefeeld-Wildmoos (Platz- & Umweltverantwortlicher) hat im Februar 2021 mit Markus Daschil (war 25 Jahre Vorstand im Tourismusverband) dem Seefelder Gemeinderat die Ausbaupläne des Golfclubs präsentiert:

„Null Chemie - Null Toleranz“

Eine neue automatische Bewässerungsanlage und Cartwege sollen errichtet werden, im Zuge des Umbaues soll der Platz bis 2026 pestizidfrei werden. „Null Chemie - Null Toleranz“ sagt Daschil. "Unsere Greens wurden seit 3 Jahren mit keinem chemischen Pflanzenschutzmittel mehr behandelt", ergänzt Moncher.
Mit wissenschaftlicher Unterstützung soll durch ein mechanisch, biologisches Platzpflegekonzept auf stabile ökologische Gleichgewichte hingearbeitet werden.
Die Beregnungsanlage wird optimiert, um die einzelnen Bereiche des Platzes je nach Bedarf bewässern zu können. Robuste, wasserarme Festuca-Gräser kommen vermehrt zum Einsatz.

"Es werden bewährte Grassorten eingesetzt, die Tiefwurzler sind, und gut Wasser speichern können, auch besser über den Winter kommen",

erklärt Moncher in einfachen Worten nachhaltige Rasensorten, die der Erbauer des Platzes damals 1969 bereits verwendet hat.
Unter anderem sind auch zwei Wasserspeicherteiche vorgesehen, mit denen kann man in den Trockenperioden die neue und sparsam geregelte Bewässerung speisen. Diese stünden auch im Winter für eine Loipenbeschneiung zur Verfügung.

"Insgesamt hat der Platz ein Ausmaß von ca. 60 ha, die wir angepachtet haben von Privaten und Gemeinde. Davon werden nur 15 ha von Golfern/innen genutzt",

so Moncher:

"Großteils bestehen die unbespielten Bereiche aus Waldflächen und ca. 10 Ha wertvollen Magerrasenbiotopen mit einer sehr hohen Biodiversität. Das zu schützen ist unser großes Ziel."

Somit ist ein großer Bereich des Platzes ein bleibender, wertvoller Lebensraum für bedrohte Tier- und Pflanzenarten.
„Das Projekt ist ein Meilenstein“, so Jakob Moncher. Er sprich vom Projekt „Artenvielfalt fördern und erleben.“
Übrigens: Die neuen Cartwege werden als Ökoweg luft- und wasserdurchlässig ausgeführt, versiegeln den Boden nicht.

Insgesamt hat der Platz ein Ausmaß von ca. 60 ha, davon werden nur 15 ha von Golfern/innen genutzt. | Foto: Holzknecht
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Sponsoren entdecken das Thema Artenschutz

Moncher kümmert sich um die Umsetzung und Vermarktung des Artenschutz-Projektes und rannte dabei offene Türen ein. Er konnte neben privaten Sponsoren auch öffentliche wie Gemeinde Seefeld und Telfs und Land Tirol dafür gewinnen. Mit dem nachhaltigen Konzept soll geworben werden.
Moncher erklärt, dass mit der Umsetzung dieses Projektes auf 1180 Meter Höhe ein Pilotprojekt entsteht, das auch auf allen weiteren Golfanlagen in Tirol umsetzbar wäre: "Wenn wir das schaffen, schaffen das auch andere", zitiert Moncher die Landespolitiker im Zuge von Förderverhandlungen, die von einem beispielgebenden Vorzeigeprojekt sprechen.
Daneben hat der Club die Förderpakete Gold und Silber für 1800 und 900 Euro aufgelegt, in deren Rahmen sich Sponsoren in das Projekt Artenvielfalt einbringen können. Auch hier fanden sich schnell zahlreiche Geldgeber. Die Idee, Biodiversitäts-Projekte an Sponsoren zu vermarkten, ist neu, kam aber gut an.
Für den GC Seefeld-Wildmoos, der knapp 700 Mitglieder und im Jahr zirka 6000 Gäste als Greenfeespieler hat, bedeutet dies vor allem die Möglichkeit, die geplanten Veränderungen auf der Anlage in Ruhe umsetzen zu können. Ökonomie, Ökologie und Soziales sollen auf Dauer im Einklang miteinander verfolgt werden.

Green Deal der Olympia-Region Seefeld

Der Golfclub fügt sich mit seinem Projekt in den sogenannten Green Deal der Region Seefeld ein, der mit dem Beginn der Corona-Pandemie entstand, so Markus Daschil, bisher im Vorstand des Tourismusverbandes, der heuer nach 25 Jahren Funktionärstätigkeit seinen Platz frei machte. Die Naturerfahrung steht im gesamten Verband "Seefeld - Tirols Hochplateau" im Vordergrund, meint Daschil. Seefeld ist zudem an eine ICE-Strecke angeschlossen, auch das wird in der Werbung betont.
Die Bemühungen der Golfanlage auf pestizidfreie Pflege umzustellen, Ressourcen zu schonen und die Artenvielfalt noch weiter zu stützen, ergänzt das Konzept der Tourismusregion Seefeld deshalb ideal, so Daschil weiter.
Jakob Moncher vom GC Seefeld-Wildmoos sieht das genauso:

"Wenn man schon die Natur beansprucht, wie wir das eben auch beim Golf tun, dann hat man auch eine gewisse Verpflichtung. Wir versuchen einen Weg zu skizzieren, wie Golfer und die Umwelt in Symbiose existieren können."

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