Hundesteuer: eine reine Luxussteuer

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REGION. Wer keinen Hund hat, ärgert sich über Kot und freilaufende Hunde, wer einen Hund hat, ärgert sich über die Steuern. Nach einer Studie der „Tierfreunde Österreich“ wurde in 60 % der österreichischen Gemeinden während der vergangenen Jahre die Hundesteuer erhöht! Warum? Um Budgetlöcher zu stopfen? Mittlerweile bemühen sich die Gemeinden, Hundebesitzern eine entsprechende Infrastruktur zu bieten, etwa durch Gassisackerl-Automaten, Hinweistafeln, Straßenreinigung, Freilaufzonen u.a.. Hunde verunreinigen Gehsteige und auch Felder der Bauern. Diese Belästigungen sorgen immer wieder zu Diskussionen in Gemeinderatssitzungen.

Transparenz erwünscht
Hundehalter haben durchaus Verständnis, aber meist fehlt die Transparenz. In Erklärungnot dürfte so mancher Gemeindechef kommen, wenn er die enormen Unterschiede bei der Höhe der Hundesteuer alleine in unserer Region erklären muss: In Zirl kostet der erste Hund 18,- € vierteljährlich, 72,- € pro Jahr (der zweite 36,- vierteljährlich, 144,- € pro Jahr), in Telfs jedoch 100,- € pro Jahr (der Zweithund 150,- pro Jahr)!

KORREKTUR: Wie der Redaktion am Mittwoch nach Erscheinen des BB-Ausgabe mitgeteilt wurde, hebt Zirl seine Steuer vierteljährlich ein, das heißt: die 18,- € für den Ersthund ist viermal im Jahr fällig, in Summe also 72 Euro pro Jahr. Wir bitten dieses Versehen in der Grafik sowie in der Ausgabe des BEZIRKSBLATTES zu entschuldigen! (Zirl ist damit auch kein Hundesteuer-"Paradies").

Telfs im tirolweiten Vergleich nicht die teuerste Hundesteuer-Gemeinde

Die für das Thema zuständige Telfer GV Dr. Mag. Cornelia Hagele (Wir für Telfs) ist sich bewusst, Telfs hat die höchste Steuer im Bezirk, aber: "Im tirolweiten Vergleich sind wir nicht die Teuersten." Einnahmen und Ausgaben decken sich, erklärt Hagele weiter: "Wir haben eine der größten Freilaufzonen Tirols, bis zu 15.000 m² sind für Hunde nutzbar. Es sind da viele Ausgaben zu bewältigen wie z.B. Gassisäckchen, Flurwächter, Reinigung." Eine Senkung der Hundesteuer sieht Hagele jetzt nicht: "Wenn wir die Steuer senken, müsste man sich das ansehen, ob dann mehr Leute ihren Hund anmelden würden, da ist die Dunkelziffer sicher sehr hoch", meint Hagele. Bis jetzt sind 550 Hunde in Telfs gemeldet.
In einer Presseaussendung am Montag fordert der Telfer Vize-Bgm. Christoph Stock (VP) eine Zweckbindung der Hundesteuer in Telfs, die Abschaffung der Strafsteuer für einen zweiten Hund sowie drei Freilaufzonen (siehe unten).
In Zirl sind derzeit ca. 350 Hunde gemeldet, wie das Gemeindeamt informiert: "In Zirl wurde auf Grund der Entwicklung für Schutzhunde und Jägerschaft bzw. für den Alpenpark Karwendel immer darauf geachtet, dass die Hundesteuer steuerlich erträglich ist." Zirl hat ein großes Netz an Gassisackstationen und ein Flurwächter kontrolliert die Leinenpflicht, ein Hundefreilaufplatz ist geplant.

Zur GRAFIK: Hundesteuer im Gemeindevergleich

Bei der Höhe der Hundesteuer hat Telfs die Nase vorn: 100 Euro für den Ersthund und 150 Euro für jeden weiteren Hund zahlen Telfer GemeindebürgerInnen. "Wir sind teuer, aber landesweit nicht die teuersten", betont dazu die Telfer GV Cornelia Hagele. Telfs teilt sich diesen Spitzenplatz mit Flaurling, wo der erste und jeder weitere Hund mit 95 Euro gleich teuer besteuert wird.
Im regionalen Schnitt zahlen die Gemeindebürgerinnen 51,37 Euro für ihren Ersthund. Darüber liegen Hatting und Oberhofen (jeweils 60 €) sowie Pfaffenhofen (58 €) und auch Zirl (72,- Euro).
Zwischen dem Erst- und dem Zweithund gibt es steuerliche Unterschiede in Leutasch, Oberhofen, Pettnau, Scharnitz, Telfs, Wildermieming und Zirl.

Kurioses

Polling ist anders: Als einzige Gemeinde in der Region wird bei der Hundesteuer zwischen den Geschlechtern unterschieden! Ein Rüde kommt auf günstige 39,97 Euro, die Hündin auf 47,24 Euro. "Weil ein weiblicher Hund Nachkommen zeugen kann", erklärt dazu der Pollinger Bgm. Gottlieb Jäger, und das ist seit jeher schon so, wie der Ortschef erklärt. Polling hat auch seit der Euro-Einführung nicht mehr an der Hundesteuer gedreht, den Schilling-Betrag auf den Cent genau umgewandelt, bisher den Betrag weder auf- noch abgerundet.

Telfer Volkspartei fordert Reformierung der Hundesteuer in Telfs

Telfer Hundebesitzer haben die höchste Hundesteuer im ganzen Bezirk zu tragen, führt Vizebürgermeister Christoph Stock von der Telfer Volkspartei aus: "Bezogen auf diese Tatsache ist das Angebot für Hundehalter äußerst bescheiden. Wer viel zahlt muss auch eine Gegenleistung erhalten."
Um zukünftig Telfs zu einer hundefreundlichen Marktgemeinde zu machen, schlägt die Telfer VP folgende Maßnahmen vor:
1. Zweckbindung der Hundesteuer für die Schaffung und Erhaltung von entsprechender Infrastruktur für Hundehalter und Instandhaltung bzw. Säuberung bestehender Infrastruktur.
2. Abschaffung der Strafsteuer für einen zweiten Hund in der Marktgemeinde Telfs. Wenn, dann ist ab dem zweiten Hund ein Rabatt zu geben, also € 75 für jeden weiteren Hund einzuheben!
3. Schaffung von mindestens drei Freilaufzonen in Siedlungsnähe für Hunde inklusive Ruheplätze mit Bänken in den kommenden sechs Jahren.
„In einer immer anonymeren Welt nehmen Haustiere und da vorallem Hunde eine immer wichtigere Funktion ein“, erläutert Stock weiter: „Telfs sollte sich innerhalb der nächsten Jahre zu einer leben- und liebenswerten Gemeinde entwickeln und da ist der Umgang mit unseren Haustieren ein wichtiges Thema!“

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