Interview mit Kultur-Guru Iris Krug
"Kultur ist Nahrung für die Seele"

Schlüsselübergabe: Sohn Robert übernimmt nun die Geschäfte. | Foto: Lair
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  • Schlüsselübergabe: Sohn Robert übernimmt nun die Geschäfte.
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LEUTASCH. Sie ist in Tirol und über die Landesgrenzen hinaus bekannt: Iris Krug und "ihr" Ganghofermuseum lockten in den vergangenen Jahren Leute von überall her nach Leutasch. Jetzt geht sie in den wohlverdienten Ruhestand und reflektiert über die Vergangenheit. Wir baten sie zum Interview.

BB: Deine Ära als Kulturreferentin geht zu Ende, was war für dich das größte Highlight deiner Laufbahn?

Iris: Der Tag im Juli 2010, als mich mein Vorgänger Dr. Karl Braito fragte, ob ich das Ganghofermuseum übernehmen wolle, war mein größtes Highlight. Danach folgten viele, viele weitere, wie zum Beispiel das Kochevent mit Alexander Fankhauser im Museumsgarten, der Leutascher Literaturherbst mit Größen wie Felix Mitterer, Tobias Moretti, Klaus Rohrmoser und vielen anderen oder auch das „Enter“-Drücken am Computer nach dem letzten geschriebenen Wort des ersten Buches, dass wir herausgegeben haben.

BB: Welche Aufgaben haben am meisten Spaß gemacht?

Iris: Meine Aufgaben waren so umfassend und vielfältig, dass es schwierig ist, diese Frage zu beantworten. Das Schöne an meinen Aufgaben war der Wechsel zwischen „Stille“ und Begegnung: Mit „Stille“ meine ich das Arbeiten im Archiv – in die Leutascher Geschichte eintauchen, recherchieren, sammeln, archivieren, schreiben. Im Gegensatz dazu, die Begegnung mit Menschen – ob bei Museumsführungen, Zeitzeugengesprächen, Veranstaltungen, Presseterminen oder Workshops. Es gingen so viele Menschen im Leutascher Kulturhaus ein und aus und ganz viele davon sind als Freude geblieben.

BB: Was hast du/habt ihr erreicht? 

Iris: Eigentlich müsstest du das die LeutascherInnen fragen, aber ich versuche es aus meiner Sicht zu beantworten: Das Ganghofermuseum ist zu einem Kulturhaus geworden – offen für alles und jeden! Ludwig Ganghofer hat weiterhin seinen Platz, aber für uns ist das Museum in erster Linie ein Haus, das wieder LEBT - durch sehr vielfältige Veranstaltungen und Ausstellungen, speziellen Museumsführungen, durch enge Zusammenarbeit mit Einheimischen, mit Schulen, Vereinen, Hotels, durch intensive Öffentlichkeits- und Pressearbeit. Bei uns ist es „klein, aber fein“ und es darf/soll/muss „menschln“ – das ist uns sehr wichtig und das schätzen auch unsere Besucher und auch die KünstlerInnen, die bei uns auftreten! Zu den Veranstaltungen kommen zwischenzeitlich BesucherInnen aus ganz Tirol. Sie nehmen gerne den Weg auf sich, weil es bei uns „hoamelig“ zugeht.
Durch den intensiven Kontakt zu unseren Einheimischen ist das Archiv gewachsen. Immer wieder werden uns alte Foto, Dokumente und Museumsexponate zur Verfügung gestellt. Das ist ein großer Vertrauensbeweis, denn es ist immer ein Stück Vergangenheit des Einzelnen, ein Teil ihres Lebens.

Das Ganghofermuseum erlebte unter Iris Krug ein Revolution.  | Foto: Krug
  • Das Ganghofermuseum erlebte unter Iris Krug ein Revolution.
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BB: Was bedeutet Leutasch für dich?

Iris: Das kann ich mit einem Wort beantworten: ALLES!
Ich bin unendlich dankbar, hier leben zu dürfen! Unsere Luitasch ist eines der schönsten Platzl Tirols – wenn nicht sogar auf der ganzen Welt! - (zwinkert) - Ich liebe unser Tal, die wunderbare Natur und ich mag die Menschen und ihre Geschichte.

BB: Wofür steht das Ganghofermuseum? 

Iris: Das Ganghofermuseum ist nicht nur ein „Museum“! Es ist ein KULTURHAUS – ein Haus der Begegnung, in dem Geschichte, aber besonders die Gegenwart und somit auch die Zukunft viel Platz haben.

Eine besondere Erinnerung?

Iris: Zum Jahr des Waldes 2011 waren wir mit Schulkindern im Wald und haben ihnen erklärt, wie die Menschen in früheren Zeiten gelebt und gearbeitet haben. Ich kochte ein „Holzknechtmuas“ am offenen Feuer. Ein Bub, ein sonst richtig vorlauter Lauser, meinte ganz andächtig: „Mah, Iris, des schmeckt viel besser als beim Mäcci!“ Da wusste ich, wie Geschichts- und Kulturvermittlung funktioniert … nämlich über alle Sinne!


BB: Warum ist Kultur generell und vor allem in Leutasch so wichtig?

Iris: Kultur ist Nahrung für die Seele! Immer und gerade in Zeiten wie diesen!

BB: Was machst du in der Zukunft?

Iris: Weder rasten, noch rosten! Mein Mann Lois und ich werden weiterhin ehrenamtlich für das Leutascher Kulturhaus und die Gemeinde tätig sein. Im Augenblick arbeiten wir an einem Leutasch-Buch, einer neuen Gemeindechronik. Es gibt also noch jede Menge zu tun! Außerdem und an erster Stelle haben wir vier Enkelkinder, die uns jetzt viel öfter zeigen können, wie schön und abenteuerlich das Leben ist!

BB: Dein Nachfolger ist dein Sohn, wie sieht die Zukunft unter seiner Regentschaft aus?

Iris: Du hast mich anfangs nach „Highlights“ gefragt … mein letztes Highlight war, dass sich die Gemeinde Leutasch für Robert als meinen Nachfolger entschieden hat. Ich bin überzeugt, dass er diese Aufgabe mit Herz, Hirn und Hand erfüllt. Er hat in den letzten Jahren ehrenamtlich mitgeholfen und weiß genau, worum es geht. Ich freue mich auch, dass er „frischen Wind“ und neue Ideen mitbringt.

BB: Worauf können sich die Leutascher freuen?

Iris: Robert arbeitet bereits an einem Großprojekt, das ab nächstem Frühjahr umgesetzt wird. Im weitesten Sinne geht es dabei um „Leben und Arbeiten in früheren Zeiten“: Es werden kleine Äcker mit alten Kulturpflanzen angelegt, historische Zäune errichtet, ein „Schaustadl“ gebaut, alte Arbeitsweisen „sichtbar“ gemacht und ein Ort für Veranstaltungen im Freien geschaffen.
Natürlich wird es auch weiterhin vielfältige kulturelle Veranstaltungen und Ausstellungen geben. Auch ein buntes Programm speziell für Kinder wird nicht fehlen.

BB: Ein Wort zum Abschied? Fällt er dir schwer?

Iris: (schmunzelt) Nö! Ich weiß ja, dass „mein“ Museum jetzt in den besten Händen ist!
Außerdem freue ich mich auf lange Herbst- und Winterabende im Archiv unter dem Museumsdach, wo Lois und ich fleißig an der Chronik arbeiten werden und noch zwei weitere Buchideen in der Schublade schlummern. Und wann immer Robert unsere Mithilfe braucht, muss er nur mit dem Besenstil an die Decke klopfen!
 

BB: Willst du sonst noch etwas loswerden?

Iris: In all den Jahren durfte ich großes Vertrauen und sehr viel Unterstützung von Seiten der Gemeinde Leutasch erfahren. Ich weiß, dass das nicht selbstverständlich ist! Kulturarbeit wird oft wie ein Stiefkind behandelt und in den Gemeindebudgets meist ganz unten angesiedelt. Aber wir alle brauchen die Kultur als „Nahrung für die Seele“, zum Pflegen unserer Wurzeln, zum Mitgestalten unserer Zukunft. Unsere Leutascher Gemeindevertretung weiß das und steht voll dahinter! DANKE!!!

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