Leidenschaft Jagd: Rudi Zorzi war 24 Jahre lang Hegemeister von Seefeld/Scharnitz/Reith

SEEFELD. Der Jäger aus Leidenschaft steht nicht gerne im Rampenlicht: Rudi Zorzi wehrt sich, wenn er in den Vordergrund gestellt wird, etwa wenn es um die weitreichende Zusammenlegung und Durchführung der größten Pflichttrophäenschau im Land geht: „Ich bin da nicht alleine, es sind 40 Leute, die für das Gelingen dieser Schau beitragen.“

INTERVIEW: Die SAGER des leidenschaftlichen Jägers Rudi Zorzi

- "Es ist diese Bürokratie - ich wollte es schon früher lassen!"
- "Der Zusammenhalt hat mich fasziniert"
- "Ich habe in allen Tälern schon jedes Loch gekannt"
- "Meine Frau ist immer alleine verreist, ich habe noch nie das Meer gesehen!"
- "Das höchste Gut ist, wenn man Jäger ist und vor der Haustüre die Möglichkeit hat, zu jagen"

Ausführliches INTERVIEW mit Rudi ZORZI:

BB: Wann und wie wurde aus Ihnen ein Hegemeister?
ZORZI: 1991 habe ich dieses Amt übernommen, als Wildmeister Hans Schallert, ein Profi und Rotwildspezialist, verstorben ist. Ich bin seit 1980 Jagdpächter in der Seefelder Jagdgemeinschaft, bin dann von der Jägerschaft in der Region als neuer Hegemeister vorgeschlagen worden. Da war ich 24 Jahre alt.

BB: Was macht ein Hegemeister?
ZORZI: Der Hegemeister organisiert Zählungen, etwa bei Fütterungen, die dienen dann als Bemessungsgrundlage für die Abschusspläne. Bei mir sind es 15 Jagden auf einer Fläche von ca. 30.000 Hektar. Der Jagdpächter oder -eigentümer erstellt dann den Abschussplan nach einem aufwändigen Schlüssel, die Behörde genehmigt den Plan.

BB: Das klingt nach viel Bürokratie ...
ZORZI: Das ist der Grund warum ich aufgehört habe, ich wollte es schon zwei Jahre früher lassen. Es gibt wohl keinen Hegemeister, der keinen Laptop im Rucksack hat. Ich dachte nicht, dass ich mich nochmals auf Computer umschulen lassen muss.

BB: Trotzdem, warum tut man sich das an?
ZORZI: Auf den Bezirksjägermeister und Hegemeister wird immer mehr Arbeit abgewälzt. Es muss fast jeder schon hauptberuflich machen. Aber: Es ist dieser Zusammenhalt untereinander, der mich fasziniert hat! Darum habe ich das immer gerne gemacht.

BB: Was trieb Sie an?
ZORZI: Mit 16 bin ich über die Bergrettung ein wenig zur Jägerei gekommen. Antrieb ist die Naturverbundenheit, ich war viel im Gelände unterwegs, war bald bekannt dafür, ich habe in allen Tälern schon jedes Loch gekannt. In den 80er Jahren bin ich in die Seefelder Jagd hineingekommen.

BB: Opferten Sie für diese Funktion auch sehr viel Ihrer Zeit?
ZORZI: Ich bin leidenschaftlicher Jäger, habe in meinem Leben noch nie ein Meer gesehen. Wenn ich im Ausland war, dann nur auf Jagdreisen. Ich habe bei uns keine Balzzeit im Frühjahr und keine Hirschbrunft im Herbst ausgelassen. Meine Frau ist dann alleine verreist. Das höchste Gut ist, wenn man Jäger ist und vor der Haustüre die Möglichkeit hat, zu jagen.

BB: Was konnten Sie erreichen?
ZORZI: Meine Stärke war, dass wir die sechs Trophäenschauen im Bezirk zusammengelegt haben. Das war 1991 zusammen mit Paul Steixner.
Früher waren Schauen in Wattens, Stubai, Sellrain, Leutasch, Scharnitz, Wipptal. Es gab schon Gegenwind und Kritik, nach der Zusammenlegung gab‘s Begeisterung.
Seit 20 Jahre war ich der erste mit dem Projekt „Der Jäger in der Schule“, jetzt ist das in allen Schulen landesweit. Ich mache am Seefelder Plateau mit den Lehrern und Schülern praktischen und theoretischen Unterricht.
Was auch wichtig ist: 1989 habe ich mit Kollegen Gaugg und Kempf die Nachsuchestation gegründet, wir waren die ersten in Tirol. In jeder Jagd muss ein Jagdhund deklariert werden. Ich darf bei dieser Nachsuchestation weiter mitwirken, habe weiterhin das Vertrauen vom Bezirksjägermeister Thomas Messner, da bin ich sehr stolz.

ZUR SACHE:
Neuer Hegemeister im Hegebezirk Scharnitz/Seefeld/Reith ist Frank Schwarz, er hat die Jagdaufseherprüfung und ist seit einigen Jahren im Bezirk Rechnungsprüfer.

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