Pioniere wollen den Telfer Wein salonfähig machen

Die Telfer Mikroweinbauern schlossen sich 2011 dem Tiroler Weinbauverband an.
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TELFS. Die fünf Telfer Pioniere wollen nach dem Sensationssommer heuer mit dem Weinbau richtig durchstarten: "Das Oberland ist mit einer besonderen Klimagunst ausgestattet", erklärt der leidenschaftliche Hobbywinzer Siegfried Kluibenschedl aus Telfs und verweist auf Niederschläge unter 800 mm, die inneralpine Lage als Schutz gegen Nordwinde und die beträchtliche Sommerwärme. Die war heuer ganz besonders zu spüren, und die Telfer freuen sich auf eine ergiebige Weinlese. Es wird wieder Zeit, denn der Weinbau in Telfs hatte schon im Mittelalter Tradition, da lagen die Temperaturen um 1,5 °C höher als heute. Die älteste Weinurkunde stammt aus 965, in der wird von Weinbau im Ötztaler Sautens berichtet. Auch viele Flurnamen weisen auf diese Kulturpflanze hin: u.a. der Weinberg im Emat bei Telfs, der Weinberg in Wildermieming und die Weinbergsiedlung in Imst.
Im 11. und 12. Jahrhundert lieferten Telfer Weinbauern bis zu 5 Carradas (das deutsche Weinmaß betrug rund 1000 l) kostbaren Rebensaft an das das bayrische Augustinerchorherrenstift Dießen (nahe Ammersee). Auch Graf Meinhard II. ließ sich um 1288 Wein aus Telfs anliefern.
Eine kleine Eiszeit um 1600 setzte dann dem Weinbau ein jähes Ende, Wiederbelebungsversuche gab es im 19. Jahrhundert in Zirl und in Hötting, die Reblaus und eine Pilzkrankheit machte eine neuerliche Weinproduktion schwer möglich. Nur der Weinberg in Zirl konnte sich erhalten. Die neuerliche Klimaerwärmung lässt die Telfer hoffen, sie schlossen sich bereits vor einigen Jahren zusammen und probierten es erneut - mit Erfolg. Während das frühere Südtiroler Klima langsam bei uns einzieht, bekommen es die Südtiroler langsam mit noch wärmeren Wetter zu tun und müssen in höhere Lagen ausweichen.
Beim jährlichen Pfarrbuschenschank konnten Telfer die ersten Flaschen Telfer Wein probieren und kaufen. "Das Klima heuer war einfach perfekt", freut sich Kluibenschedl. Der Erlös aus dem Weinverkauf kommt der Pfarrpartnergemeinde in Lara zugute.
Nachdem der Weinbau im Oberland, speziell in Tarrenz und Haiming, angekurbelt wurde, versprechen sich auch die Telfer Mikroweinbauern eine gute Wein-Zukunft, schlossen sich 2011 dem Tiroler Weinbauverband an: "Wir wollen wieder mehr Qualität erzeugen, und laden auch gerne Winzer ein, die sich uns anschliepßen und als Nebenerwerb den Weinbau in Telfs beleben", will Carlheinz Canal Neuzugänge animieren: "Noch haben wir zu wenige Grundstücke für eine ergiebige Menge, aber da könnte sich in Zukunft sicher mehr ergeben." Die Pioniere probieren mehrere Sorten, prüfen die Eigung auf bestimmten Böden. "Ich muss dem Boden im Klostergarten noch Eisen zusetzten", hat Kluibeschedl herausgefunden. Robert Reiter baute einen Felskeller, der 1944/45 als Luftschutzkeller diente, zu einem Weinkeller um. Der ehemalige Fluchtweg im Felsen dient als Terrasse für die Weinstöcke, die hier bestens gedeihen.

Übrigens: Die erste Generalversammlung des Vereines "cultura munda vinitori" war am 17.12. 2003 in Mösern, da wurde der erste gekelterte Wein "munda primeur" aus den Riesen "Telfs-Zentrum" und "Plattlroan" vorgestellt.
Die Wirtin des Gasthofes „Dorfkrug“, Edith Trois, hat die erste Flasche um einen ansehnlichen Betrag erworben, diese Weinflasche versehen mit einer Etikette des Telfer Künstlers Prof. Sepp Schwarz kann in einer Nische des Gasthofes heute noch bewundert werden. Dem nicht eingetragenen Verein stand als Präsident der Kunstschmied Alfons Neuner vulgo Spackler vor.

Die Etiketten für drei der Telfer Weinbauern gestaltete der Telfer Künstler und Fasnachtsmythologe
 Prof. Heinrich Tilly; böse Zungen behaupten, dass die Etikette mehr wert sei als der Inhalt.
Ein Prost den Telfer Vinobarden!



Die fünf Telfer Mikroweinbauern nach Zahl der Weinstöcke und Sorten (Stand September 2015):


Canal Carlheinz: 750 Rebstöcke (Weißburgunder, Riesling, Caberlot, Merlot und Zweigelt
)
Kluibenschedl Siegfried: 500 Rebstöcke (Merlot, Zweigelt, Blauburgunder, Regent, Solaris und Direktträger)

Kranewitter Helmut: 350 Rebstöcke (Zweigelt, Regent, Müller Thurgau und Solaris
)
Neurauter Kurt: 250 Rebstöcke (Kerner, Tafeltrauben und Direktträger
)
Reiter Robert: 60 Rebstöcke (Merlot, Zweigelt, Direkträger).

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