Spannendes Archäologie-Rätsel um Skelettfund in Telfs

Jahrzehntelang langen die Knochenbruchstücke im Depot des Telfer Museums. Die Überreste stammen von einem Erwachsenen und einem Kind und sind rund 1500 Jahre alt. | Foto: Dietrich
3Bilder
  • Jahrzehntelang langen die Knochenbruchstücke im Depot des Telfer Museums. Die Überreste stammen von einem Erwachsenen und einem Kind und sind rund 1500 Jahre alt.
  • Foto: Dietrich
  • hochgeladen von Georg Larcher

TELFS. Vor kurzem wurde ein rätselhafter Fund, der jahrzehntelang undatiert im Depot des Telfer Fasnacht- und Heimatmuseums lag, einer genauen Untersuchung unterzogen. Nun ist klar: Die im Puelacherweg gefundenen menschlichen Überreste sind rund 1500 Jahre alt.

Es geht um Skelettteile, die im Jahr 1932 beim Wasserleitungsbau im westlichen Teil des Puelacherweges, unterhalb des Ematbödeles, entdeckt worden sind. Die Gebeine stammen von zwei Menschen, sind aber unvollständig. Vorhanden sind Schädelbruchstücke und mehrere Langknochen sowie Zähne.
Auf Initiative des Fachreferenten für Geschichte im Heimatbund Hörtenberg Dr. Stefan Dietrich wurde der Fund nun genau untersucht. In Zusammenarbeit mit Dr. Harald Stadler, Professor für Mittelalter- und Neuzeitarchäologie an der Universität Innsbruck, stellte die ETH Zürich mittels C-14-Analyse fest, dass die Knochen aus der Zeit zwischen 420 und 620 n. Chr., also dem Übergang von der Spätantike zum Frühmittelalter, stammen.
Auch der Leiter der Anthropologischen Staatssammlung München, Dr. George McGlynn, begutachtete die Fragmente und identifizierte sie als die Überreste eines Erwachsenen und eines sieben- bis neunjährigen Kindes. Geschlecht und Todesursache sind, da nur wenige Knochenteile vorhanden sind, nicht feststellbar.
Wer diese Menschen waren und welches Schicksal sie erlitten, bleibt bis dato ungeklärt. Die Knochen stammen aber aus einer archäologisch höchst sensiblen Zone von Telfs. Beim Georgen-Kirchlein, einige hundert Meter vom Fundort entfernt, haben Archäologen Reste einer frühmittelalterlichen Kirche sowie bajuwarische Gräber freigelegt. Diese stammen ungefähr aus derselben Zeit wie die nun datierten Gebeine. Eine sehenswerte Dokumentation dieser Funde – Waffen, Schmuck u. a. m. – präsentiert das Telfer Museum in der Abteilung für Frühgeschichte.
Ein Zusammenhang zwischen den Skeletten vom Puelacherweg mit dem frühmittelalterlichen Friedhof bei St. Georgen ist aber nicht zwingend. Beim Fund von 1932 könnte es sich durchaus auch um eine irreguläre Bestattung von Menschen handeln, die kriegerischen oder sonstigen schicksalhaften Ereignissen zum Opfer gefallen sind.
Räumlich noch näher zum Fundort im Puelacherweg liegt die Ausgrabungsstätte auf dem Ematbödele. Zu den dortigen Urnengräbern besteht jedoch keinerlei Verbindung. Denn die bronzezeitlichen Funde vom Emat und die frühmittelelterlichen Skelettteile trennt eine Zeitspanne von beinahe 2000 Jahren.
Leider war der exakte Fundort der Skelette wegen ungenauer Aufzeichnungen bisher nicht zu ermitteln. Bekannt ist lediglich, dass sie am 1. Dezember 1932 im westlichen Teil des Puelacherweges – im Bereich zwischen den Häusern Nr. 1 und 9 – entdeckt wurden. Wer zu dieser offenen Frage über Informationen verfügt, wird gebeten sich im Noaflhaus oder im Gemeindeamt zu melden.
Mit dem Auftrag zur Datierung der Gebeine hat der für das Museum im Noaflhaus verantwortliche Heimatbund Hörtenberg eine weitere wichtige Initiative zur wissenschaftlichen Erforschung der Telfer Frühgeschichte gesetzt. Wie oft in der Archäologie wurden bei diesem interessanten Projekt zwar Fragen beantwortet, aber gleichzeitig neue aufgeworfen. Deshalb ist die Forschung auch noch nicht abgeschlossen. In nächster Zeit wollen Spezialisten der Universität Innsbruck die Fundumstände rund um die Toten vom Puelacherweg noch einmal genau unter die Lupe nehmen.
Das Museum im Telfer Noaflhaus ist Montag bis Freitag von 10 bis 12 Uhr geöffnet.

(Quelle: telfs.eu)

Du möchtest regelmäßig Infos über das, was in deiner Region passiert?

Dann melde dich für den MeinBezirk.at-Newsletter an

Gleich anmelden

Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

Folge uns auf:

Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.