Grias enk! Der Telfer Dialekt im Fokus

Hansjörg Hofer überreicht Ivonne Kathrein ein Gastgeschenk | Foto: Agerer
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Ein Abend ganz im Zeichen des Telfer Dialekts fand am 16. Mai im Noaflhaus in Telfs statt. Der Raum war schnell voll gefüllt, sodass die Leute bald stehen mussten. Seit vielen Jahren schon befassen sich Hubert Auer, Stefan Dietrich und Hansjörg Hofer von der Gemeindechronik mit der Telfer Mundart. Der Abend unter dem Motto „Griaß enk“ war sozusagen die Vorveranstaltung für das große Mundartbuch, das im Herbst erscheinen soll. „Wir wollen kein reines Wörterbuch mit Übersetzung machen, sondern eine bunte Mischung aus Geschichten, Bräuchen, Liedtexten und Gedichten“, erklärt Hansjörg Hofer.

ålls da gleiche Sergl

Eine bunte Mischung war auch der Abend an sich. Nach kurzen Begrüßungsworten von Hansjörg Hofer, der natürlich alle mit einem „Griaß enk“ willkommen hieß, wurde ein Tonband eingespielt. Zu hören: Pepi Trostberger, ein waschechter Telfer, der eine Lobeshymne an den Telfer Dialekt anstimmt und bedauert, dass dieser immer weniger gesprochen wird. Oder wie er es ausdrückt: „Isch des irgendwenn ålls da gleiche Sergl?“ Es geht um Wörter wie Nale (Oma), dagneißen (bemerken) und Vornachtn (vorgestern) und um Spiele wie Versteckerletz. An den Reaktionen der Zuschauer merkt man, dass die meisten Wörter wohl noch bekannt sind.

Solaad oder Salåt?

Dass der Dialekt noch nicht so schnell aussterben wird, glaubt auch Ivonne Kathrein vom Tiroler Dialektarchiv. Sie erklärt in ihrem kleinen Vortrag, woher der Tiroler Dialekt kommt, wie er heute ist und wie es weitergehen wird. Dabei wird schnell klar, dass Telfs mundarttechnisch gesehen in einem Übergangsgebiet liegt. Oft sind sich die Zuschauer nicht einig, ob es denn jetzt „Baam“ oder „Boum“ bzw. „glaben“ oder „glouben“ heißt. Eines ist jedoch sicher: fast ganz Tirol spricht bairisch. Das hat nichts mit den deutschen Nachbarn zu tun, das ist der Dialekt. Ausnahmen sind das Außerfern (hier spricht man allemannisch) und Osttirol (hier hatten die Slawen großen Einfluss). Diskussionen im Publikum gab es auch bei der Frage, ob es denn jetzt Basilikum oder Baslgum heißt. Eine Meinung dazu: „Des gibs no går it so lång, des isch no it so ålt wir mir sein!“ Dass es Solaad und nicht Salåt heißt, darin waren sich dann aber die meisten einig.

Der Mayr Josef?

Der Rangger Chronist Gilbert Kofler hat sich schon länger mit Flurnamen beschäftigt und den Zuhörern einen kleinen Überblick verschafft. In seinem Vortrag erklärte er außerdem, dass die Hausnamen noch älter als die Nachnamen sind, die erst 1300-1550 entstanden sind, und auch heute noch oft als Zuordnung dienen, zumindest im eigenen Dorf. „Das wird nur dann zum Problem wenn zum Beispiel ein Deutscher stehenbleibt und nach dem Mayr Josef fragt“, erklärt Kofler und sorgt für Gelächter. Außerdem gibt es ingesamt acht Kategorien von Hausnamen, die vom Beruf (Schmideler) über den Vornamen (Albeler) bis hin zur Herkunft (Bacheler) reichen.

Von Funzeln und Schrogn

Für Auflockerung und tolle Unterhaltung sorgte am Mundart-Abend auch Monika Schletterer-Falbesoner, die allerlei Telfer Geschichten, Gedichte und Dialektwörter zum Besten gab. Mit ihren tollen Kombinationen und ihrer humorvollen Art war sie sicher eines der Highlights des Abends. Seien es ihre Geschichten über die Telfer „Fink und Zeisele“ und ihre wenig charmante ehemalige Nachbarin oder die typischen Redewendungen, die wohl jeder Telfer schon einmal gehört hat - die kurzweiligen Lesungen zwischendurch gaben dem Abend eine ganz besondere Note. Für besondere Erheiterung sorgte die Auflistung von Schimpfwörtern, die komischerweise bei den Frauen um einiges länger ausfiel als bei den Männern und von Funzl über Schrogen bis Zussl reichte.

Ebenfalls zur Auflockerung wurden zwischendurch zwei Lieder von heimischen Künstlern gespielt - natürlich im Dialekt.

Abschließend referierte Hansjörg Hofer noch kurz über die Flurnamen, die es mittlerweile sogar in die Karten der Leitstelle geschafft haben, schließlich müssen auch die Einsatzkräfte oft nachschauen können, wo bestimmte Orte sind, um schnell da zu sein. Am Ende des unterhaltsamen Abends gab Hansjörg Hofer mit seinem Quartett „Die Enterwassler“ noch ein Lied zum Besten, das er für seine Enkelin geschrieben hat. „Guat Nacht“ heißt es passenderweise und wie Hofer sagte: „Wenn ins iatz ebber einschlåfft, kennen må‘s zumindesch als Erfolg verbuachn!“

Nachgeschenkt zu: „Griaß di!“ - Ein bunter Abend mit Telfer Mundart (bine):

Beim „Tischgerieren“ diskutieren

Bei am groaßen Stickl Tschuglaad,
weard oan bestimmt nit faad.

Åber a beim Telfer Mundart losen,
wår die Hetz groaß und nix ging in die Hosen.

Manche(r) håt sogar miaßn hellauf låchn,
bei dei gonzen luschtigen Mundart-Såchn.

Do isch ma vom „perverteschtig“ bis zum „Erchtig“ kemmen,
mit månche Wörter kannsch der sogår die Finger verbrennen.

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