Geschnitztes Brauchtum: Wenn die Krampusse im Sommer Hochsaison haben
Anton Rettenegger ist von Beruf Bauer und liebt die Abwechslung. Er schnitzt Krampusmasken.
Durch die Fenster der Werkstatt scheint die Frühlingssonne. Es riecht nach frischem Holz. Anton Rettenegger steht vor einem eingespannten Holzblock und bearbeitet das Zirbenholz mit einem breiten Schnitzeisen. Die Späne fliegen durch die Luft. Am Boden hat sich schon eine dicke Schicht gebildet. Sie ist Zeuge der Arbeit der letzten Stunden. „Vor drei Jahren habe ich wieder mit dem Krampusmaskenschnitzen angefangen. Und seitdem lässt es mich nicht mehr los“.
Abwechslungsreich
Eigentlich bewirtschaftet Anton Rettenegger mit seiner Frau einen Bauernhof in der Oberscheffau im Lammertal. Ein paar Tiere, Wald, ein Fischteich und 40 Obstbäume halten ihn das ganze Jahr über auf Trab. Die Abwechslung bei der Arbeit ist ihm wichtig. Trotzdem oder gerade deshalb findet er nebenbei noch Zeit für sein Hobby, das Schnitzen, das er sich selber beigebracht hat. „Sonntag ist der beste Tag zum Schnitzen“, sagt der 45jährige und fügt hinzu: „Ich hab auch schon mal bis vier Uhr früh geschnitzt und bin um sieben Uhr wieder aufgestanden. Aber das ist schon hart.“
Sommer ist Hochsaison
Seine allererste Krampusmaske hatte er sich als Kind aus einer Waschmitteltrommel gebastelt. Mit Hosenträgern befestigt, schlug sie beim Laufen immer am Kopf an. „Das ist natürlich mit den heutigen Masken nicht vergleichbar.“ 15 bis 20 Stück sind es pro Jahr, die er in seiner Werkstatt in rund 20 Stunden schnitzt und bemalt. Zwischen 450 und 550 Euro muss ein neuer Besitzer dafür ausgeben. Natürlich ohne die teuren Hörner versteht sich. Geißbock- oder Widderhörner schlagen schon mal mit 600 Euro zu Buche. Im Sommer ist bei ihm Hochsaison. „In der heißen Zeit ist es mir eh lieber in der kühlen Werkstatt.“ Seine ungewöhnlichste Bestellung? „Meine Tochter hat ein paar Bilder meiner Masken auf Facebook gestellt. Da hat sich ein Amerikaner gemeldet und wollte unbedingt eine Maske kaufen. Die war aber leider schon weg.“
Eigener Stil ist wichtig
Schon vor 15 Jahren hatte ein Freund den gelernten Zimmerer beauftragt, eine Krampusmaske zu schnitzen. Die Maske gewann vom Fleck weg den ersten Preis bei einem Schaulauf. Nach einiger Zeit wollte er die blutrünstigen Gesichter nicht mehr sehen und fertigte Heiligenfiguren und Tiere. „Ich war jung und stur“, sagt er und lacht. „Heute ist alles wieder viel traditioneller. Perchtenmasken mag ich am liebsten.“ Die Befürchtung, dass ihm die Ideen für seine Masken ausgehen könnten, hat er nicht. „Ich kann oft bis Mitternacht nicht schlafen vor lauter Ideen. Dann muss ich aufstehen und das mit der Bildhauermodelliermasse kneten.“ Überhaupt müsse man sich einen eigenen Stil zulegen. „Nachmachen bringt nichts“, sagt Anton Rettenegger und streicht mit seiner Hand über den eingespannten Holzblock, der dem Gesicht eines Krampusses schon gefährlich ähnlich sieht.
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