Weltmeister David Zwilling
Mit 70 hat man noch Träume
ABTENAU (jw). 45 Jahre danach. Aus einem schmalen, blonden Bürschchen wurde ein gestandenes Mannsbild, aus einem Tischlerlehrling ein vielseitiger Geschäftsmann und aus einem Voglauer, der am Karkogel die ersten Skischwünge zog, ein Abfahrts-Weltmeister und Slalom-Vizeweltmeister. David Zwilling, wurde am 24. August 70 Jahre und feierte im „Arlerhof“ mit Verwandeten, Freunden und ehemaligen Sportkollegen seinen „Runden“. Unter den vielen Gästen Weltmeister, Olympiasieger und ehemalige Weltcup-Kollegen wie Annemarie Moser-Pröll, Franz Klammer, Leonhard Stock, Jimmy Steiner, Ernst Winkler, Sepp Loidl und Michael Koch sowie der schnellste Rollstuhlfahrer Thomas Geierspichler. Der Abtenauer blickt auf ein bewegtes Leben zurück. Nach Volks- und Hauptschule erlernte er im elterlichen Betrieb der Voglauer Möbelwerke das Tischlerhandwerk, baute seine Firmen „2F-Leuchten“ und das Zwilling-Resort auf, gründete weitere Standbeine, unter anderem das Skizentrum Pitztal und „Der Österreicher – ein Land gibt sein Bestes“ sowie weitere Betriebe. Der Abtenauer aus dem Ortsteil Voglau stand bereits mit drei Jahren auf selbstgemachten Brettln, gewann im Bezirks- und auf Landesebene alles was es zu gewinnen gab, kam 1963 in den Österreichischen Skijugendkader und startete 1969 zum ersten Mal im Weltcup. Ein Jahr später gewann David Zwilling sein erstes Weltcuprennen, einen Riesentorlauf in Aare. Bei der Olympiade 1972 in Sapporo erreichte er im Slalom und Riesentorlauf jeweils den 7. Platz. In der Saison 1972/73 wurde „Vid“ in der Weltcup-Gesamtwertung hinter dem Südtiroler Gustav Thöni Zweiter. 1974 schlug dann für den Abtenauer bei der Weltmeisterschaft in St. Moritz die große Stunde. Weltmeister in der Königsdisziplin Abfahrt und – wieder hinter Thöni – im Slalom Vizeweltmeister. Zwei Monate nach dem großen Triumph heiratete er seine Grete (Gsenger), die ihm zwei Kinder, Patricia und Mike, schenkte. Nach zahlreichen Verletzungen beendete David Zwilling 1976 seine Karriere. 2016 wurde er von den „SN“ bei der Leonidas-Gala für sein Lebenswerk ausgezeichnet.
In den 90er Jahren hatte Zwilling mit einem Partner auch ein Handelsunternehmen, das fast in den Konkurs geschlittert wäre, nachdem er von Mitarbeitern um Millionen Schilling betrogen wurde. „Es war eine schwierige Zeit, aber ich habe immer an das Gute geglaubt und dachte mir vergangen und vergessen“, so David Zwilling, der immer mit viel Visionen seinen Weg gegangen ist.
So auch sein vielleicht größtes Abenteuer im Jahr 2010. Als die Entführung seiner drei Monate alte Enkelin Nora im Europark ein glückliches Ende fand, er bei einem Seminar zwei Polizisten aus Oberösterreich kennenlernte und sich 2010 spontan entschied, mit diesen eine sechsmonatige Pilgerreise über 4700 Kilometer nach Jerusalem anzutreten: „Am 24. Juni sind wir gestartet und wollten am 24. Dezember in Bethlehem sein, was wir auch tatsächlich geschafft haben.“
David Zwilling ist auch mit 70 noch so aktiv wie eh und je. In Bad Ischl eröffnete er ein Geschäft mit regionalen Lebensmitteln, organisiert Pilgerfahrten, baute in Großgmain im Mariengarten einen „Stern der Liebe“ und vieles andere mehr.
„Auf der Pilgerreise kommt man immer mehr auf eigene Gedanken, den Sinn des Lebens, Antworten auf Fragen, die dich schon immer beschäftigt haben und auch auf meine Aufgaben in diesem Leben“, so Zwilling, der noch immer viele Träume hat und diese auch verwirklichen möchte. „Einer davon gehört auch der Familie, Frau Grete, den Kindern und den Enkelkindern: „Ich möchte mich immer und immer wieder in sie verlieben.“
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