„Problem-Biber“ in der Pucher Au?
Jede Menge angenagte Bäume: Ein besonders eifriger Nager ist momentan beim Pucher Teich zugange
Der Täter kommt nachts. Seine Opfer: die Bäume in der Pucher Au: Geduldig nagend bringt er sie zu Fall. Der Biber. Die Forstwirtschaft und mancher Spaziergänger verteufeln ihn, der Naturschutzbund freut sich über jedes Exemplar. Kein Wunder: Es gibt nur rund 100 Biber im Bundesland Salzburg und 3.000 österreichweit.
PUCH (tres). Ein besorgter Anruf einer Pucherin erreichte die Bezirksblatt-Redaktion: In der Pucher Au, speziell rund um den Pucher Teich, sei ein besonders emsiger Biber unterwegs, der deutliche Spuren an Bäumen hinterlässt. Sogar direkt neben den Spazierwegen wären Bäume angenagt.
Tatsächlich weisen in der Nähe des Teichs, wo ein beliebter Wanderweg durchführt, außerordentlich viele Bäume Nagespuren auf bzw. wurden ganz abgenagt. Die Anwohnerin des Pucher Naherholungsgebietes befürchtet, „bald vielleicht durch eine kahle Au wandern zu müssen. Außerdem stellen die angenagten Bäume doch eine Gefahr für Spaziergänger dar?“
Der Bauhof sägt die Bäume um
„Nein, nein!“, beruhigt Bgm. Helmut Klose: „In unserer Au wird niemandem ein angenagter Baum auf den Kopf fallen. Dafür sorgt schon der Bauhof.“ Da die Au der Gemeinde Puch gehört, hat auch sie die Verantwortung. „Ich habe jemanden damit beauftragt, ein Auge auf den Biber zu haben. Er sagt uns, welche Bäume angenagt wurden und welche eventuell ein Sicherheitsrisiko darstellen. Unser Bauhof schneidet diese dann um.“
Tod für „Problem-Biber“
Der Biber steht in Österreich unter strengem Schutz, das EU-Recht schützt den Biber aber nur so lange, wie er einfach nur ein Biber ist. Wenn er zum „Problem-Biber“ wird, geht es ihm an den Pelz. Zur Abwendung erheblicher wirtschaftlicher Schäden oder aus Gründen der öffentlichen Sicherheit kann nämlich eine Fang-Genehmigung erteilt werden, was harmlos klingt, letztendlich aber „Tötung“ heißt.
Ein „Problem-Biber“ sei der Pucher Biber aber nicht: „Ich bin froh, dass wir den Biber haben. Wir haben mit der Au Natur pur in Puch und ich bin froh, dass diese Gegend den Tieren einen Lebensraum gibt.“ Allerdings ist die Menschheit - wenn sich die Nager zu weit aus der Au heraus wagen - auch nicht ganz ungefährlich für diese Tiere, weil: „Einmal hat uns der Zug schon einen Biber zusammengefahren“, bedauert Bgm. Klose.
Biber wurden 1869 ausgerottet
Das pelzige Tier und die Zivilisation sind keine neuen Feinde: In Österreich wurde der letzte Biber 1869 erlegt und damit ausgerottet. Ab 1976 wurden Biber bei uns wieder ausgesetzt.
Hannes Augustin vom Salzburger Naturschutzbund betont, dass es, zumindest in Salzburg, noch nie einen „Problem-Biber“ gegeben habe. Das größte Problem gab es, als Biber sich im Frühjahr 2010 dort ansiedelten, wo die Salzburg AG das Kraftwerk Sohlstufe Lehen in der Stadt Salzburg errichten wollten. Sie brachten das Bauprojekt beinahe zum Scheitern, weil, wie Augustin betont: „Biber dürfen nicht gejagt, eingefangen oder umgesiedelt werden.“ Schlussendlich sei der Biber dort aber „vergrämt“ worden, so dass das Tier von sich aus von dannen zog. Allerdings nicht weit weg: „Es handelt sich offenbar um einen Salzburg AG-affinen Biber: Er siedelte sich ein wenig weiter weg beim Umspannwerk an“, schmunzelt Augustin.
Angenagte Bäume liegen lassen!
Biber leben gern in Familienverbänden, aber auch ein Single-Biber errichtet für sich allein eine große Wohnburg am Wasser und mehrere Erdbaue. Der Pucher Biber hat seinen imposanten Bau - für jeden sichtbar - im Pucher Teich, was zur Folge hat, dass hauptsächlich die Bäume rund um den Teich daran glauben müssen. Wonach genau das nachtaktive Tier die Bäume aussucht, weiß man nicht: „Es ist aber so, dass der Biber sicher nicht zum Spaß Bäume abnagt, er macht sich seinen Lebensraum ja nicht selber kaputt. Er braucht die Äste für seinen Bau oder als Nahrung: Der Biber ist ein reiner Vegetarier“, erklärt Augustin.
Der Naturschutzbund-Geschäftsführer rät der Gemeinde Puch, Bäume, die vom Bauhof als Sicherheitsmaßnahme umgeschnitten werden, weil der Biber sie benagt hat, eine Weile liegen zu lassen und nicht gleich abzutransportieren, „damit sich der Biber die Äste, die er braucht, holen kann. Sonst nagt er gleich wieder den nächsten Baum an.“
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