Sie wissen genau, wie die Jugend heute tickt
Wie muss man Jugendlichen von heute begegnen? In der Halleiner "Zone 11" kennt man die Antwort.
HALLEIN. Auf den Toiletten des Jugendzentrums "Zone 11" auf der Pernerinsel sieht man noch die Überbleibsel aus den 90er Jahren: In Mosaik gepflasterte Anarchie-Zeichen und wildes Graffiti. Seit der Eröffnung 1998 hat sich hier vieles verändert. Vor allem die Jugendlichen sind anders als früher, wie Anna Habersatter und Doris Strobl von der Zone 11 wissen.
Ist Rebellieren out?
Geht es den jungen Leuten von heute einfach besser als früher, oder sind sie zu faul geworden, um gegen Missstände zu rebellieren? Doris Strobl sieht das Problem eher darin, dass es heute zu vieles gibt, gegen das man rebellieren könnte. "Die Jugendlichen haben nichts mehr wofür sie kämpfen können. Es gibt keine bestimmte Person mehr gegen die sie wettern können. Sie können sich ja nicht gleich gegen das gesamte System stellen".
Potenzial wäre aber auf jeden Fall vorhanden, findet die Pädagogin. Ein Beispiel sind die Proteste gegen den Burschenschafterball: "Das ist eine bestimmte Gruppe von Personen, die greifbar ist. Aber wie sollen sie etwa gegen komplexe Dinge, wie die Wirtschaftskrise rebellieren?"
Hallein bietet zu wenig
Die Zone 11 wird von Stadt und Land gefördert. Kürzungen im Kulturbudget sorgen also auch hier für Kopfzerbrechen. Dass die Stadt Hallein zu wenig Freizeitangebote für Jugendliche bereitstellt, finden auch Doris und Anna.
Als Jugendzentrum biete die Zone 11 mit Konzerten, Workshops und Ausflügen zwar ein umfangreiches Angebot, aber alles könne man dort nicht abdecken. "Wir können den Freysitz auch nicht ersetzen", so Anna Habersatter.
Es ist das Leitbild der Zone 11, mit dem sie sich von anderen Jugendangeboten im Tennengau abgrenzt: Hier können sich Jugendliche von 14.00 bis 20.00 Uhr treffen für Spiele, Workshops, Konzerte oder einfach nur zum gemütlichen Beisammensein. Das Besondere: Es besteht kein Konsumzwang. Wer will, kann sich alkoholfreie Getränke aller Art um schlanke 50 Cent gönnen. Sinn dahinter ist es, dass Jugendliche ihre Freizeit sinnvoll verbringen. Statt Spielkonsole, Fernseher und Computer gibt es in der Zone 11 zum Beispiel Tischtennis-, Billiard-, und Tischfußballtische.
Doris und Anna sehen sich selbst als Vertrauenspersonen für die Jugendlichen. "Das Wichtigste ist, dass man den jungen Leuten Aufmerksamkeit schenkt."
Freund und Helfer zu sein und doch gleichzeitig Grenzen aufzuzeigen, macht die Jugendarbeit nicht leicht. "Oft reißt du dir die Haxen für sie aus und das wird dann nicht geschätzt. Ein anderes Mal umarmen sie dich dann wieder vor lauter Freude. Solche Momente sind wertvoll. Dann weißt du, dass du einen jungen Menschen erreicht hast."
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