Bürgermeister sein war kein Ziel
Halleins Bürgermeister bringt neue Parkgebühren und will nicht mehr Sklave ständiger Erreichbarkeit sein.
Interview von Theresa Kaserer
Warum haben Sie bei den Parkgebühren auf der Pernerinsel jetzt doch eingelenkt?
Bgm. Gerhard Anzengruber: "Die Parkraumbewirtschaftung war immer ein Prozess, der einer Evaluierung unterliegen sollte und diese ergab eine Nachbesserung. Ich habe mich mit SPÖ Hallein-Verkehrssprecher darauf verständigt, dass Anpassungen vorgenommen werden."
War nicht doch der enorme Widerstand aus der Bevölkerung, vor allem bei Altstadtbewohnern und Kaufleuten, der Grund?
Gerhard Anzengruber: "Die Senkung von 360 auf 240 Euro für Dauerparker pro Jahr und die Tatsache, dass man nun 90 Minuten gratis parken kann, sichert jetzt Chancengleichheit. Ich bedanke mich bei dem Halleiner Optiker Joe Schauer, der wertfrei aus Sicht der Kaufmannschaft gesagt hat, was wünschenswert ist. Wir konnten nun in einem Gespräch eine akzeptable Lösung für alle finden."
Die Altstadtbewohner werden wohl trotzdem nicht ganz glücklich sein? Vorher parkten sie ja ganz umsonst.
Gerhard Anzengruber: "Die meisten Häuser und Wohnungen in Hallein verfügen ohnehin über eigene Stellplätze. Aber wir mussten etwas gegen die Dauerparker unternehmen. Auf der Pernerinsel standen teils Zweit- und Drittfahrzeuge aus Umlandgemeinden. Das muss man sich einmal vorstellen! Die nahmen den Besuchern unserer Stadt ja enorm viel Parkraum weg."
Sie haben sich jetzt mit der Kaufmannschaft auf ein System geeignet, das man Kunden zumuten kann. Wie schaut es aus?
Gerhard Anzengruber: "Neu eingeführt wird ein Tagesticket, welches um 4 Euro im Vorverkauf erhältlich sein wird. Und die Altstadt-Kaufleute können Zeit-Wertkarten für eine halbe Stunde Parken statt um 60 um 36 Cent kaufen und diese Tickets an ihre Kunden weitergeben. Der Kunde steckt diese Wertkarten dann beim Bezahlen in den Automaten und der Betrag wird ihm abgezogen."
Ein anderes Thema: Sie wollen bei der nächsten Bürgermeisterwahl nicht mehr kandidieren. Warum das?
Gerhard Anzengruber: "Ganz einfach: Ich möchte nicht erst mit 67 Jahren meine politische Karriere beenden. Das passt mit meiner Lebensplanung überhaupt nicht zusammen. Ich möchte nämlich so frühzeitig wie möglich in den Ruhestand gehen."
Werden Sie die aktuelle Periode noch "aussitzen" oder legen Sie Ihr Amt schon früher zurück?
Gerhard Anzengruber: "Mitte 2018 kann ich in den Ruhestand treten und das werde ich, weil es ist einfach genug. Ich war dann lange genug in der Gemeindepolitik, u. a. auch als Vizebürgermeister. 2013 ist das Bürgermeisteramt überraschend frei geworden, aber es war nie mein mit Ellbogentechnik verfolgtes Ziel, Halleiner Bürgermeister zu werden."
Gerade in letzter Zeit war es für Sie nicht einfach. Haben Sie sich das Bürgemeisteramt so vorgestellt?
Gerhard Anzengruber: "Bürgermeister zu sein, noch dazu von einer so großen Stadt, ist eine sehr herausfordernde Aufgabe, aber auch spannend. Ich freue mich aber schon auf die Zeit, wo ich nicht mehr so viele Pflichttermine habe und ich nicht mehr Sklave von ständiger Erreichbarkeit bin und wo ich wieder mehr Zeit für meine Familie habe."
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