Eine Frauenquote für Straßennamen?

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Es ist schon ein kleiner emanzipatorischer Skandal: Lediglich drei der 348 Straßen und Plätze der Bezirkshauptstadt Hallein sind nach Frauen benannt. Die SPÖ fordert nun eine „Frauenquote“ bei Straßenbenennungen. Wie Recherchen der Bezirksblatt-Redaktion ergaben, besteht aber auch in anderen Städten Handlungsbedarf.

HALLEIN (tres). Josefine Lindorfer, Katharina Sikora, Maria Theresia Zechner. Das sind die drei Frauen nach denen in Hallein Straßen benannt sind. Erstere war eine Halleiner Widerstandskämpferin in der NS-Zeit, die 1942 im KZ Ausschwitz ermordet wurde. Sikora trug maßgeblich zur Entwicklung des Stadtteils Neualm bei, indem sie der Stadtgemeinde Hallein um einen niedrigen „Kaufschilling“ ausgedehnte Gründe im Bereich des so genannten Döllererfeldes überließ und Zechner war Gründerin der „Halleiner Schwestern Franziskanerinnen“.
„Es ist beschämend, dass der Großteil der Halleiner Verkehrsflächen nach Männern benannt wurde“, findet die Zweite Landtagspräsidentin Gudrun Mosler-Törnström (SPÖ) und meint, das müsse sich nun ändern: „Es wäre ein Symbolakt, dass Frauen und Männer auf gleicher Augenhöhe agieren.“

SPÖ-Antrag für Neubenennung
Die Halleiner SPÖ-Stadträtin Alexandra Schönberger-Wagner sieht ebenfalls Handlungsbedarf. Bei der morgigen Sitzung der Halleiner Stadtgemeindevertretung wird sie einen Antrag einbringen, der als Aufruf für alle Fraktionen gedacht ist, Frauen vorzuschlagen, nach denen Straßen benannt werden können. Ihr selbst fallen spontan die Halleiner NS-Widerstandskämpferin Agnes Primocic und Nora Watteck ein, jene Heimatforscherin, die die berühmte Schnabelkanne vom Dürrnberg freigelegt hat. „Wir wollen deshalb aber keine Straßen umbenennen, weil das immer sehr problematisch ist, aber wir fordern, dass bei der Benennung von Straßen, die neu entstehen, Frauennamen in Zukunft der Vorzug gegeben wird“, informiert Schönberger-Wagner.

Die Stadt Salzburg braucht sich auch nicht „brüsten“ ...
Die Stadt Salzburg ist da übrigens schon ein Stück weiter: Hier gibt es Gemeinderatsbeschlüsse aus den Jahren 1988 und 2001 wonach bei Straßenbenennungen Frauennamen (speziell Widerstandskämpferinnen) zu bevorzugen sind. Trotzdem: Von den 1.100 benannten Verkehrsflächen sind nur 38 nach Frauen benannt (3,2 %), 581 nach Männern (49,5 %) und 556 nach „Sonstigen“, also z. B. Blumen oder Bergen (47,3 %). Sabine Veits-Falk, die im Salzburger Stadtarchiv u. a. für Straßennamen zuständig ist, betont, sie persönlich sei mit dieser Quote noch nicht zufrieden: „Es besteht wirklich großer Nachholbedarf! Es gibt für Straßennamen eine Liste, die allerdings nicht bindend ist. Jeder Bürger kann Namensvorschläge einbringen, das letzte Wort hat aber immer der Gemeinderat, der den Straßennamen letztendlich beschließt.“
In St. Johann im Pongau ist gleich gar keine Straße nach einer Frau benannt, aber auch nur sieben von den rund 90 Straßen nach Männern. „Bei uns heißen die z. B. Alpendorf, Gymnasiumsstraße, Gartensiedlung ... also benannt nach örtlichen Bezugspunkten“, informiert Andreas Viehhauser vom St. Johanner Bauamt.

Zell am See: Wer sind die Lisi, die Gretl und das Hannerl?
Sehen wir weiter über die Bezirksgrenze in den Pinzgau: In Zell am See, einer Stadt, die halb so groß wie Hallein ist, gibt es immerhin vier weibliche Straßennamen (194 Straßen und Plätze gibt es insgesamt): Die Elisabethpromenade, die Gretlhofstraße, den Johannasteig und die Luise-Piech-Straße (Mitglied des Porsche-Clans). Was auffällt: Bis auf letztere sind nur die Vornamen genannt. Warum ist das so und wer sind die Lisi, die Gretl und das Hannerl überhaupt? Da muss Gerhard Wimmer, Leiter vom Erhebungsamt und Verkehrsreferent von Zell am See, erst einmal nachforschen.

Kaiserin Sissi bekam Promenade
Die Antwort ist dann aber doch schnell gefunden: „Die Elisabethpromenade ist nach der Kaiserin benannt, die hier einmal entlang schlenderte, die Gretlhofstraße führt zum Hof, wo die Besitzerin eben die Margaret war und der Johannasteig ist nach einer Holländerin benannt, die in den 60er Jahren die „Holländersiedlung“ mit Zweitwohnsitzen errichten ließ. Sie war viermal verheiratet, hat dauernd den Nachnamen gewechselt. Alle vier Nachnamen aufzuschreiben, dafür war das Schild zu kurz, also hat man sich schlussendlich einfach auf Johanna geeinigt“, erklärt Wimmer.

Einen Gemeinderatsbeschluss für mehr weibliche Straßennamen gibt es in Zell am See (noch) nicht. Wimmer zumindest, hätte daran aber nichts auszusetzen: „Warum nicht? Es spricht nichts dagegen.“

NACHTRAG: Bei der vergangenen Sitzung der Stadtgemeindevertretung in Hallein am 7. April 2011 wurde der Antrag von SR Alexandra Schönberger-Wagner von Bgm. LAbg. Christian Stöckl an den Verkehrsausschuss weitergegeben. Einen Beschluss gibt es daher (vorerst) keinen.

SPÖ-Stadträtin Alexandra Schönberger-Wagner (am Mathias Bayrhamer Platz) will mehr weibliche Straßennamen.
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