Sozialarbeit im Wandel der Zeit
Mehr Bedarf durch veränderte Lebensumstände
TENNENGAU (sawa). Unter dem Titel „Tennengauer Beratungseinrichtungen im Wandel der Zeit – gestern und heute“ beschäftigte sich die Sozialvernetzung Tennengau vergangene Woche mit den Entwicklungen im Sozialbereich seit Mitte der 1980er Jahre. „1984 hat es wenige Einrichtungen gegeben“, sagt Hermine Vilsecker, die seit 28 Jahren bei der Familien- und Erziehungsberatung Hallein tätig ist, in der Zone 11 „es wäre jedoch vermessen zu sagen, dass es damals nicht mehr davon gebraucht hätte.“ Grund für die steigende Nachfrage sind die veränderten Lebensumstände und Familienverhältnisse: „Heutzutage gibt es viele Patchwork-Familien, somit auch viele Fragen zum Zusammenleben. Früher stand vielmehr die Frage im Vordergrund, gehe ich als Frau arbeiten, in der heutigen Zeit ist es selbstverständlich, dass die Frau (wieder) arbeiten geht“, weiß Vilsecker.
„Keine Normen und Regeln“
In Zusammenhang mit den veränderten Lebensumständen und Familienverhältnissen haben sich auch die Herausforderungen für Mütter und Väter gewandelt: „Eltern definieren sich ganz anders. Eltern sind erfolgreich, wenn das Kind erfolgreich ist. Es gibt keine Normen und Regeln in der Kindererziehung wie früher. Es hat eine große Individualisierung stattgefunden. Alles wird hinterfragt“, stellt Vilsecker fest. Im Bereich der Jugendarbeit sind die Themen in den vergangenen zehn Jahren jedoch etwa gleich geblieben: „An erster Stelle stehen nach wie vor Fragen zur Arbeit: Jugendliche wollen arbeiten, haben oft aber nur eingeschränkte Möglichkeiten“, betont Iris Brandstetter von den Halleiner Streetworkern, „an zweiter Stelle stehen Fragen zur Familie, an dritter Fragen zur Sexualität.“
Tageszentrum in Hallein?
Trotz der starken Vernetzung zwischen den unterschiedlichen sozialen Einrichtungen sieht Corona Rettenbacher, Forum Familie Tennengau, dringenden Handlungsbedarf: „Der Tennengau ist im Gegensatz zu anderen Gauen relativ gut aufgestellt, trotzdem bräuchten wir mehr Einrichtungen und mehr Personal.“ Der Bereich Jugendarbeit sei im Tennengau beispielsweise recht gut abgedeckt, Schulsozialarbeiter gebe es hingegen keine. Einen Schritt in Richtung mehr soziale Einrichtungen macht nun Vbgm. Walter Reschreiter: „Eine Wohngemeinschaft ist geplant. Außerdem soll ein Tageszentrum in Hallein errichtet werden, wenn es finanzierbar ist.“
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