Adventkalender "Ich bin wie Du"
Adventfensterl Nummer 22
DER WEIHNACHTSMANN HAT VERSCHLAFEN
Es kam die Zeit, da fühlte der Weihnachtsmann, das er langsam alt wurde. Er war müde. Mal tat es ihm im Rücken weh, mal im Knie, und immer öfter saß er am Kamin, wärmte sich die Füße und döste vor sich hin. "Auch ein Weihnachtsmann wird einmal alt", murmelte er".
Und mit meinen 632 1/2 Jahren wird es Zeit, das ich mich zur Ruhe setze. Ich habe keine Lust mehr, jedes Jahr von Haus zu Haus zu laufen. Die wünsche der Kinder werden auch immer größer, und ich muss mich mit den vielen Geschenken abschleppen." Er dachte an seinen schmerzenden Rücken und an die langen Wunschzettel, die sich in seiner Hütte stapelten.
"Oje! Das wird wieder ein schönes Stück Arbeit geben." Er lehnte sich noch enger an die warme Ofenplatte und schlief ein. Tief und fest. Ein bisschen schnarchte er sogar. Er hörte nicht seine Gehilfen die nach ihm rufen. Er merkte nicht, wie sie versuchten, ihn zu wecken. Selbst den kalten Eimer Wasser, den sie über seinem Kopf ausschütteten, spürte er nicht. Er schlief und schnarchte und träumte, während seine Gehilfen heulten und klagten. So war es am Weihnachtsabend, am ersten Weihnachtstag und auch am zweiten. Der Weihnachtsmann schlief, und seine Gehilfen jammerten.
Und die Kinder?
Die hatten ein wunderschönes Weihnachtsfest. So schön wie schon lange nicht mehr. Als ihre Eltern nämlich gemerkt hatten, das der Weihnachtsmann dieses Mal nicht kommen würde, kramten sie schnell ihre alten Spielsachen, Bücher und Schallplatten hervor und stellten Äpfel, Nüsse und Kuchen auf den Tisch.
Die Kinder freuten sich über die Geschenke, auch wenn es nicht viele und schon gar nicht die gewünschten waren. Nein, es waren lauter Überraschungen! Niemand war enttäuscht oder traurig. Es gab keinen Streit beim Auspacken und es gab auch keinen verdorbenen Magen. Dafür hatte man umso mehr Zeit, gemeinsam zu spielen, zu singen, zu erzählen und zu lachen.
"Seht ihr", rief der Weihnachtsmann, als er kurz vor Ostern aus einem Nickerchen erwachte, "es geht auch ohne mich. Und wie gut es geht!" Und er beschloss, in Rente zu gehen. Schließlich war er lange genug Weihnachtsmann gewesen.
Seither besorgen die Eltern die Sache mit den wünschen und Geschenken. Sie machen es genauso gut wie der Weihnachtsmann. Oder fast so gut. Da passt der Weihnachtsmann sehr genau auf.
Und manchmal, wenn er wieder mal Lust hat, Weihnachtsmann zu sein, geht er zu den Kindern. Nachts, wenn sie schlafen. Und er schenkt ihnen wunderschöne Träume.
Von Weihnachten. Und vom Weihnachtsmann.
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