Es wird noch gut drei Jahre dauern!

- Kleine Erfolge: In der Baubranche gab es zwischen Juli 2009 und Juli 2010 immerhin fünf neue Arbeitsplätze im Bezirk.
- Foto: Franz Neumayr
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Erholung nach der Wirtschaftskrise nur langsam: Industriebezirk Tennengau ist überproportional betroffen
Zur Wirtschaftskrise kamen im Tennengau auch noch die Auswirkungen der Betriebsschließungen in den Jahren davor. In Summe leidet der Tennengau somit relativ stärker als andere Bezirke. „Dass gerade in diesem traditionellen Industrie-Bezirk Arbeitsplätze in der Produktion verloren gehen, tut besonders weh“, sagt AK-Präsident Siegfried Pichler.
TENNENGAU (tres). 220 Arbeitsplätze sind allein in Hallein gegenüber dem Juli 2009 verloren gegangen, das sind minus 2,7 Prozent. Im gesamten Tennengau sind unter dem Strich 115 Stellen oder 0,7 Prozent verloren gegangen. Vor allem im produzierenden Sektor kam es zu Arbeitsplatzverlusten (minus 396 oder 7,5 Prozent). Trotz des Einbruchs ist der industriell-gewerbliche Sektor die Stütze des Tennengauer Arbeitsmarktes mit einem Anteil von rund einem Drittel der nunmehr 16.916 Arbeitsplätzen; zählt man die Bauwirtschaft dazu, sind 43,5 Prozent in der Produktionswirtschaft.
Der Pinzgau und Pongau sind am dynamischsten
Die Auswirkungen der Krise zeigen sich auch im längerfristigen Vergleich: Von 2005 bis 2010 sind lediglich magere 0,7 Prozent an neuen Arbeitsplätzen entstanden, das ist das niedrigste Wachstum aller Bezirke. Im Landesschnitt sind 7,1 Prozent neue Jobs dazugekommen. Am dynamischsten war die Entwicklung im Pinzgau mit plus 10 Prozent und im Pongau mit plus 9,4 Prozent.
Der langfristige Arbeitsplatzzuwachs entfällt vor allem auf Erziehung und Unterricht mit einem Plus von 335 Beschäftigungsverhältnissen (23,6 Prozent), wobei sich vor allem die Fachhochschule Urstein als Arbeitsplatzmotor erweist. Die Arbeitsplätze im Handel sind um 9,8 Prozent, jene im Gesundheitsbereich um 18 Prozent gestiegen, das sind plus 223 bzw. 204 Arbeitsplätze.
In diesem Zeitraum gab es einen Verlust von 16,5 Prozent oder 967 Arbeitsplätzen in der Industrie, wovon ein Teil offensichtlich wieder im Leasingbereich auftaucht, der zu den wirtschaftlichen Diensten gehört und ein Plus von 27,4 Prozent oder 182 Jobs aufweist.
Problem Missmanagement
„Man darf aber nicht vergessen, dass unabhängig von der Krise in diesen fünf Jahren knapp 1.400 Arbeitsplätze durch Konzernentscheidungen oder Missmanagement verloren gegangen sind“, erinnert Pichler. An der Spitze stand m-real mit 636 verlorenen Arbeitsplätzen, Roco mit 376, Johnson & Johnson mit 159, La Redoute mit 123 und Rhode mit 92. „Es ist also nicht allein die Krise, die dem traditionellen Industriebezirk zu schaffen macht.“
Im März 2011 ist die Zahl der Arbeitslosen zwar um 148 Personen oder 11,9 Prozent gegenüber dem Vergleichsmonat des Vorjahres auf 1.092 zurückgegangen, trotzdem liegt der Wert im Drei-Jahresvergleich deutlich – nämlich um 46,2 Prozent - über jenem der Zeit vor der Krise (März 2008: 747 arbeitslose Personen). Damit folgt der Tennengau aber dem Trend im gesamten Bundesland.
Tennengau beim Bruttoverdienst nur mehr auf Platz drei!
Die Analyse der Einkommen – basierend auf der Lohnsteuerstatistik 2009 – weist den ehemaligen Nummer eins-Bezirk Tennengau bei den Bruttoeinkommen mit 2.007 Euro (14-mal im Jahr) nur mehr auf Platz drei hinter dem Flachgau und der Stadt Salzburg aus. Im Landesschnitt betrug das Bruttoeinkommen 1.880 Euro, netto 1.326 Euro.
Unvorhersehbares passiert immer
Beim Nettoeinkommen liegt der Tennengau mit 1.425 Euro im Monat auf dem zweiten Platz unter den Bezirken. Betrachtet man nur die ganzjährig Vollbeschäftigten, ändert sich im Gegensatz zu anderen Bezirken, besonders Innergebirg, nicht viel, weil Saisonarbeitsplätze im Tennengau kaum eine Rolle spielen. Außerdem bestand durch den krisenbedingten Abbau von Jobs ein nicht unerheblicher Teil der Einkommen aus Abfertigungsansprüchen, die ebenfalls von der Statistik erfasst werden. „Wenn nicht etwas Unvorhersehbares passiert, ist die derzeitige Entwicklung am Arbeitsmarkt okay“, sagt AK-Präsident Siegfried Pichler: „Aber man weiß nie, ob nicht wieder etwas passiert. Das Erdbeben in Japan und die damit einhergehende Diskussion um die Atomenergie oder den totalen Umsturz des Regimes in Nordafrika hat man auch nicht vorhersehen können. Da hat vor ein paar Monaten auch noch jeder gesagt: „Das ist stabil!“ Was für Auswirkungen das jetzt auf die Weltwirtschaft hat, weiß auch noch keiner. Es ist immer philosophisch zu sagen, was die Zukunft bringt.“ Pichler hofft jedenfalls das Beste. Wenn die Entwicklung so weitergeht wie bisher, ohne Unvorhergesehenes, wird die Beschäftigung im Tennengau in circa drei Jahren wieder so sein, wie vor der Krise.
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