Wandel in der kleinen Welt

Sozialwissenschafterin Rosemarie Fuchshofer ließ 50 Jahre Geschehen in der Welt und um Abtenau Revue passieren.
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  • hochgeladen von Sylvia Schober

Wie haben die Menschen den Wandel der letzten 50 Jahre in ihrer „kleinen Welt“ miterlebt – und wie wurden sie von der „großen Welt da draußen“ beeinflusst? In einem interessanten Vortrag ließ die Sozialwissenschafterin Dr. Rosemarie Fuchshofer im Rahmen der Feierwoche „50 Jahre Bildungswerk Abtenau“, organisiert von Bildungswerkleiterin Hilde Baumgartner, die Zeit noch einmal Revue passieren.

„Besonders der Arbeitsbereich wurde ganz schön umgekrempelt“, meint Dr. Fuchshofer.

1960 war bei Vollbeschäftigung mehr Arbeit als Arbeitssuchende vorhanden: „Das Anwerben von Arbeitern aus dem Ausland war unerlässlich, historisch aber nicht das erste Mal“, berichtet Fuchshofer, „Im Bergbau oder am Bau wurden immer schon so genannte Gastarbeiter angeworben.“

Wellness statt Wallfahrt
Die erste Krise der verstaatlichten Industrie in den 1980er Jahren, das steigende Bildungsniveau und die zusätzlichen Erwerbsquote der Frauen änderte das Berufsbild.

Im Jahre 2008 wurden 1931 Beschäftigte in Abtenau verzeichnet, davon 1114 männlich und bereits 817 weiblich. „Die klassische Versorgungsehe nimmt immer mehr ab, nach der Familienrechtsreform 1973 brauchen Frauen auch keine Einwilligung ihres Ehemanns zur Durchführung eines Berufes.“

Durch mehr Geld änderte sich ebenso das Konsumverhalten – kaufte man einst beim Kramer oder Kirchtag ein, so boomen heute die Discounter: „Keinem kann vorgeschrieben werden, wo er einkauft, aber sicher ist, dass das Geschäft im Ort nicht von vergessenen Suppenwürfeln leben kann“, sagt die Sozialwissenschafterin.

Die Arbeitszeitverkürzungen der letzten 50 Jahre führen zu mehr Freizeit: „Freizeit ist ein Begriff mit Konjunktur“, meint Dr. Fuchshofer, „Was früher die Wallfahrt war, ist heute der Wellnessurlaub, Reisen gehört zum Lebensstandart dazu.“ Die daraus resultierende Tourismus- und Freizeitwirtschaft ist ihrer Meinung nach wiederum eine Chance für eine Region wie das Lammertal.

Babyboom, Pillenknick und Patchwork
Nach dem Baby-Boom der 50er und 60er Jahre kam es nach dem „Pillenknick“ ab den 1970ern zur typischen 2-Kind-Familie. Auch die letzte Volkszählung 2001 zeigt, dass am Land immer noch die Partnerschaft bzw. vollständige Familien vorherrschend sind. So wurden in Abtenau ca. 1.300 Familien registriert, davon 30 % mit einem Kind und 32 % mit zwei Kindern. Über 80 % leben als Ehepaar, 12 % waren alleinerziehende Mütter und sogar 18 alleinerziehende Väter tauchten in dieser Statistik auf. „Auch Patchworkfamilien waren schon früher am Land durchaus üblich“, weiß Dr. Fuchshofer, „Viele hatten so genannte Annehmkinder oder ein Witwer mit Kindern hat wieder geheiratet.“

Ausgelernt oder ein lebenslanges Lernen
Die Reformen der 1970er Jahre erleichterten den Bildungszugang, allerdings gibt Dr. Fuchshofer vor der großen Akademisierung der Gesellschaft zu bedenken: „Maturieren die Kinder im Gymnasium, kann man davon ausgehen, dass sie strukturschwachen Regionen den Rücken kehren müssen, um in ihrem Beruf weiter zu kommen.“

Der Umgang mit den Medien hat die Welt ebenfalls verändert: „Die Nützlichkeit, sich sämtliche Informationen aus aller Welt nach Abtenau holen zu können, steht außer Frage. Auch Social Networks haben ihre Berechtigung, das Problem ist die Gratwanderung zwischen Datenschutz und Distanzlosigkeit“, warnt Dr. Fuchshofer, „Wir bewegen uns hin zu einem Global Village, kommen in Kontakt zu Freunden und Verwandten, die wie vielleicht sonst nicht oft sehen würden und der gute alte Tratsch wird so auf dieser Ebene weitergeführt.“

Wo: Pfarrsaal, 5441 Abtenau auf Karte anzeigen
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