Andreas Gruber im Interview
Zu Besuch beim Thomas Harris aus Grillenberg
Ländliche Idylle und blutige Morde: Wir besuchten den Meister des deutschsprachigen Thrillers Andreas Gruber in Grillenberg. Am 21. September erscheint der siebte Teil seiner "Todes"-Reihe, "Todesrache". Am 10. September signiert er bei "Stöhrs Lesefutter" in Traiskirchen.
GRILLENBERG. Seine Bücher sind nichts für schwache Nerven: Spannung bis zum Schluss, grausame Psychopathen, geniale Charaktere und erschütternde Überraschungsmomente sind garantiert, wenn man ein Werk des Triestingtaler Autors Andreas Gruber in die Hände bekommt. Der "Thomas Harris aus Grillenberg" beherrscht das Thriller-Metier auf höchstem Niveau. Dabei würde sich seine idyllische Heimat zwischen Wiesen und Föhrenwäldern doch ideal für die allseits präsenten Regionalkrimis anbieten. In Grillenberg lebt er gemeinsam mit seiner Frau und den drei Katzen Charlie, Niki und Bibbi, die uns auch beim Interview Gesellschaft leisten.
Kindheitstraum erfüllt
Andreas Gruber wollte schon immer Schriftsteller werden. Trotzdem schlug der gebürtige Wiener, der mit 17 Jahren nach Kottingbrunn und dann der Liebe wegen ins Triestingtal kam, zuerst eine wirtschaftliche Laufbahn ein: HAK, WU, Karriere im Controlling. Trotzdem, der Kindheitstraum ließ ihn nicht los. Nach einigen Kurzgeschichten und begonnenen Romanen erschien 2005 das erste Buch "Der Judas-Schrein". Ab da ging es mit der Schriftsteller-Karriere steil bergauf. Nach 22 Jahren im Controlling hängte er diesen Job ganz an den Nagel, seit acht Jahren arbeitet er hauptberuflich als Autor – und das äußerst erfolgreich.
4,8 Mio. Bücher in zehn Sprachen
Die Werke Grubers sind Bestseller: Mehr als 4,8 Millionen Bücher hat er bereits im deutschsprachigen Raum verkauft, davon rund 90 Prozent in Deutschland. Die Bücher wurden ins Italienische, Französische, Portugiesische, Niederländische, Tschechische, Slowakische, Polnische, Türkische, Koreanische und Japanische übersetzt. Zwei seiner Bücher, "Todesfrist" und "Todesurteil", wurden von SAT 1 mit Josefine Preuß und Raymond Thiry in den Hauptrollen verfilmt, die Filmrechte für die weiteren Bücher hält Constantin Film.
Das Interview:
Herr Gruber, wie kommen Sie in dieser idyllischen Gegend auf so grausame Gedanken?
Andreas Gruber: Wenn ich in keiner idyllischen Gegend leben würde, sondern in einer besonders düsteren, schlimmen, dann würde ich wahrscheinlich besonders humoristische Bücher schreiben. Anders als Stephen King, der seine traurige Kindheit in seinen Horror-Geschichten verarbeitet, hatte ich eine ausgesprochen schöne Kindheit. Aber ich lese selbst wahnsinnig gerne Thriller. Hier, in dieser "Sackgasse" Grillenberg, kann die Inspiration perfekt sprudeln. Ich fühle mich hier sehr wohl, hier sind sind irrsinnig nette Leute. Wenn rundherum alles passt, dann können so grausige Sachen entstehen.
Wieso haben Sie Ihre zwei Thriller-Serien, die "Rache"- und die "Todes"-Reihe, zusammengeführt?
Ich mag Querverweise schon im Stephen King Universum gerne. Ich wollte immer schon einen Gastauftritt aus der einen Reihe in der anderen. Da treffen ganz unterschiedliche Charaktere aufeinander, wo klar ist, dass es da extrem knallt. Aber das war ein einmaliger Gastauftritt. Ich habe gerade mit "Rachefrühling" begonnen, dem vierten und letzten Teil der "Rache"-Reihe, der im September 2023 erscheinen wird. Das Buch war eigentlich nicht geplant, weil der Titel so klingt, als ob Rosamunde Pilcher einen Krimi schreibt.
Warum sind Sie, entgegen des Trends, nicht auf den Zug der Regionalkrimis aufgesprungen?
Als mein erster Roman 2005 erschienen ist, war dieser Trend noch nicht latent. "Der Judas-Schrein" spielt sogar in Niederösterreich, im Rosaliengebirge. Ich bin aber nie in diesen "Cosy Crime" hineingekippt. Ich wollte internationaler schreiben, grenzüberschreitend. Wenn die Figuren keinen Heimvorteil haben, kommt mehr Dramatik in die Handlung. Im Nachhinein war die Entscheidung gut, denn mittlerweile gibt es schon in fast jedem Ort einen Mörder. Aber deutschsprachige Thriller-Autoren gibt es nicht viele.
Sie sind in Deutschland bekannter als hierzulande – wie kam es dazu?
Es stimmt, mit den ersten Romanen bin ich hauptsächlich in Deutschland bekannt geworden. Ich wurde auch immer wieder nach Deutschland zu Lesungen und Krimi-Festivals eingeladen. Dort hatte ich schon eine Fan-Gemeinde, bevor ich in Österreich bekannt wurde. Aber vielleicht lag das auch daran, dass ich keine Lokal-Krimis schreibe.
Gibt es eigentlich ein Vorbild für den markanten Maarten S. Sneijder?
Maarten S. Sneijder ist eine Mischung aus vielen Aspekten. Ich habe lange getüftelt, ich wollte eine sehr schräge Figur, mit Ecken und Kanten, schaffen. Einen, der sich die Sachen zu sagen traut, die man aufgrund seiner guten Erziehung selbst niemals laut sagen würde.
Am 10. September in Traiskirchen
Als Vorbild nennt Gruber Thomas Harris, den Autor früher Serienkiller-Romane wie "Das Schweigen der Lämmer" oder "Roter Drache". Wer den "Harris vom Triestingtal" gerne treffen möchte: Am 10. September feiert "Stöhrs Lesefutter" in Traiskirchen seinen ersten Geburtstag. Um 15.00 Uhr haben Thriller-Fans Gelegenheit, mit Andreas Gruber zu plaudern und Bücher signieren zu lassen.
Aktuelles über den Autor gibt es hier.
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