"Ich wollte nur heim"

GRAFENWÖRTH (kaze). Einen langersehnten Wunsch wollte sich Markus Oberndorfer aus Grafenwörth erfüllen. Nachdem er die japanische Kampfkunst „Bujinkan“ ausübt, wollte er seinen 5. Dan in Japan beim Großmeister Masaaki Hatsumi absolvieren. Doch dann wollter er einfach nur mehr nach Hause – und zwar ganz schnell!

Endlich war es so weit: Gemeinsam mit drei Kumpels startete Markus Oberndorfer aus Grafenwörth die langersehnte Reise nach Japan am Freitag, dem 11. März 2011, mit einer Taxifahrt zum Flughafen Schwechat. „Auf dem Weg dorthin haben wir erfahren, dass in Japan ein Erdbeben war, das den Norden des Landes verwüstet habe“, erzählt er und wirkt dabei immer noch angespannt. „Aber weil wir ein Hotel im Landesinneren gebucht hatten, beunruhigte uns das nicht weiter“, erzählt der Grafenwörther.

250 Kilometer von Fukushima entfernt
In Japan angekommen, stellte sich bei den Österreichern angesichts der gesperrten Autobahnen Überraschung ein. „Vom Erdbeben haben wir jedoch in unserem Hotel in Kashiwa nichts bemerkt“, berichtet Markus Oberndorfer. Er erinnert sich: „Doch wir waren nur 250 Kilometer von Fukushima entfernt! Wenn da radio-aktive Strahlen ausgetreten wären und der Wind gedreht hätte...“, verstummen seine Worte mitten im Satz. „Es war ein komisches Gefühl. Es fühlte sich an, als ob etwas in der Luft wäre“, berichtet der 34-Jährige.

Heimkehr gestaltete sich schwierig
Am Abend äußerte ein Freund die Meinung, dass der Reaktor „hochgegangen“ sei. „Wir haben beschlossen, auszuchecken und sofort zum Flughafen zu fahren. Dort angekommen, waren wir über die gesperrte Abflughalle erstaunt. Wir sahen etliche Menschen auf Pappendeckeln sitzen, die dort campierten“, erzählt Oberndorfer.

Via Skype hatten die Österreicher Kontakt zu einem Freund sowie zur AUA in Österreich ebenso wie mit der Botschaft. Der frühestmögliche Rückflug wurde für Dienstag, den 15. März, angekündigt und von Oberndorfer und seinen Freunden gebucht.

„Trotzdem hatten wir Hoffnung, dass es noch schneller möglich wäre, nach Hause zu kommen“, sagt Oberndorfer. „Nachdem wir uns eine Schutzmaske gekauft hatten, ging es retour zum Hotel und wir checkten wieder ein.“

Taining absolviert und bestanden
„Wir konnten nur abwarten, also haben wir beschlossen, das Training beim Großmeister zu absolvieren. Und trotz der Krisenistuation bestand ich den 5. Dan. Zur Feier des Tages gingen wir essen und vergaßen für eine Weile das Rundherum. Abends stellte sich jedoch ein komisches Gefühl ein. Die Strahlung macht dich fertig. Man sieht sie nicht, man hört sie nicht, man riecht sie nicht. Wir wussten nicht: Gibt es Radioaktivität? Sind wir verstrahlt? Diese Ungewissheit ist einfach schlimm. Am Sonntagabend haben wir erfahren, dass es geplante Stromausfälle geben wird. Somit wussten wir, dass auch die Züge nicht mehr fahren würden. Am Montag hatte der Bahnhof bereits geschlossen, die Autovermietung vergab keine Autos mehr, weil die Spritvorräte sehr gering wären, hieß es. In den Shops waren Wassser und Grundnahrungsmittel ausverkauft. Kurzerhand haben wir wieder einmal ausgecheckt und sind zum Flughafen gefahren. Die Angestellten haben sich um uns gekümmert. Es gab Wasser und Kekse und wir wurden mit Schlafsäcken versorgt. Der Mann von der Botschaft war ebenfalls anwesend – auf der Suche nach Personen, die einchecken hätten sollen. Als unser Flieger am Dienstag angekommen ist, mussten wir schnell einsteigen. Und dann war schon Abflug. Erst in Südkorea wurde das Flugzeug aufgetankt und das Personal gewechselt. Aufgefallen ist mir, dass sehr viele Japaner am Flughafen waren, um in Richtung Wien und nach Süden zu fliegen.“

Ein im Nachhinein erleichterter Markus Oberndorfer gesteht: „Als ich im Flugzeug saß, hatte ich nur mehr einen Gedanken: Ich wollte heim. Bei der Landung mussten wir über eine Treppe am Flugfeld aussteigen. Wir wurden alle auf Radioaktivität überprüft. Bei uns selbst war nichts, doch ein älteres japanisches Ehepaar wurde zur Seite genommen. Als wir dann bei unserem Gate rauskamen, wollte ich nur noch zu meiner Familie, doch da standen unzählige Journalisten, die alle ein Interview wollten.“

Eindrücke, die bleiben
Oberndorfer resümiert: „Mein Eindruck von der Situation ist, dass die Japaner extrem auf das System vertrauen. Sie sind trotz dieser Krisensituation noch immer gesittet, stellen sich in Reihen an. Auch wenn sie an zweihundertster Stelle stehen, drängen sie nicht vor.“ Welche Erkenntnisse Markus Oberndorfer außerdem gewonnen hat? Er muss nicht lange überlegen: „Durch diese Erfahrung ist mir erst bewusst geworden, was es bedeutet, dass rund um uns Atomkraftwerke angesiedelt sind.“

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