Kindesmissbrauch im Schülerinternat? “Rettet das Kind NÖ“: Erzieher wurde vorübergehend suspendiert
Schrecklicher Verdacht: Im Internat soll es zu Gewalt gegen ein Kind gekommen sein.
JUDENAU-BAUMGARTEN. Ein Schweigen – und viele Tränen. In letzter Zeit soll es auch im Judenauer Schülerinternat „Rettet das Kind NÖ“ zur Gewaltanwendung gekommen sein.
„Erzieher sind suspendiert worden“, informiert der zuständige Beamte vom Landeskriminalamt St. Pölten. „Im Zuge der Ermittlungen hat sich dann der Verdacht erhärtet, dass es sich im Konkreten um einen einzigen Erzieher handelt, der Gewalt angewendet haben soll. Die Ermittlungen sind derzeit noch am Laufen“, so der Beamte weiter. Der Erzieher, der im Tullner Bezirk wohnhaft ist, soll einen unter 14-jährigen Jungen mit dem Fuß gegen den Kopf getreten haben.
„Freistellung vom Dienst wurde sofort veranlasst
Als die Ermittlungen aufgenommen worden sind, ist man seitens der Exekutive zunächst davon ausgegangen, dass mehrere Erzieher gewalttätige Handlungen durchgeführt haben sollen. „Als wir über die Anzeige verständigt wurden, haben wir sofort gehandelt und die Kollegen dienstfrei gestellt“, erklärt Wolfgang Apfelthaler, Geschäftsführer der Organisation „Rettet das Kind NÖ“. Der Verdacht habe sich jedoch auf einen Erzieher reduziert. Die anderen seien inzwischen wieder im Dienst.
Apfelthaler ist sich sicher, dass dieser Vorfall keine systemische Sache ist: „Ich bin überzeugt, dass es sich hier um einen absoluten Einzelfall handelt.“ Weitere Äußerungen können seinerseits nicht getätigt werden, um die Ermittlungen nicht zu beeinträchtigen. Doch er stellt klar, dass ihm an der Aufklärung des Falles liegt: „Wenn etwas bei uns im Judenauer Schülerinternat nicht korrekt läuft, dann muss dies schnellstmöglich aufgeklärt werden.“
Zur Sache:
Betreuung von Kindern: Das Schülerinternat Judenau (SIJ) betreut Kinder und Jugendliche beiderlei Geschlechts vom Kindergartenalter bis zur Volljährigkeit sowie darüber hinaus bis zum Ende ihrer Ausbildung. Rund 72 Kinder und Jugendliche leben im Schloss in insgesamt acht in sich abgeschlossenen Wohneinheiten.
Familiäres Spannungsfeld
Kinder und Jugendliche mit Lerndefiziten und Schulproblemen sowie Kinder, die aus einem besonderen familiären Spannungsfeld kommen oder denen in ihrer familiären Situation die notwendige Unterstützung und Geborgenheit nicht zuteil werden, werden im Schülerinternat betreut.
Das Hineinwachsen in mehr Eigenverantwortung wird als Nahziel beschrieben.
Kommentar: Kindererziehung als Drahtseilakt
¶Für die Ausübung eines pädagogischen Berufes muss man geboren sein. Es muss eine Berufung sein – und nicht nur ein Beruf – mit Kindern und Jugendlichen die meiste Zeit im Tagesablauf zu verbringen. Doch auch hier gibt es jene, die mit manchen Situationen mehr oder weniger klar kommen und – im Affekt oder auch vorsätzlich – den Jüngsten Gewalt zukommen lassen, wie unlängst im Judenauer Schülerinternat vorgefallen. Die Aussage von Wolfgang Apfelthaler, Geschäftsführer von „Rettet das Kind NÖ“, dass sofort nach Bekanntwerden mit dem Personal jongliert wurde und Dienstfreistellungen ausgesprochen wurden, reicht mir persönlich nicht. Denn Gewalt an Kindern und Jugendlichen darf in der heutigen Zeit nicht passieren. Weder im familiären Bereich noch im öffentlichen. Prävention wäre hier angesagt: nämlich in Bezug auf die Mitarbeiter, die täglich mit den Kindern arbeiten sollen!
Karin Zeiler
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