Recherche ist ihr Leben

KÖNIGSTETTEN. Schon als Stefanie Haunstein die Haustüre öffnet, ist man über den offenen, freundlichen Blick und die Unkompliziertheit der alten Dame erstaunt: Sie ist 90 Jahre alt und recht gebrechlich – doch sie strahlt Lebensfreude aus und ihr frischer Verstand erscheint fast jugendlich. „Kommen S’ herein, ich bin nicht ganz so mobil, hab aber schon alles hergerichtet“, so der freundliche Empfang. (Der Rollstuhl steht unbenützt in der Ecke.)
Im Wohnzimmer stapeln sich Ordner der zusammengetragenen Daten, aber das Gedächtnis der Dame funktioniert bestens. Seinerzeit, nach ihrer Pensionierung, wurde Haunstein von einer Unbekannten aus Wien nach der Geschichte von Königstetten gefragt. Eine umfassende Chronik gab es damals jedoch noch nicht. Da wurde sie neugierig und entschloss sich, der Geschichte der Gegend auf den Grund zu gehen: Anfangs recherchierte sie in der Pfarre und auf Ämtern. Im Laufe von drei Jahren hat sie eine große Menge an Daten gesammelt, Fotos und Ansichten verglichen, Urkunden ausgewertet, Daten abgeschrieben.
Die gesammelten Handschriften umfassen ganze tausend Seiten, aber die betagte Frau hat sich sogar die Mühe gemacht, die Zeilen in mühevoller Arbeit – nämlich im Einfinger-System – auf Papier zu tippen.
Ganz außergewöhnlich ist aber, dass die 90-Jährige die meisten Daten im Gedächtnis hat. Lächelnd spricht sie über die die Zeit Napoleons, die langjährige Herrschaft des Bistums Passau, über Kaiser und Edelleute, als ob sie selbst dabei gewesen wäre: Die Geschichte wird durch ihre Erzählungen lebendig, die alten Kellermeister, die Verwalter der bischöflichen Anwesen, die Herrscher nehmen Gestalt an.
Etliche der altehrwürdigen Gebäude, in denen alles stattfand, stehen noch in Königstetten und ein Rundgang führt an Häusern, die unter Denkmalschutz stehen, vorbei: Alte Lesehöfe, die Pfarre, ehemalige Anwesen, Winzer in denkmalgeschützten Häusern – und der Wein hat hier noch immer Tradition!
Im Gedächtnis der im Herzen junggebliebenen Stefanie Haunstein und in der aufwändigen Pflege der altehrwürdigen Liegenschaften bleibt die Geschichte durch ihre Arbeit erhalten.