Gallneukirchen
Ein Grundpreisdeckel und 20 alte Eichen
Die Obergrenze von 190 Euro in Gallneukirchen überzeugt nicht alle Landwirte in der Region.
GALLNEUKIRCHEN. Die Einführung des Grundpreisdeckels auf 190 Euro pro Quadratmeter bei Bauland-Neuwidmungen in Gallneukirchen hat hohe Wellen in ganz Oberösterreich geschlagen. Vor allem Bürgermeister Sepp Wall-Strasser (SPÖ) stand im Mittelpunkt. Viele fanden lobende Worte für den Ortschef. "Sogar ÖVP-Bürgermeister gratulierten uns zum Grundpreisdeckel", freute sich Wall-Strasser. In den Gallneukirchner Nachbargemeinden, wie etwa in Alberndorf, gebe es schon ähnliche Überlegungen, so der Bürgermeister. Andere Gemeinden im Bezirk haben bereits seit Jahren eine Obergrenze bei Grundstückspreisen, wie zum Beispiel Altenberg und Feldkirchen.
Gallneukirchens Landwirte
Der erste Grundstücksbesitzer, der den 190 Euro-Preisdeckel zu spüren bekommt, ist der Landwirt Herbert Grabner. Wir berichteten in der letzten Ausgabe von dem umstrittenen, geplanten Wohnprojekt am Tumbacher Berg. Das 15.000 Quadratmeter große Waldgrundstück an der B125 gehört ihm. "Mehr Geld wäre natürlich besser gewesen für mich, aber andererseits arten die Preise in Gallneukirchen sonst aus. Die Spekulationen sollten einmal enden", sagt der Landwirt. Wolfgang Warschenhofer, ebenso Bauer in Gallneukirchen, sieht das anders. "Ich glaube, der Preisdeckel ist nicht die große Errungenschaft und nicht das gewünschte Regularium. Es stellt sich die Frage, wer entscheidet, wer als Erster zum Zug kommt? Und natürlich ist der Preisdeckel auch eine Entwertung." Eine Landwirtin am Punzenberg empfindet es ähnlich: "Das ist nicht gerechtfertigt." Bei einer Verlassenschaft im Jahr 2017 seien ihre geerbten Grundstücke zum damaligen Verkehrswert viel höher geschätzt worden. Sie hätte die höheren Tarife bereits gezahlt.
Grüne auch für Grundpreisdeckel
Was bei der Diskussion in Gallneukirchen um den Grundpreisdeckel bisher untergegangen ist. Er wurde im Gemeinderat vor der Sommerpause von einer rot-grünen Mehrheit beschlossen (SPÖ 12, ÖVP 12, Grüne 5, FPÖ 2) – ging also nur mit der Unterstützung der Grünen durch. Einen einstimmigen Beschluss gab es allerdings beim "Acht-Kriterien-Widmungspaket", das etwa vorsieht: primär Baulücken zu schließen, Zentrumsnähe zu bevorzugen, verdichteten Wohnbau, vorhandene Öffi-Anbindung, Rad- und Gehwege sowie Infrastruktur und nicht-fossile Wärme.
Kaindlstorfer: "20 Eichen erhalten"
Der dritte, aber geheime Gemeinderatsbeschluss betraf konkret die Widmung von Grün- auf Bauland am Tumbacher Berg. Dieser ging 16:15 knapp für die Umwidmung aus – wir berichteten. Laut Gemeinde sei der 15.000 Qua-dratmeter große Wald zum Teil von Schädlingen befallen. Nur mehr ein Drittel des ursprünglichen Waldes sei übrig. "Aber am Waldrand stehen 20 schöne alte Eichen, die bleiben bei dem Wohnprojekt erhalten", sagt Grün-Fraktionsobmann Andreas Kaindlstorfer. Der Grünpolitiker betont, dass Gallneukirchen nun auch die erste Gemeinde sei, die fix einen Grünraumplaner bei jedem Wohnprojekt hinzuziehe.
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