"Liebe Leute lasst euch sagen..."

- Herbert Ginterseder weiß einige humorvolle Geschichten über Gramastetten zu erzählen.
- hochgeladen von Gernot Fohler
Herbert Ginterseder lässt die Tradition des Nachtwächters in Gramastetten wieder aufleben.
GRAMASTETTEN (fog). Über 400 Jahre lang gab es in Gramastetten Nachtwächter – im Jahr 1930 legte der letzte, Johann Pertzl, sein Amt nieder. Einmal im Monat zieht Konsulent Herbert Ginterseder eine eineinhalbstündige Marktrunde und erzählt Geschichten und Anekdoten zu einzelnen Häusern und Ereignissen.
Alte Handwerkshäuser, wie beispielsweise das Tuchschererhaus oder das Haus des Beutelhubmachers sowie das Lebzelterhaus und das Badhaus sind Stationen des Nachtwächters. Er erzählt über die Marktbrände und niemand weiß über die berühmte Jahresstiege besser Bescheid als er. Dabei hat der Gramastettner die Originaldienstkappe des letzten Nachtwächters auf, die auf einem Dachboden gefunden wurde. "Auch die Laterne und der Säbel sind noch da", sagt der Heimatforscher, Gemeindearchivar und Imker. Die Hellebarde, das ist der Spieß, wurde nachgemacht. Zu den Aufgaben des Nachtwächters zählten die Warnung vor Bränden und der Stundenruf bis zwei Uhr früh: "Liebe Leute lasst euch sagen, es hat zehn Uhr geschlagen." Er verkündete auch die Sperrstunde in den Wirtshäusern um Mitternacht und musste öfter die Funktion eines Gendarms übernehmen, wenn jemand betrunken war oder nicht nach Hause gehen wollte. Ginterseder erklärt bei der Tour auch, woher der Ausdruck "Schlitzohr" kommt.
Die Nachtwächterrunde startet jeden zweiten Freitag im Monat, das nächste Mal am 12. September, auf dem Marktplatz. Um 20 Uhr geht es los – in der Winterzeit schon um 19 Uhr. Es besteht die Möglichkeit einer Nachtwächter-Jause zum Abschluss. Der Rundgang kostet 2 Euro, Kinder bis 10 Jahre zahlen nichts. Bei Gruppenanmeldungen sind andere Termine möglich. Anmeldung beim Kulturforum Gramastetten unter Tel. 0680/2078645.
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