Linzer Bier
"Linzer Liesl" ist gebürtige Oberneukirchnerin
Wie kam die "Linzer Liesl" auf das Etikett des Linzer Biers? Die Spur führte nach Urfahr-Umgebung.
LINZ/GRAMASTETTEN. Bei der Wiederbelebung des Linzer Biers im Jahr 2017 haben Marketing-Leute auf ein altes Motiv zurückgegriffen, die "Linzer Liesl". Andreas Stieber von Linzer Bier weiß warum: "Retro und regional sind derzeit angesagt." Die Frauenfigur auf dem Etikett aus dem Jahr 1971 – als "Linzer Bier" vom Markt verschwand – nahmen die heutigen Bierbrauer als Vorlage. "Nur die Bierkrügeln wurden durch Hopfen und Gerste ersetzt."
Wer war die Liesl?
Von Anfang an stellte sich die Frage, wer diese Frau auf dem Bieretikett eigentlich war. Laut Stieber betrieb das Unternehmen einige Recherchen, nicht nur zur Linzer Liesl, sondern generell zur Brauerei. "Stück für Stück haben wir viele Quellen erschlossen." Auf der Homepage Linzer Bier ist zu lesen, dass es über die Linzer „Liesl“ schon früher Geschichten gab. Eine „Zutreiber“-Dame an der Donaulände soll sie gewesen sein, die Matrosen für den Bierkonsum begeistern sollte und auch von einer Brauereibesitzerin wurde erzählt, die Modell für das Abbild der Liesl war.
Tatsächlich schauten sich die Linzer einst im benachbarten Bayern um. Dort war die Schönheitskönigin eines Schützenfests die "Schützenliesl". Heute würde man wahrscheinlich Marketenderin sagen. Die erste Illustration im Jahr 1881 geht auf eine "Bayrische Schützenliesl" zurück. Um 1890 gaben sie der Schützliesl eine oberösterreichische Tracht und machten eine „Linzer Liesl“ aus ihr.
Social-Media-Aufruf
Warum Linzer Bier zirka 1910 nach einer neuen Illustration gesucht hat, ist nicht klar. Mit ziemlicher Sicherheit handelt es sich bei der neuen Vorlage aber um die 1891 geborene Augustina Jungwirth, eine Gramastettnerin. Nach Recherchen und einem Aufruf von Linzer Bier via Social Media, ob irgendwer etwas über die Linzer Liesl wisse, hätten sich zwei Nachfahren der Frau gemeldet, erzählte Stieber von Linzer Bier. Der eine Verwandte lebt in Timelkam (Bezirk Vöcklabruck). Sein Schwiegervater habe ihm die Story einst erzählt und er nahm auch das Foto von Augustina Jungwirth mit. Auch die Großenkelin der Gramastettnerin meldete sich. Sie berichtete die selbe Geschichte.
Fleischhauers-Tochter
Mit der Hilfe des Heimatforschers Thomas Schwierz aus Eidenberg konnte die BezirksRundSchau mehr über Augustina Jungwirth erfahren. Der Konsulent recherchierte am Pfarramt Gramastetten. Demnach wurde Augustina (manchmal steht in den Quellen Augustine) Jungwirth am 21. August 1891 in Oberneukirchen geboren. Sie hatte vier ältere Geschwister und war die Tochter des Oberneukirchner Fleischhauers Peter Jungwirth. Die spätere "Linzer Liesl" heiratete Michael Plöckinger im Jahr 1920. Plöckinger war 1921 „Reichswehrmann“, 1922 „Bundeswehrmann“ und wohnte in Gramastetten Nr. 31 bei dem Hutmacher Josef Stadt, dem Onkel (Bruder der Mutter) von Augustina. Aus der Ehe mit Plöckinger, der später Kaufmann war, gingen zwei Kinder hervor. Schwierz recherchierte, dass Augustina Jungwirth am 8. Mai 1927 im Alter von nur 36 Jahren in Grama-stetten Nr. 38 verstarb. Sie litt an Lungentuberkulose, wie bereits ihr Großvater, der Wirt in Kirchberg, Anton Jungwirth. Begraben wurde Augustina Jungwirth auf dem „Gottesacker Gramastetten“. Das Grab wurde allerdings längst aufgelassen.
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