GesundheitsRundSchau
"Virusflut" fordert die Hausärzte in Urfahr-Umgebung
Der Hausärztemangel trifft Urfahr-Umgebung nicht so stark wie andere Bezirke in Oberösterreich.
URFAHR-UMGEBUNG. Der Hausärztemangel im Raum Gallneukirchen und Engerwitzdorf, der während der Pandemie akut war, hat sich ein wenig beruhigt. Die Kassenstelle von Allgemeinmediziner Edgar Ehrenhuber in Gallneukirchen ist zwar nach wie vor unbesetzt – die einzige offene Stelle im Bezirk, aber die neue Gemeinschaftspraxis der Jungärzte Daniel Pum und Yannik Streibl im Gallneukirchner Stadtviertel "One" federt zumindest die Pensionierung von Roland Plessl ab. Ehrenhuber ist jetzt Gemeindearzt in Alberndorf.
Mittertreffling nachbesetzt
Problematisch war eine Zeit lang, dass in Mittertreffling die Hausarztstelle von Maximilian Weiss nicht nahtlos nachbesetzt werden konnte. Viele Patienten wichen nach Gallneukirchen aus. Ein Linzer Mediziner sprang in Mittertreffling kurzfristig wieder ab. Vor einem Jahr übernahm dann das Arzt-Ehepaar Richard Schott und Judith Riede 1,5 Kassenstellen, zur Freude von Bürgermeister Herbert Fürst (ÖVP), der sich intensiv um einen Ersatz für Weiss bemüht hatte.
Primärversorgungszentrum?
Für die leere Kassenstelle in Gallneukirchen interessierte sich erst vor Kurzem jemand, wie Bürgermeister Sepp Wall-Strasser (SPÖ) berichtet. "Ich könnte mir in Gallneukirchen auch ein Primärversorgungszentrum vorstellen. Zusammen mit umliegenden Gemeinden hätten wir bei uns ein Einzugsgebiet von sicher 12.000 Personen", meint der Ortschef. Aber: Die Gesundheitskasse (GK) würde dabei die Verantwortung an die Ärzte und Gemeinden abschieben. Denn Jungärzte müssten gleich zu Beginn ihrer Selbstständigkeit kräftig investieren. Wall-Strasser: "Und wenn es nach der GK geht, sollten wir Gemeinden entweder einen Leerstand zur Verfügung stellen oder einen Neubau mit einer Bank umsetzen."
Vorteil ist Nähe zu Linz
Urfahr-Umgebung leidet nicht so sehr unter dem Hausärztemangel, wie etwa die Bezirke Perg, Braunau oder Vöcklabruck. "Im Linzer Speckgürtel wollen Mediziner mit ihrer Familie gerne wohnen und arbeiten", weiß Bezirksarztvertreter Bernhard Schütz, selbst Hausarzt in Kirchschlag. Schütz versucht, mit seiner Lehrpraxis auch Junge zu begeistern. Drei bis vier Studenten im Jahr sammeln hier Erfahrungen. Ein Kriterium für Mediziner sei auch der finanzielle Anreiz von Hausapotheken. "Diese Kassenstellen sind sofort belegt", weiß der Kirchschlager, der wie seine Kollegen die Hausärzte unterbezahlt sieht. "Es gibt derzeit schleppende Honorarverhandlungen mit der Gesundheitskasse", so Schütz.
Drei Infektionen gleichzeitig
Die Pandemie habe ihre Spuren hinterlassen. "Die Kollegen waren am Limit", berichtet der Bezirksarztvertreter weiter. Im Dezember traten mit Corona, der Influenza und dem Respiratorischen-Synzytial-Virus, kurz RSV, drei Infektionskrankheiten gleichzeitig auf. "Das war heftig und fast nicht mehr zu schaffen. Zum Teil waren Antibiotika nicht verfügbar. Der Hausärztliche Notdienst kam nicht mehr nach. Die Spitäler waren voll mit Kindern, die keine Luft bekamen. Viele mussten zu Hause behandelt werden", berichtet Schütz von "schrecklichen Nächten". Zur Herausforderung für die Ärzte werden mehr und mehr meist Ältere mit höherer Pflegestufe, die auf Wartelisten für Seniorenheime stehen, aber daheim von Angehörigen oder mobilen Diensten gepflegt werden. "Hier sind regelmäßige Kontrollen nötig."
Seniorenheimen fehlt Personal
Der Personalmangel in den Seniorenheimen des Bezirks erhöht auch den Druck auf die Hausärzte – siehe Bericht links. Der Obmann des Sozialhilfeverbands Bezirkshauptmann Paul Gruber spricht von insgesamt "37 fehlenden Personaleinheiten" in der Pflege. "Es stimmt, nicht jeder mit Pflegestufe 4 hat automatisch ein Bett", sagt Gruber. Aber: Die Qualität der Betreuung in den SHV-Heimen leide nicht unter der Mitarbeiternot. Die Arbeitsmarktsituation sei generell schwierig. Ordensspitäler würden genauso händeringend Leute suchen, obwohl sie besser zahlen könnten. Gruber: "Unser Plus ist der Arbeitsplatz in der Region." Zum Thema Überlastung der Hausärzte durch Pflegebedürftige stellt der Bezirkshauptmann den Perspektivenwechsel in den Raum: "Auch Hausärzte könnten mehr Mitarbeiter aufnehmen."
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