"Wirt ist Diplomat und Kellner in einem"

- hochgeladen von Johannes Grüner
BAD LEONFELDEN. In Bad Leonfelden schließt mit Ende Februar das Gasthaus Brandl, ein kleines Traditionswirtshaus mit Stammtisch-Charakter. Der Leonfeldner Hof ist fortan das einzige bürgerliche Gasthaus im Ortskern. "Natürlich ist es schade, weil der Marktplatz durch Gasthäuser belebt wird", sagt Wolfgang Schwarz, Wirt und Eigentümer des Leonfeldner Hofs.
Immer mehr Landgasthäuser schließen. Sowohl bei den Wirtsleuten, aber auch bei den Stammtischen fehlt oft eines: Nachfolger aus der nächsten Generation. Noch in den 1960er Jahren waren rund um den Marktplatz mehr als zehn Wirtshäuser angesiedelt. Heute übernehmen Cafés, Bars und Discos die Funktionen damaliger Gastronomiebetriebe. Schwarz: "Früher gabs zum Stammtisch keine Alternative. Wer Neues erfahren wollte, musste ins Gasthaus kommen." Wolfgang Schwarz begann seine Lehre im Leonfeldner Hof und ist seit mittlerweile über 15 Jahren im Geschäft. 2011 hat er sich dazu entschieden, den Gasthof zu übernehmen. Investitionen in sanitäre Anlagen und die Erneuerung des großen Speisesaals waren notwendig.
Vereine als Schlüssel
Schwarz verfolgt ein klares Ziel: "Ich möchte erster Ansprechpartner für die ansässigen Vereine sein und sie bei Festen unterstützen, aber auch ihre Stammtisch-Kultur fördern." Vereine sind das Rückgrat der Wirtshauskultur. Ob Sparverein, Feuerwehr, Tarrockrunde oder Musikkapelle, sie alle treffen sich gerne zum einen oder anderen Getränk in gemütlicher Runde. Die Herausforderung für Gasthäuser am Land besteht darin, sie wieder vermehrt aus ihren Vereinslokalen zu locken. "Viele haben heute ihre eigenen vier Wände. Ein Wirt kann da mit den Getränkepreisen natürlich nicht mithalten", weiß Anton Pichler. Der pensionierte Leonfeldner Musikschullehrer organisiert regelmäßig Veranstaltungen, die zur Belebung der Wirtshauskultur beitragen: Volksmusik, Mundartgeschichten, Gedichte oder auch Abende, an denen gemeinsam gesungen wird. Das Gasthaus soll wieder kultureller Treffpunkt werden.
Gelungene Nachfolge
"Ein Wirt muss gleichzeitig Psychiater, Diplomat, Koch und Kellner sein. Viele tragen hier ihre Sorgen herein", sagt Pichler. Kein einfacher Job. Dazu kommen lange Arbeitszeiten und große Verantwortung. "Es reicht heute nicht mehr, nur hinter der Budel zu stehen. Als Wirt muss man sich permanent was einfallen lassen", erzählt Arni Lummerstorfer. Er und seine Frau Inge betreiben das Gasthaus Schmankerlwirt in Vorderweißenbach. Arni hat den Betrieb von seinem Vater übernommen. Eine Nachfolge, die heute nur noch wenige antreten möchten. Lummerstorfer findet eine gute Mischung aus Tradition und Moderne. Zahlreiche Bälle, Hochzeiten aber auch Theateraufführungen machen den Schmankerlwirt zum gesellschaftlichen Zentrum in Vorderweißenbach. Im 2000-Einwohner-Ort existieren neben Lummerstorfer noch zwei weitere Gasthäuser. In gemeinsamer Gastrokooperation treten sie als Partner und nicht als Konkurrenten auf.
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