An Kärntner Volksschule
Mädchen sollen keine Hotpants oder Minis tragen

- Unbeschwert Kind sein – nicht immer leicht
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In einer Volksschule in Villach-Land sollen Mädchen keine Hotpants oder Minis tragen. Eltern diskutieren Schreiben von Schulleitung.
VILLACH LAND. Eine Volksschule in Villach Land bat darum, dass Mädchen keine Hotpants oder Minis tragen sollten. Konkret schrieb die Schule, dass sich die Kinder entsprechend kleiden sollen, bauchfreie Tops, Minis und Hotpants würden in die Freizeit gehören. Nina F., Mutter eines Schülers an der Schule: „Ich bin zwar Jungsmama, aber wird den Mädchen im Jahr 2022 noch beigebracht, sie müssen sich züchtig kleiden um das männliche Geschlecht nicht in Versuchung zu bringen? Am schlimmsten fand ich die Aussagen von anderen, dass man schon verstehen müsse, dass Mädchen sich bedecken müssen, damit sich Jungs nicht gestört fühlen. Da sind wir schon bei Kindern beim ,Victim Blaming‘, also dass das Opfer selbst schuld sei.“
Selbstbestimmung
Nina F. fragt sich: "Sollten wir unsere Kinder nicht schon früh zu Selbstbewusstsein und Selbstbestimmung erziehen und sie so für Menschen, die Opfer suchen, uninteressant machen – einfach weil sie sich nicht in Opfer-Rollen drängen lassen? Auch für Jungs gilt das. Wir müssen den Kindern beibringen, dass sie gut sind so wie sie sind, und der Rest an sich arbeiten sollte.“ Die Kinder selbst hätten das Schreiben zur Kleiderordnung nicht verstanden. „Mein Sohn hat mich nur gefragt, warum diese Mädchen nicht tragen dürfen, was sie wollen? Für mich sollte die Schule sich darum kümmern, den Kindern Respekt und Moral zu vermitteln. Ihnen beizubringen, dass der Körper einer Person ihr gehört und niemand anders das Recht hat, darüber zu bestimmen.“ Kleidung würde zudem nichts über die Kompetenz und den Menschen dahinter aussagen. „Es ist einfach ein subjektives Empfinden, was angepasst ist und was nicht. Manche fühlen sich schon durch zu enge Jeans beleidigt“, so Nina F.
Klare Worte
Trotz mehrmaliger schriftlicher und telefonischer Nachfrage war die betreffende Schule nicht bereit, sich zu dieser Aussendung zu äußern. Bildungsdirektorin Isabella Penz hat eine klare Haltung zur Thematik: "Natürlich liegt es in der Verantwortung der Eltern, wie ihre Kinder sich anziehen. Vorschriften in der Kleiderordnung haben auf jeden Fall Burschen und Mädchen zu betreffen". Auch Raphael Schmid, Kinderschutzbeauftragter des Landes Kärntens, findet klare Worte: "Für ein grenzverletzendes Verhalten ist niemals „das Opfer“ oder dessen Kleidung verantwortlich zu machen, sondern immer die Person, die das grenzverletzende Verhalten setzt."
Verantwortung
Die Eltern, die Schule und die Gesellschaft seien in der Verantwortung sichere Orte für Kinder herzustellen und für ein Klima mit klaren Wertehaltungen zu sorgen, in dem grenzverletzende Handlungen keinen Platz haben. Schmid: "Einen sicheren Ort macht unter anderem aus, dass es erst gar nicht zu (grenz-)verletzenden Handlungen kommt und diese Wertehaltungen im Sinne der Förderungen von sozialer Kompetenz mit den Kindern gut bearbeitet und begleitet sind."
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