Ab wann ist ein Mensch ein Mensch? In Österreich entscheidet die Waage
Man ist guter Hoffnung und die Wiege bleibt leer. Ein schmerzliches Schicksal, welches viele Eltern aus ihrer Vorfreude um ihr Baby reißt und in eine schmerzvolle Trauerarbeit zwingt. Von zehn Schwangerschaften führen lediglich 6 zu einem happy End in die Elternschaft. Doch in Österreich entscheidet die Waage darüber, ob es überhaupt einen Menschen zu betrauern gibt. Babys unter 500 Gramm Gewicht werden weder beurkundet, noch statistisch erfasst. Diese Kinder haben vor dem Gesetz nie existiert. Ein Umstand, der endlich geändert werden muss, so der Wunsch vieler Betroffener. Die willkürlich Gesetzte Gramm-Grenze sorgt für zusätzlichen Gram und Schmerz. Das Gewicht sagt auch kaum etwas über den Schwangerschaftsfortschritt aus, eine schlechte Versorgung über die Plazenta, Mehrlinge, chromosomale Störungen führen zu einem geringeren Gewicht trotz fortgeschrittener Schwangerschaft.
Betroffene Eltern haben nun den Schritt ins Parlament gewagt. Die Kärntnerin Anita Ogris, die Oberösterreicherin Simone Strobl vom Verein Pusteblume, der sich um professionelle Begleitung und Betreuung Betroffener bemüht und die Niederösterreicherin Claudia Hofbauer haben eine Petition an Nationalratspräsidentin Barbara Prammer und Nationalratsabgeordneten Hermann Lipitisch überreicht. Diese wird am 1. Juli im zuständigen Ausschuss behandelt.
Sie fordern die Abschaffung dieser 500-Gramm-Grenze und die Möglichkeit, die Kinder ins Personenstandsregister eintragen zu lassen, freiwillig auf eigenen Wunsch der Eltern. Sie sollen als Menschen anerkannt und geführt werden. In Deutschland ist dies nach einer von betroffenen Eltern eingereichten Petition auch seit dem Vorjahr möglich.
Ausschlaggebend für den Schritt zur parlamentarischen Petition waren zahlreiche Schilderungen Betroffener: "Unser Kind wog 491 Gramm. Die fehlenden neun Gramm haben darüber entschieden, ob unser Kind offiziell existiert hat oder eben nicht."
"Meine Frau verlor unser Kind im dritten Monat. Die Gesellschaft hatte keinen Platz für unsere Trauer, somit fiel der Trost, das Verständnis in dieser harten Zeit weg."
Die Petition hat nach einer Woche und derzeit ohne mediale Unterstützung bereits rund 1500 UnterstützerInnen. "Ich habe große Hoffnung, dass das Thema endlich auch politisch behandelt wird, damit die gesetzlichen Rahmenbedingungen für die Betroffenen wenigstens menschlicher werden, der Schmerz ist für Betroffene Bürde genug" so Anita Ogris und appelliert so an alle Österreicherinnen ihre Zustimmung dazu online zu geben. "Es dauert keine zwei Minuten und hat bei entsprechender Anzahl so viel Kraft endlich etwas zu bewegen."
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