Wirtschaft
Weniger Lehrlinge durch Corona?
Die Zahl der Lehrlinge im 1. Lehrjahr ist in Villach (Stadt und Land) um 13,6 Prozent (529 auf 457) und somit merklich über dem Kärnten-Durchschnitt gesunken.
VILLACH/LAND. Während Schüler und deren Probleme während der Pandemie in den Medien omnipräsent sind, kommen Kärntens Lehrlinge kaum zu Wort. Dabei gibt es im Bezirk Villach Stadt und Land aktuell 1499 Lehrlinge, die während ihrer Ausbildung direkt von den Auswirkungen der Coronakrise betroffen sind. Wenig erfreulich: Die Gesamtlehrlingszahl ist im letzten Jahr in Villach Land von 451 auf 429 (4,9 Prozent) gesunken. In Villach Stadt belief sich der Rückgang auf 1,7 Prozent (von 1088 auf 1070). Villach Stadt und Land gemeinsam verzeichnen einen Rückgang von 2,6 Prozent (1539 auf 1499). "Die Zahl der Lehrlinge im 1. Lehrjahr ist in Villach (Stadt und Land gemeinsam) sogar um 13,6 Prozent (529 auf 457) und somit merklich über dem Kärnten-Durchschnitt gesunken. In den Sparten Tourismus, Gewerbe und Handwerk, Industrie und Information und Consulting ist jeweils ein merklicher Rückgang zu verzeichnen. Im Transport und Verkehr sowie im Handel gab es hingegen ein Plus zu verzeichnen", sagt Benno Tosoni, WKK-Lehrlingsstelle.
Betroffene Branchen
Gerade stark von Lockdown und Arbeitslosigkeit betroffen ist etwa die Sparte Frisör und Kosmetik. In der Sparte Handel waren die Lehrlinge mehr als sonst gefordert. Schwierig gestaltet sich die fachpraktische Ausbildung an den Berufsschulen. Hier konnte seitens des Bundes erreicht werden, dass nach dem ersten Lockdown 25 Prozent der Schüler zum fachpraktischen Unterricht kommen können. Bei der Arbeiterkammer Kärnten (AK) haben sich die Anfragen der Lehrlinge seit Beginn der Pandemie deutlich erhöht. In Summe erfolgten mehr als 5000 Beratungen per E-Mail, Telefon, sozialen Medien oder persönlich. Die häufigste Themen in dieser Zeit waren etwa Kurzarbeit, Entlohnung, Abrechnung, Auflösung des Lehrverhältnis, Unsicherheiten mit dem Berufsschulbesuch oder ob der Ferialjob klappt. Welchen Einfluss hat die Pandemie auf die Ausbildung der Lehrlinge? "Aktuell bemerken wir in unseren Beratungen, dass sehr vielen Lehrlingen auf Grund der immer wiederkehrenden Lockdownphasen nicht mehr die volle Ausbildung zu Teil wird und die praktische Ausbildung im Betrieb auch nicht durch die Berufsschule aufgeholt werden kann. Aber mittlerweile zeigt sich im Beratungsalltag auch, dass die Corona-Pandemie auch vielen vor allem psychisch enorm zusetzt", erklärt AK-Jugend- und Lehrlingsleiter Christoph Appé.
Ausnahmesituation
Man befände sich in einer Ausnahmesituation, die es so noch nie gegeben hätte. Viele junge Leute würden sich nach dem Verlust ihres Lehrplatzes auf Lehrstellensuche befinden, manche befinden sich glücklicherweise gerade in einem Lehrgang in der Berufsschule, etwa die Lehrlinge des Karnerhofes am Faaker See. "Unsere Lehrlinge haben seit 20. November Schule. Einer von ihnen ist zwar demnächst damit fertig, hat aber dann noch Urlaub. Wenn wir im März plangemäß aufsperren, dann passt das. Aber natürlich ist es sonst schwierig, einen Koch auszubilden, wenn das Hotel geschlossen ist", sagt Ursula Karner.
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