Krimifest Kärnten

Ohnmächtige Sängerin als Inspiration

Von 22. bis 31. Oktober 2021 ist es wieder soweit! Zum zweiten Mal wird der Wörthersee – diesmal gemeinsam mit Villach – wieder zum Tatort, an dem gemordet, ermittelt und geschmunzelt wird.

VILLACH. Für Krimifans gibt’s zehn Tage Hochspannung und Mordsstimmung pur im außergewöhnlichen Rahmen. 20 Krimigrößen geben sich die Ehre und lesen aus ihren aktuellen Kriminalromanen – internationale Stars ebenso wie heimische Publikumslieblinge. Unter anderem ist Theresa Prammer zu Gast, sie liest am 27. Oktober im Congress Center Villach. Wir haben die Autorin vorab zum Interview gebeten. 

Draustädter WOCHE: Frau Prammer, wieso Krimis? Haben Sie dieses Genre bewusst gewählt oder war es Zufall?
Theresa Prammer: Ich habe eine Vorstellung in der Oper gesehen, bei der eine Sängerin unabsichtlich während ihrer Arie gegen eine Wendeltreppe gelaufen ist. Sie war kurz ohnmächtig, die Vorstellung musste unterbrochen und ein Arzt gerufen werden. Alles ist gut ausgegangen, nach 5 Minuten war sie wieder fit und konnte sogar zu Ende singen. Ihr Applaus am Schluss war tosend. Das war der Moment, als ich die Idee hatte zu meinem ersten Krimi - Wiener Totenlieder. Ein Mörder bringt während Vorstellungen Darsteller auf der Bühne um, durch mehr oder weniger "Unfälle" (es stellt sich bald heraus, das sind keine). Ich kann gar nicht sagen, ob das Krimi-Genre Zufall ist. Vielleicht hat es mich einfach gefunden, denn schon als Jugendliche habe ich alle Bücher von Agatha Christie verschlungen (neben Christine Nöstlinger und Edgar Allen Poe).

Was macht für Sie einen guten Krimi aus?
Dass er mich nicht nur wegen der Spannung packt, sondern auf mehreren Ebenen - der Fall, die emotionale Bandbreite der Protagonisten, das Außergewöhnliche und der Schreibstil.

Warum fasziniert Menschen dieses Genre so sehr, wo es doch eigentlich um viel Leid und die dunkle Seite des Lebens geht? Um Menschen, die man im wahren Leben wohl nicht um sich haben möchte?
Ich glaube, das hat mehrere Gründe. Wenn wir einen Krimi lesen, können wir uns gruseln, Angst haben, in Emotionen eintauchen, die wir im echten Leben nicht erleben wollen. Aber sie sind da, quasi in unseren Gehirnen angelegt. Bei einem Krimi wird das angesprochen - während wir in Sicherheit sind. Wenn ich das Buch zuklappe, ist die Welt ist wieder in Ordnung. Ich glaube tatsächlich, dass manche Krimis - egal ob als Buch, oder als Film - helfen können, Spannungen abzubauen. So als eine Art Katharsis.

Ein Verlagsleiter sagte einmal „Das einzige, was ich am Büchermarkt noch gut verkauft sind junge Frauen, die Krimis schreiben“, wie sehen Sie diese Aussage?
Darüber musste ich jetzt lachen. Wenn ich an meine sehr erfolgreichen Krimi-Kolleginnen denke, fällt mir ehrlich gesagt keine ein, die unter 40 Jahre alt ist. Aber wahrscheinlich hat er diese Erfahrung gemacht. Und wenn das so ist, was soll schlecht daran sein? Es stimmt, Krimis verkaufen sich einfach am besten und ich freu mich für jede junge Frau, die damit Erfolg hat.

Was kann man sich an „ihrem“ Abend beim Krimifest erwarten? Wie gestaltet man eine Lesung spannend? Man liest vermutlich nicht „einfach“ nur vor?
Ich liebe diese Abende, beim Schreiben ist man ja sehr viel mit sich selbst beschäftigt. Und dann rauszugehen und die Leserinnen und Leser zu treffen, ist einfach wunderbar. Ich erzähle viel über das Buch, die Recherche, auch Lustiges und Skurriles, das ich dabei erlebt habe. Und natürlich lese ich auch und das sehr gerne. In meinem "früheren Leben" war ich Schauspielerin. Ab einem gewissen Punkt habe ich mich dann für das Schreiben entschieden. Bei diesen Abenden kann ich beides verbinden, die Autorin und die Schauspielerin.

Krimi und Kulinarik – passt das zusammen? Oder kann es passieren, dass vor lauter Spannung der Appetit auf der Strecke bleibt?
Gute Unterhaltung und gutes Essen, das ist für mich die perfekte Kombination. Als Schauspielerin habe ich auch viel "Dinner and Crime" gespielt - diese Abende waren immer restlos ausverkauft. Ich glaube wirklich, Krimi und Kulinarik passen wunderbar zusammen (wenn ich nur an meine riesigen Popcorn - Portionen im Kino bei spannenden Filmen denke ...).

Wie gehen Sie mit negativer Kritik um, jeder kann Rezensionen schreiben, bei viel Lob gibt es aber auch Leute, denen Ihre Bücher nicht gefallen. Ganz ehrlich, tut das auch weh oder ist man dagegen immun?
Das ist so ein bisschen eine Ambivalenz - ich bin gar nicht immun dagegen, wünschte mir aber, ich wäre es. Doch ich weiß, wäre ich dagegen immun, würden mir meine Geschichten nicht so viel bedeuten, wie sie es tun. Also schätze ich, das ist eine Sache, mit der man einfach umgehen muss. Es kann nicht jedem gefallen, was du machst. Ich höre auch immer wieder mal damit auf, sie zu lesen, denn in Wahrheit sind diese Rezensionen - egal ob sie positiv oder negativ sind - ja gar nicht für mich gedacht, sondern für andere Leser. Rückmeldungen bekomme ich als E-Mail oder als persönliche Nachricht auf Social Media, und die sind oft so schön, dass ich sie mir ausdrucke und aufhebe.

Welche Gedanken, welchen Bezug haben Sie zu Villach?
Das erste Mal war ich in Villach zum Villacher Fasching in den 90er Jahren. Das war so ein tolles Erlebnis, mit dem ich gar nicht gerechnet habe. Wir sind zum Pizzaessen nach Italien gefahren, haben Ausflüge gemacht, waren schwimmen, in der Innenstadt flanieren, es war großartig. Ich habe Villach als wunderschöne Stadt in Erinnerung und ich freue mich schon auf den nächsten Besuch.