"Jetzt hobts as!" - gut reagiert
Die Qualität einer Beziehung zeigt sich sehr oft oder meistens dann, wenn es ein bisserl schwieriger wird. Zur Zeit des Sonnenscheines ist in der Regel leicht "gut" zu sein.
Wie viele aus dieser Generation haben meine Eltern aus den spärlichen Einkünften wirklich das beste gemacht. Obwohl objektiv betrachtet nicht viel und aus heutiger Bedürfnissicht betrachtet praktisch nichts da war, könnte mich nicht erinnern, dass mir irgendetwas gefehlt hat.
Eines durfte keinesfalls fehlen: Ein großer bis an die Decke reichender Weihnachtsbaum. Bunt geschmückt, mit Kugeln in vielen Farben, einer zarten Spitze und zu unser aller Freude einige Regenschirme aus Schokolade. An sonstigen Süßigkeiten fanden wir darauf meist selbstgebackene Kekse.
Eines Weihnachtsabends - ich dürfte das zarte Alter von 5 oder 6 Jahren gerade erreicht haben - standen wir gemeinsam vor dem Weihnachtsbaum und sangen die allseits bekannten Lieder. Wie immer sang Mama am lautesten. Papa brummte mit und wir Kinder blickten mit leuchtenden Augen auf die Sternspritzer und Wunderkerzen und konnten es kaum erwarten, uns auf die Geschenke oder das Geschenk zu stürzen.
Später gab es dann die obligate Nudelsuppe mit Frankfurter Würstel. Dies ist übrigens eine Tradition, die wir bis heute bewahrt haben.
Doch irgendetwas lief schief. Etwas was mich offensichtlich in dem Augenblick höchst erregte. Leider erinnern wir uns nicht daran, was der Auslöser war. Jedenfalls zerstörte ich die Idylle des Abendes durch einen Wutanfall. Da ich mir nicht anders zu helfen wusste, lief ich mitten in den herrlich geschmückten Baum hinein packte ihn beim Stamm und schüttelte ihn nach Leibeskräften.
Kugeln, Kerzen, Kekse und Schokolade purzelten wild durch die Gegend. Meine Eltern waren so baff, dass sie meine Reaktion nicht verhindern konnten.
Welch ein Weihnachten! Ich kommentierte die ganze Misere mit den Worten:
"Jetzt hobts as!"
Wie herrlich und gut es ist, im Schoss im wahrsten Sinn des Wortes guter Eltern aufwachsen zu dürfen, zeigte sich an ihrer Reaktion. Ich wurde zurechtgewiesen. Ich wusste ja selbst, dass es falsch war. Nie wurde mir die Sache vorgeworfen. Im Gegenteil immer wieder lachten wir darüber und noch heute ist uns genau dieser Abend mit dieser Aktion unvergessen.
In dem Sinne: Was immer passiert - Frohe gesegnete Weihnachten
Auch Nephi schreibt darüber.
https://www.lds.org/scriptures/bofm/1-ne/1.1?lang=deu
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