** Waldheimat **
** Als ich die Christtagsfreude holen ging** - Weihnachtsgeschichte von Peter Rosegger

2.tes Kapitel aus der Weihnachtsgeschichte:
Als ich die Christtagsfreude holen ging ...
vom einstigen Waldbauernbub Peter Rosegger
  • 2.tes Kapitel aus der Weihnachtsgeschichte:
    Als ich die Christtagsfreude holen ging ...
    vom einstigen Waldbauernbub Peter Rosegger
  • hochgeladen von Hildegard Stauder

Alles, was Zeit hatte, ging der Kirche zu,
denn der Heilige Abend ist voller Vorahnung und Gottesweihe.
Bevor noch die Messe anfing, schritt der hagere, gebückte Schulmeister
durch die Kirche, musterte die Andächtigen, als ob er jemanden suche.
Endlich trat er an mich und fragte leise, ob ich ihm nicht die Orgel melken wolle, es sei der Messnerbub krank. Voll Stolz und Freude, also zum Dienste des Herrn gewürdigt zu sein, ging ich mit ihm auf den Chor, um bei der heiligen Messe den Blasebalg der Orgel zu ziehen.
Während ich die zwei langen Lederriemen abwechselnd aus dem Kasten zog, in welchen jeder derselben alle Mal wieder langsam hineinkroch,
orgelte der Schulmeister, und seine Tochter sang also:

"Tauet, Himmel, den Gerechten, Wolken, regnet ihn herab!
Also rief in bangen Nächten, einst die Welt, ein weites Grab.
In von Gott verhassten Gründen herrschten Satan, Tod und Sünden,
fest verschlossen war das Tor zu dem Himmelreich empor."

Ferner erinnere ich mich, an jenem Morgen, nach dem Gottesdienste
in der dämmerigen Kirche vor ein Heiligenbild hingekniet zu sein
und gebetet zu haben um Glück und Segen zur Erfüllung meiner bevorstehenden Aufgabe.
Das Bild stellte die vierzehn Nothelfer dar, einer wird doch dabei sein,
der zur Eintreibung von Schulden behilflich ist.
Es schien mir aber, als schiebe während meines Gebetes auf dem Bilde einer sich sachte hinter den anderen zurück.
Trotzdem ging ich guten Mutes hinaus in den nebeligen Tag,
wo alles emsig war in Vorbereitung zum Feste, und ging dem Hause des Holzhändlers Spreitzegger zu.
Als ich daran war, zur vorderen Tür hineinzugehen, wollte der alte Spreitzegger, so viel ich mir später reimte, durch die hintere Tür entwischen.
Es wäre ihm gelungen, wenn mir nicht im Augenblicke geschwant hätte:
Peter, geh nicht zur vorderen Tür ins Haus hinein, wie es dem Waldbauernbuben geziemt. Und knapp an der hinteren Türe trafen wir uns.

"Ah, Bübel, du willst dich wärmen gehen", sagte er mit geschmeidiger Stimme und deutete ins Haus, "na geh dich nur wärmen. Ist heute kalt!"
Und wollte davon. "mir ist nicht kalt", antwortete ich,
"aber mein Vater lässt den Spreitzegger schön grüßen und bitten ums Geld!"
"Ums Geld?" Wieso?, fragte er, "ja richtig, du bist der Waldbauernbub.
Bist früh aufgestanden,heut, wenn du schon den weiten Weg kommst. Rast nur ab. Und ich lass deinen Vater auch schön grüßen und glückliche Feiertage wünschen; ich komm ohnehin ehzeit einmal zu euch hinauf,
nachher wollen wir schon gleich werden."
Fast verschlugs mir die Rede, stand doch unser ganzes Weihnachtsmahl
in Gefahr vor solchem Bescheid.
"Bitt wohl von Herzen schön ums Geld, muss Mehl kaufen und Schmalz und Salz, und ich darf nicht heimkommen mit leerem Sack."

Er schaute mich starr an. "Du kannst es!", brummte er,
zerrte mit zäher Gebärde seine große, rote Brieftasche hervor,
zupfte in den Papieren, die wahrscheinlich nicht pure Banknoten waren,
zog einen Gulden heraus und sagte: "Na, so nimm derweil das,
in vierzehn Tagen wird dein Vater den Rest schon kriegen.
Heut hab ich nicht mehr!"
Den Gulden schob er mir in die Hand, ging davon und ließ mich stehen.

Ich blieb aber nicht stehen, sondern ging zum Kaufmann Doppelreiter.
Dort begehrte ich ruhig und gemessen, als ob nichts wäre:
zwei Massel Semmelmehl, zwei Pfund Rindschmalz, um zwei Groschen Salz. um einen Groschen Germ, um fünf Kreuzer Weinbeerl, um fünf Groschen Zucker, um zwei Groschen Safran und um zwei Kreuzer Neugewürz.
Der Herr Doppelreiter bediente mich selbst und machte mir alles hübsch zurecht in Päckchen und Tütchen,
die er dann mit Spagat zusammen in ein einziges Paket band
und an den Mehlsack so hing, dass ich das Ding über der Achsel tragen konnte, vorne ein Bündel und hinten ein Bündel.
Als das geschehen war, fragte ich mit einer nicht minder tückischen Ruhe
als vorhin, was das alles zusammen ausmachte?
"Das macht drei Gulden fünfzehn Kreuzer", antwortete er mit Kreide und Mund. "Ja, ist schon recht", hierauf ich, "da ist derweil ein Gulden,
und das andere wird mein Vater der Waldbauer in Alpel, zu Ostern zahlen."
Schaute mich der bedauernswerte Mann an und fragte höchst ungleich:
"Zu Ostern? in welchem Jahr?"
"Nach nächst Ostern, wenn die Kohlenraitung ist!"
Nun mischte sich die Frau Doppelreiterin, die andere Kunden bediente,
drein und sagte:  "Lass ihm's nur, Mann, der Waldbauer hat schön öfter auf Borg genommen und nachher alle Mal ordentlich bezahlt."
"Ich lass ihm's ja, werd ihm's nicht wieder wegnehmen,
antwortete der Doppelreiter. Das war doch ein bequemer Kaufmann.
Jetzt fielen mir auch die Semmeln ein, welche meine Mutter noch bestellt hatte. "Kann man da nicht auch fünf Semmeln haben?" , fragte ich.

"Semmeln kriegt man beim Bäcker", sagte der Kaufmann.
Das wusste ich nun gleichwohl, nur hatte ich mein Lebtag nichts davon gehört, dass man ein paar Semmeln auf Borg nimmt, daher vertraute ich der Kaufmännin, die sofort als Gönnerin zu betrachten war, meine vollständige Zahlungsunfähigkeit an. Sie gab mir zwei bare Groschen für Semmeln,
und als sie nun noch beobachtete, wie meine Augen mit den reiffeuchten Wimpern fast unablösbar an den gedörrten Zwetschken hingen,
die sie einer alten Frau in den Korb tat,
reichte sie mir auch noch eine Hand voll dieser köstlichen Sache zu: "Unterwegs zum Naschen!"

Noch lange hernach, und ich trabte mit meinen Gütern reich und schwer bepackt durch die breite Dorfgasse dahin. Überall in den Häusern wurde gemetzgert, gebacken, gebraten, gekellert.
Ich bedauerte die Leute nicht; ich bedauerte sie vielmehr, dass sie nicht ich waren, der mit so großem Segen beladen gen Alpel zog.
Das wird morgen ein Christtag werden!
Denn die Mutter kanns, wenn sie die Sachen hat.
Ein Schwein ist ja auch geschlachtet worden daheim,
das gibt Fleischbrühe mit Semmelbrocken, Speckfleck, Würste, Nieren - Lümperln, Knödelfleisch mit Kren, dann erst die Krapfen, die Zuckernudeln,
das Schmalzkoch mit Weinbeerln und Safran! 

Die Herrenleut da in Langenwang haben so was alle Tag, das ist nichts;
aber wir haben es im Jahr einmal und kommen mit unverdorbenem Magen dazu, das ist was!   
Und doch dachte ich auf diesem belasteten Freudenmarsch
weniger noch ans Essen als an das liebe Christkind und sein hochheiliges Fest.
Am Abend, wenn ich nach Hause komme, werde ich aus der Bibel davon vorlesen, die Mutter und die Magd Mirzel werden Weihnachtslieder singen;
dann, wenn es zehn Uhr wird, werden wir uns aufmachen nach Sankt Kathrein
und in der Kirche die feierliche Christmette begehen
bei Glocken - Musik und unzähligen Lichtern.
Und am Seitenaltar ist das Kripperl aufgerichtet mit Ochs und Esel
und den Hirten und auf dem Berg die Stadt Bethlehem
und darüber die Engel, singend: Ehre sei Gott in der Höhe!

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