Ärzte-Wochenenddienst verkürzt - mit Umfrage
"Die Konsultationen nehmen ab"
Der Ärzte-Wochenenddienst für Allgemeinmedizinier soll attraktiviert werden. Daher werden Stunden gekürzt. Ab Jänner 2020 steht dieser von 8 bis 18 Uhr zur Verfügung, statt wie bisher bis 20 Uhr. Gerd Clement, Bezirksärztevertreter, spricht über die Bedeutung der Änderung für Ärzte und die Situation in Villach Stadt.
KÄRNTEN, VILLACH. Kürzere Dienstzeiten, mehr Geld. Um den Ärzte-Wochenenddienst attraktiver zu machen, treten ab dem neuen Jahr Änderungen in Kraft. So soll der hausärztliche Bereitschaftsdienst statt wie bisher um 20 Uhr dann bereits zwei Stunden früher, um 18 Uhr, enden. Zudem wird besser bezahlt, statt wie bisher 200 Euro für 12 Stunden sollen es dann 450 Euro für zehn Stunden sein.
In der Stadt
Für den Bezirksärztevertreter Villach Stadt, Gerd Clement, eine "logische" Anpassung. Vor allem in städtischen Gebieten. Dem hausärztlichen Wochenenddienst komme immer weniger Bedeutung zu, erzählt er. Clement: "Die Konsultationen am Wochenende werden stetig weniger". Das sei besonders in städtischen Gegenden zu beobachten, wie auch in Villach. Zudem würde man immer mehr mit Banalitäten konfrontiert werden. "90 Prozent aller Fälle sind nicht dringend", so Clement. Bei ernsten Angelegenheiten würden Patienten heutzutage eher ins nächstgelegene Krankenhaus gehen, erzählt der Arzt.
"Auch selbstverschuldet"
Eine Entwicklung, wie sie historisch betrachtet wohl auch "selbstverschuldet" sei, so Clement. "Früher tendierten Ärzte schnell dazu, Patienten ins Krankenhaus zu verweisen", sagt er.
Was aber auch dem hohen Aufkommen geschuldet gewesen wäre. Clement selbst habe früher bis zu 60 Patienten in seinen 48-stündigen Bereitschaften am Wochenende gehabt. "Schon zermürbend, wenn dann am Montag wieder der ordentliche Dienst anstand", ergänzt er.
Villach Nord und Süd
Der Wochenenddienst in Villach ist auf zwei Sprengel geteilt, Villach Nord und Süd. Nicht immer gelingt es beide zu besetzen. Dann kann einer beide Sprengel bedienen, was jedoch nicht extra abgegolten wird, erklärt der Arzt. Darum würden nicht immer beide besetzt sein.
Zum Sprengel Villach Nord kämen überdies noch Arriach und Afritz hinzu.
Versorgungslücken am Land
Derzeit habe man die Einteilung bereits getroffen, fast alle Dienste seien besetzt. Aus Erfahrung weiß er, dass Versorgungslücken eher die ländlichen Regionen betreffen. "Im Lesachtal wird es schon schwierig", so Clement. In der Gemeinde Paternion hätte man derzeit nur 50 Prozent aller Dienste besetzt, dagegen seien in Bad Kleinkirchheim bereits 100 Prozent eingeteilt.
Attraktivere Dienste
Im ORF-Interview spricht Maria Korak-Leiter, Sprecherin der niedergelassenen Ärzte, über die Neuerungen, welche die Attraktivität solcher Dienste steigern sollen. Kritik kommt von Team-Kärnten-Chef Gerhard Köfer: "Man darf nicht vergessen, dass Kärnten sehr zersiedelt ist und viele Täler weit weg von Spitälern liegen."
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Stimmen dazu
Im ORF-Interview spricht Maria Korak-Leiter, Sprecherin der niedergelassenen Ärzte, über die Neuerungen, welche die Attraktivität steigern sollen, solche Dienste zu machen. Damit will man also das Angebot durch Anreize für die Ärzte verbessern.
Köfer übt Kritik: Für Team-Kärnten-Chef Gerhard Köfer geht der Schritt in die falsche Richtung. "Man darf nicht vergessen, dass Kärnten sehr zersiedelt ist und viele Täler weit weg von Spitälern liegen. Die wohnortnahe Versorgung wird immer weiter eingeschränkt", meint Köfer.
Regelung bis 31. Dezember 2019 (außer Klagenfurt Stadt):
- Wochenend- und Feiertagsdienst am Samstag, Sonntag und Feiertag von 7 bis 19 Uhr. Vor einem Feiertag beginnt der Dienst um 14 Uhr und endet um 19 Uhr.
- Für die Zeit zwischen 19 und 7 Uhr gibt es den Telefonarzt (Nummer 141) über das Rote Kreuz.
- Bereitschaftsdienst-Zulage: für eine Zwölf-Stunden-Einheit 203,30 Euro
Regelung ab 1. Jänner 2020 (außer Klagenfurt Stadt):
- Verkürzung der Dienstzeit auf zehn Stunden
- Wegfall der Dienste vor den Feiertagen
- Wochenend- und Feiertagsdienst am Samstag, Sonntag und Feiertag von 8 bis 18 Uhr
- Teilnahme an den Diensten 2020 auf freiwilliger Basis (Allgemeinmediziner)
- Bereitschaftsdienst-Zulage: für eine Zehn-Stunden-Einheit 450 Euro
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