Welt-Aids Tag
"HIV kennt keine Risikogruppen"
Am 1. Dezember ist der Welt-Aids Tag. Die WOCHE hat sich die Situation im Bezirk und darüber hinaus angesehen.
BEZIRK VILLACH (aw). "Natürlich wäre man im Nachhinein vorsichtiger", sagt Patrick Spieler (Name geändert) aus einer Gemeinde in Villach Land. Der junge Mann lebt seit einigen Jahren mit dem HI-Virus, davon wissen würden nur "enge Vertraute": "Nicht jeder verkraftet die Information!"
Neuansteckungen
Derzeit würden zwischen 300 und 400 Personen mit dem HI-Virus in Kärnten leben. Bezirksweise Zahlen zu den Neuansteckungen gebe es nicht, in ganz Kärnten gehe man pro Jahr von zwischen 20 und 40 Fällen aus, berichtet die Aidshilfe Kärnten. Und das quer durch alle Bevölkerungsschichten.
"Hierbei von Risikogruppen zu sprechen ist nicht zulässig. Es gibt keine Risikogruppen, sondern Risikoverhalten, welches zur Übertragung von HIV führen kann", sagt Günther Nagele, Geschäftsführer der Aidshilfe Kärnten. Denn das HI-Virus, betont er, unterscheide nicht nach sozialem Status, Alter, Herkunft oder Geschlecht.
Tabuthema HIV
Obgleich dieser Tatsache werden HIV und Aids nach wie vor "tabuisiert", wissen Experten, wie auch Elisabeth Ebner, Leiterin Juno (Jugendnotschlafstelle) in Villach der Diakonie de La Tour. "Das Thema HIV und Aids scheint in unserer Gesellschaft immer noch ein Tabuthema zu sein und daher müssen die meisten Klienten erst Vertrauen fassen, bevor sie darüber sprechen können." Trotzdem, so Ebner, komme es immer wieder vor, dass sich junge Menschen mit dem Thema an die "Juno" wenden. "Wir beraten sie dann hinsichtlich Präventionsmaßnahmen wie Safer Sex oder Testungsmöglichkeiten."
Das Gefühl, als er das erste Mal mit einer vertrauten Person über seine HIV-Infektion sprach, sei Patrick noch gut in Erinnerung. "Na klar hatte ich Schiss davor. Aber ich hatte wohl Glück", sagt er. Seine Vertrauensperson wäre "gefasst" gewesen, hätte nicht viel gesagt, ihn nur in den Arm genommen. "Ich wusste, dieser Mensch würde mich trotz Infektion nie anders behandeln."
Doch natürlich wünschte sich Patrick, der Medikamente bekommt und dem es "sehr gut" gehe, er hätte damals besser aufgepasst. "Man weiß, dass es HIV und Aids gibt. Aber dass es einen selbst trifft …"
Informationsbedarf
Wie groß der Informationsbedarf tatsächlich ist, zeigt eine Workshop-Evaluierung der Aidshilfe Kärnten der letzten zwei Jahre. 98 Prozent der Jugendlichen fanden die erhaltenen Informationen "wichtig und handlungsleitend" und bestätigen "Neues" erfahren zu haben. "Deshalb ist die Fortführung der präventiven Workshop-Programme der Aidshilfe Kärnten ein unverzichtbarer Beitrag zur Förderung der sexuellen Gesundheit für Jugendliche", sagt Nagele.
Zur Sache
Im Jahr 2017 lebten mit dem HI-Virus weltweit 36,9 Millionen Menschen, davon 1,8 Mio. Kinder unter 15 Jahren. Der Großteil von 19,6 Mio. Menschen (53,1%) in Ost- und Südafrika, in West/Zentraleuropa und Nordamerika waren es 2,2 Mio. was knapp 6 Prozent der weltweit infizierten Menschen entspricht. Im Jahr 2017 gab es 1,8 Mio. Neuinfektionen. Zugang zu einer HIV Therapie hatten im Jahr 2017 weltweit 21,7 Mio. Menschen (59%). Seit Beginn der Epidemie infizierten sich 77,3 Mio. Menschen, 35,4 Mio. verstarben seither.
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