"Too Good To Go" in Villach

Kooperationen und Nachfrage steigen stetig

Lebensmittel retten und dann auch noch sparen? Das geht! Und zwar ausgerechnet mithilfe einer App. "Too Good To Go", heißt der Lebensmittelretter. Mittlerweile kooperieren zahlreiche Cafés, Restaurants, Bäckereien und Supermärkte in Villach und Umgebung. Die Nachfrage steigt stetig. 

VILLACH, VILLACH LAND. Leben wird immer teurer, kaum mehr leistbar, wie es viele Menschen aus der Region beschreiben. Daher suchen sie immer mehr Möglichkeiten Geld zu sparen. Eine davon ist die „Too Good To Go“-App. Neben dem Retten von Lebensmitteln, die sonst entsorgt werden würden, kann man hier preisgünstig an verschiedenste Waren kommen. Brot, Gemüse und Co. werden zu einem Drittel des Originalpreises verkauft. Auf Nachfrage erfahren wir: In Kärnten haben User der App bisher insgesamt über 105.000 Mahlzeiten bei 242 Partnerbetrieben vor der Verschwendung bewahrt, davon 22.410 in der Stadt Villach, wo es 42 Partnerbetriebe gibt – und es werden immer mehr. Der Wachstum der Nutzer der App ist stark: „Vergleicht man die Anzahl der geretteten Portionen in Kärnten vom Monat Mai 2022 (über 90.000) mit Mai 2021 (über 13.000), kommt man auf ein Wachstum von plus 675 Prozent. In der Stadt Villach verhält es sich mit fast 700 Prozent ähnlich“, sagt Theo Koch von „Too good to go“.

Überraschungssackerl

Andrea Köstenberger vom Café Bar Wohnzimmer war die Erste in Villach, die sich entschied mit "Too Good To Go" zu kooperieren. "Ich bin im Lockdown zu Hause gesessen und entdeckte die App und dachte sofort: Was für eine tolle Sache", erzählt sie. So packt sie täglich am Abend Überraschungssackerl mit Waren, wie beispielsweise Kuchen, Brot, Semmeln, die im Café übrig geblieben sind und am nächsten Tag nicht mehr verkauft werden können. Den Preis dafür legt sie selbst fest. "Das Angebot wird sehr gut angenommen. Meine Säckchen werden jeden Tag gebucht", so Köstenberger.

Nachfrage wird stärker

Auch Daniel Bernold vom Café Konditorei Bernold war schnell überzeugt. "Sobald ich von der App erfahren hatte, war mir bald klar, dass das auf jeden Fall Sinn macht köstliche überschüssige Speisen zu retten. Nachhaltigkeit ist uns ein großes Anliegen, so waren wir auch einer der ersten Kunden von "Too Good To Go" in Kärnten", so Bernold. Hier kosten die Überraschungssackerl 3,99 Euro. "Wir bekommen eine kleine Provision und somit haben wir Lebensmittel vor dem Wegwerfen bewahrt", erklärt er. Hauptsächlich verkaufen sie Torten, Schnitten, Mehlspeisen, aber auch Gebäck, Schokoladen oder auch Bonbonieren. "Das Angebot wird immer stärker angenommen. Freigeschaltete Bags sind im Nu verkauft. Man merkt, dass viele etwas gegen Lebensmittelverschwendung unternehmen möchten", sagt Bernold abschließend. Ähnliches berichtet die Bar Italia in der Villacher Innenstadt.

Unkompliziert

Der Biobauernhof Mallhof beschreibt die Kooperation als ganz einfach und unkompliziert. "Wir haben uns für die Möglichkeit die App zu nutzen entschieden, da es uns sehr wichtig ist, keine Lebensmittel und dadurch unnötig Ressourcen zu verschwenden. Wir freuen uns sehr, dass somit unsere handgemachten Produkte, die wir sonst entsorgen müssten, noch eine gute Verwendung finden und auch mit Freude angenommen werden", so das Team vom Mallhof. Verkauft werden hier größtenteils Joghurt, Topfen, Aufstriche, Camembert oder auch Frischkäse, die kurz vor dem Mindeshaltbarkeitsdatum sind. "Das Angebot wird von den Kunden sehr gut und gerne angenommen. Bis jetzt haben immer alle unsere zur Verfügung stehenden Sackerl eine gute Verwendung gefunden", erzählen sie weiter.

Erster Großhändler

Doch nicht nur in Cafés, Bäckerein oder Restaurants ist die Lebensmittelretter-App derweil vertreten. Lebensmittelmärkte wie Spar, Interspar, Eurospar oder auch Hofer kooperieren seit geraumer Zeit – auch die Märkte in Villach und Villach Land. Als erster großer Händler arbeitet Spar bereits seit Februar 2021 mit "Too Good To Go" zusammen und setzt damit ein weiteres Zeichen gegen Lebensmittelverschwendung. "Der Grund, warum wir von Anfang an Partner von TGTG sind, ist, dass wir es für eine gute Idee halten, Lebensmittel, die am Ende des Tages übrig bleiben würden, doch noch verkaufen zu können. Wir tun daneben eine Menge gegen die Lebensmittelverschwendung. So haben wir beinahe überall eine Kooperation mit Sozialmärkten", so Sprecherin Nicole Berkmann.

Veggie-Version

So werden genauso hier Lebensmittel, die untertags nicht verkauft werden konnten, direkt in den entsprechenden Märkten in Überraschungssackerl gepackt und können über die App zu einem Drittel des ursprünglichen Verkaufspreises gekauft werden. Besonders: Die Säcke gibt es auch in einer Veggie-Version. "Die Partnerschaft mit TGTG funktioniert sehr gut. Auch in Villach und Umgebung", so Berkmann weiter. Die Nachfrage in den vergangenen Wochen sei gestiegen. Festlegen, dass es an den Teuerungen liegt, möchte man sich nicht. "Das kann auch damit in Verbindung stehen, dass die App immer bekannter wird", meint Berkmann abschließend.

"Doppelter Diskont"

Der sorgsame Umgang mit Lebensmitteln ist auch Hofer besonders wichtig. Deshalb spendet der Diskonter bereits in all seinen Filialen Lebensmittelüberschüsse an Sozialmärkte, Tafeln & Co. Mit der Partnerschaft zu "Too Good To Go" wollte Hofer noch einen Schritt weitergehen. "Gerade in Villach werden aktuell alle Hofer-Überraschungskisterl reserviert und abgeholt. Die Bewertungen sind ebenfalls sehr gut. Das Angebot wird somit sehr gut angenommen und die Hofer Überraschungskisterl gehören in dieser Region zu den beliebtesten", heißt es seitens des Diskonters.