"Kultur der 80er Jahre prägt Villach jetzt"

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VELDEN (dg). WOCHE: Zum fünften Mal findet das internationale Humorfestival heuer statt. Ist Humor international verstehbar?
HÖLBLING: Ja, vor allem die visuelle Comedy braucht keine mündliche Sprache. Dieser Witz wird überall auf der Welt verstanden. Man denke nur an Mr. Bean oder Charly Chaplin.
Begriffe wie das (politische) Kabarett und Comedy werden im Sprachgebrauch oft vermischt. Wie sehen Sie diese Thematik?
Lassen Sie mich das so erklären: Für mich ist Kabarett das Wiener Kaffeehaus. Comedy, wie sie oft in den deutschen Sendern gezeigt wird, ist für mich mit Starbucks vergleichbar. Comedy ist wie aromatisierter, vorgezuckerter Kaffee. Comedy ist stark vom Fernsehen geprägt, eine gewisse Flachheit ist zu erkennen.
Wie sieht es mit der Kärntner Kabarettszene aus?
Es gibt in Kärnten wenige institutionalisierte Spielorte für das Kabarett. Das ist ein strukturelles Problem. Kärnten ist ein Land der Literatur, der Musik und der bildenden Kunst, aber sicher kein Kabarettland.
Auch die studentische Szene ist hier zu klein, anders als in Wien oder Graz.
Kabarett hat also einen geringen Stellenwert, im Gegensatz zum Fasching?
Seit ich in Kärnten lebe, ist mir aufgefallen, dass sich einige Faschingsakteure selbst auch als Kabarettisten bezeichnen.
Außerhalb Kärntens hat der Fasching aber keine Bedeutung, anders als das Kabarett. Generell gehen Faschingsakteure herkömmlichen Berufen nach, während ein Kabarettist ausschließlich davon lebt. Da ist eine andere Professionalität dahinter.
Ihre Figur des pedantischen Helfried ist schon zwölf Jahre alt. Wann geht Helfried in Pension?
Ich habe drei Bühnenprogramme als Helfried geschrieben. Diese führe ich hin und wieder auf.
Neue Stücke für die Helfried-Figur werden nicht mehr entstehen. Dagegen ist Helfried ein gerngesehener Moderator bei diversen Veranstaltungen, so auch beim Humorfestival.
Ist der heurige Wahlkampf ein Fundus für ein neues Kabarettprogramm?
Naja, ein Dobernig und ein Scheuch haben der politischen Realsatire sicher mehr Stoff gegeben.
Auch auf Bundesebene ist derzeit nicht sehr viel Inspiration zu holen. Ein Spindelegger oder Neugebauer ist eher mäßig interessant. In Zeiten von Syrien und Fukushima beschäftigt sich die Österreichische Politik zu sehr mit „Nudelthemen“.
Das Humorfestival bewerben Sie mit zwei Plakatsujets für Klagenfurt und Villach. Am Villacher Plakat sagen Sie, dass der bekannte Villacher Satireherbst dieses Jahr in Velden beim Humorfestival stattfindet. Eine provokante These.
Ich lade die Villacher dazu ein, sich qualitativ hochwertiges Kabarett in Velden anzusehen. Schade finde ich, dass der ehemalige Kulturamtsleiter Christian Gröchenig sang- und klanglos verschwunden ist. Das neue Villacher Kulturprogramm nach der Ära Gröchenig wirkt für mich zusammengewürfelt und beliebig.
Was meinen Sie damit?
Das neue Villacher Kulturprogramm wirkt wie jenes von Bruck/Mur in den 80er-Jahren.
Nach der Ära Gröchenig sieht die Stadt Villach Kultur zu sehr als Posten der Kulturverwaltung anstatt von Kulturmanagement. Es gibt zwar honoriges Tournee-Theater, aber das Angebot der zeitgenössischen Kultur hat jetzt einen geringeren Stellenwert. Das sage ich als Künstler und als Kulturkonsument.

Zur Sache:

Das 5. Internationale Humorfestival findet von 19. bis 22. September im Casineum Velden statt. Das Gesamtprogramm auf www.humorfestival-velden.at

Am Donnerstag, 19. September, treten ab 19.30 Uhr das Kabarett-Duo ExtraArt (D) und der österreichische Musik-Kabarettist Christopf Spörk auf.

Tom Murphy aus den USA zeigt am Freitag, 20. September, 19.30 Uhr Clownerie.

Zur Person:

Neben Julia Sobieszek und Jürgen Gschiel ist Christian Hölbling alias Helfried der dritte Organisator vom 5. Humorfestival in Velden.

Seit dem Jahr 1991 ist der gebürtige Steirer als Kabarettist auf der Bühne tätig.

Seine Paraderolle ist die Figur des Helfrieds. Diese Figur entstand im Jahr 2000 und lässt sich als staubtrockener Studienrat charakterisieren.

Auszeichnungen: 2004 Hamburger Comedy Pokal, 2003 Hessischer Kleinkunstpreis, 2002 Prix Pantheon, 2001 Wiener Kabarett Förderpreis.

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