Villach
Neue Stadtmarketing-Geschäftsführerin - „Müssen Synergien nutzen“

Claudia Kohl im Gespräch
3Bilder

Ab sofort steht die Villacher Stadtmarketing GmbH unter neuer Führung. Claudia Kohl im Interview über ihre Ziele als neue Geschäftsführerin und die künftige Entwicklungen in der Villacher Innenstadt.

VILLACH. Im Villacher Stadtmarketing bricht per Anfang Juni eine neue Zeitrechnung an. Der langjährige Geschäftsführer Gerhard Angerer verabschiedete sich in die Pension. Ihm folgt die studierte Betriebswirtin und Immobilienmanagerin Claudia Kohl (38) nach. Der DRAUSTÄDTER bat die Villacherin zum Interview.

Frau Kohl, willkommen in Villach. Viele Aufgaben stehen an. Gibt es ein Thema, das Ihnen ganz besonders wichtig ist, das Sie als erstes angehen werden?
Claudia Kohl: Das Stadtmarketing umfasst viele Branchen und Erlebnisbereiche, daher freue ich mich mit meinem Start im Juni auf viele Stakeholder-Gespräche zu unterschiedlichen Themen. Einer meiner ersten Schritte wird es sein, die bunte Palette an Themenbereichen und Ideen zusammenzuführen und in Partnerschaften für die Zukunft unserer Stadt auszuarbeiten sowie in die Umsetzung zu begleiten. Unsere Standortqualität ist einzigartig, unsere Leitbetriebe zukunftsfit, unsere Menschen vielfältig - ich möchte all das, was Villach stark macht, in Projekten einen Ausdruck verleihen und erlebbar machen.

Kohl mit dem STAMA-Aufsichtsratsvorsitzenden Hubert Marko | Foto: Stadtmarketing
  • Kohl mit dem STAMA-Aufsichtsratsvorsitzenden Hubert Marko
  • Foto: Stadtmarketing
  • hochgeladen von Thomas Klose

Ein Thema, das alle Innenstädte betrifft: Sie leben in Konkurrenz zu Shoppingcentern am Stadtrand und vor allem in Konkurrenz zum Onlinehandel. Wie können sich Innenstadt-Betriebe gegenüber dem Online-Handel positionieren?
Statt in der Spirale des Konkurrenzdenkens festzuhalten, empfehle ich unter den bestehenden Gegebenheiten sich die Frage zu stellen, warum Kunden auf Einkaufs-, Shoppingcenter oder den Onlinehandel zurückgreifen. Was können wir aus den veränderten Kundenbedürfnissen lernen und für die innerstädtischen Betriebe bestmöglich nutzen? Für Online-Giganten mit ihren Portalentwicklungen können wir als Einzelunternehmer kein Wettbewerb sein, vielleicht jedoch in einer starken Gemeinschaft? Die weltweiten Versandhändler können durch reine Online-Kommunikation zwar nie unfreundlich sein, jedoch auch nie eine persönliche Kundenbindung aufbauen. Das Stadtmarketing wird auch weiterhin ein starker Partner für die Innenstadtbetriebe sein, wenn es darum geht, analog und digital zu verbinden und eine Kombination der beiden Welten im möglichen Rahmen bestmöglich umzusetzen, um wettbewerbsfähig zu bleiben.

Immer wieder hört man Sätze wie: Künftig wird man in der Innenstadt vor allem wohnen und nicht mehr einkaufen. Eine Statistik von Standort und Markt könnte diesen Annahmen einen Nährboden geben. So gab es zwischen 2013 und 2020 in Villach eine Verkaufsflächenreduktion von minus 9,7 Prozent. Nirgendwo sonst in Österreich gingen im gleichen Zeitraum mehr Verkaufsflächen verloren. Wie sehen Sie das Thema?
Real Estate-Experten sind sich einig: Wenn ein Zuzug im Bereich des Wohnens vermerkt wird, ist dies auch ein positiver Effekt als Frequenzbringer der gesamten Innenstadt. Ein Anstieg an innerstädtischen Wohnimmobilien führt zu einer Positivspirale für die Gastronomie und Hotellerie, für Dienstleistungsbetriebe, Nahversorger, den Handel usw. Hierbei geht es nicht um entweder wohnen oder einkaufen, es muss wohnen und einkaufen, arbeiten, besuchen und erleben heißen - denn alles hängt von einander ab. Zusammenhänge zu erkennen und Synergieeffekte zu nutzen, soll unser Credo sein. „Standort und Markt“ stellt im erwähnten Marktbericht auch die unumgängliche diversifizierte Betrachtung der Ergebnisse im Detail dar. Sprechen wir beispielsweise von Top-, Nebenlagen, oder von A-Lagen? Wird neben der Betrachtung der Verkaufsflächenreduktion auch ein Qualitätsanstieg gegenübergestellt? Durch weitere Impulssetzungen in Villach, mit neuen Nutzungsvarianten, Weiterentwicklung der Begegnungszonen und innovativen kreativen Zugängen für kurzfristige Leerstände werden wir auch diese Herausforderung meistern.
Grundsätzlich sehe ich hier anhand der Benchmarks wenig Besorgniserregendes.

Die Eventisierung des „Wohnzimmer Villach" soll weiterentwickelt werden.
  • Die Eventisierung des „Wohnzimmer Villach" soll weiterentwickelt werden.
  • hochgeladen von Thomas Klose

Die Corona-Folgen für den Handel sind eine Art Blackbox. Manche sagen, die Pleitewelle kommt erst, wieder andere sehen die Folgen nicht so schlimm. Glauben Sie, dass die Corona-Nachwehen die Villacher-Innenstadt-Geschäfte noch treffen könnten?
Wie Sie in Ihrer Frage bereits korrekt anführen, wäre hier eine fachliche Einschätzung ein Blick in die Glaskugel. Erst nach dem Auslaufen der staatlichen Unterstützungsleistungen werden wir die Folgen abschätzen können. Betriebe, die auch während der Pandemie Kundenbeziehungen gepflegt haben, werden meiner Einschätzung nach auch weiterhin auf ihre Gäste zählen können. Die Marktentwicklung im Handel zeigt, wie eingangs besprochen auf, dass eine digitale Vernetzung und Sichtbarkeit aus Kundensicht neben persönlicher Dienstleistung/Beratung schon als Standard gesehen wird.

Das Stadtmarketing ist für die Eventisierung und die Shopflächen der Innenstadt zuständig. Ein wichtiger Baustein, die Hardware sozusagen, ist jedoch die Stadt- und Verkehrsplanung. Werden Sie sich bei derlei Themen, etwa bei den Konzepten zur Schaffung des neuen Villacher Wochenmarktes, mit Ideen einbringen?
Das Stadtmarketing ist kein Eigentümervertreter der innerstädtischen Liegenschaften, jedoch können wir gemeinsam mit den Interessenvertretern in Gesprächsrunden Risiken und Chancen ausarbeiten und gemeinsam Weichenstellungen setzen. Dabei ist mir meine berufliche Erfahrung, speziell im Immobilienbereich, sicher von Vorteil. Es gilt, eine zielgerichtete und frequenzfördernde Nutzungsverdichtung im Bezug auf die Hardware zu schaffen und gleichzeitig die Eventisierung des „Wohnzimmer Villach“ weiterzuentwickeln. Ich werde gerne meine Erfahrungen und Ideen zu allen Themenbereichen, wie auch dem Wochenmarkt, einbringen - jedoch bin ich davon überzeugt, dass gemeinsam mehr gelingt, und wir in unserer Region Symbiosen weiter stärken sollten.

Thema Events im Sommer. Kann man hier schon etwas verraten? Die Freitracht wird es ja wieder geben. Gibt es auch einen Plan für eine Art „Ersatzkirchtag im Kleinformat“?

Leider ist das Risiko derzeit noch zu groß, unseren geliebten Kirchtag heuer wieder stattfinden zu lassen. Es wird keinen Ersatzkirchtag geben, denn unser gemeinsames oberstes Ziel ist die Gesundheit der Menschen. Inszenierungen im Kleinformat werden derzeit besprochen und unter den aktuellen Vorgaben des Bundes in ihrer Umsetzung überprüft. Mein Anliegen dabei ist die Wertschätzung und Wertschöpfung gegenüber der Betriebe in alternativen Formen auch in Zeiten der Pandemie bestmöglich zu unterstützen.

Anzeige
Ein Event für alle: THE LAKE ROCKS SUP FESTIVAL am Faaker See vom 9. -14. Mai.  | Foto: Andy Klotz Fotografie
24

THE LAKE ROCKS SUP Festival 2024
Paddelspaß für alle am Faaker See

Die Stand Up Paddel Welt blickt Anfang Mai wieder auf den Faaker See und macht das THE LAKE ROCKS Festival zu einem Event für jedermann: Es lädt zum Anfeuern, Ausprobieren und Mitpaddeln. FAAKER SEE. Villach wird einmal mehr seinem Ruf als DIE Paddelstadt im Alpen-Adria-Raum gerecht, wenn vom 9. bis 12. Mai 2024 das THE LAKE ROCKS SUP Festival zum dritten Mal in die Draustadt einlädt. Wettkämpfe, Rahmenprogramm und kostenlose Testmöglichkeiten bieten ein abwechslungsreiches Programm für...

Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

Du willst eigene Beiträge veröffentlichen?

Werde Regionaut!

Jetzt registrieren

Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.